ESPOO (dpa-AFX) - Der finnische Energiekonzern Fortum
Im vergangenen Jahr hat Fortum vor allem von den hohen Energiepreisen profitiert. Das Ergebnis im operativen Geschäft stieg auf vergleichbarer Basis um 89 Prozent auf über 2,5 Milliarden Euro. Davon entfielen rund 500 Millionen auf Russland.
Ein erheblicher Teil davon kommt von der Uniper-Tochter Unipro, an der der Düsseldorfer Konzern zu 84 Prozent beteiligt ist. Außerdem stehen bei Uniper knapp 1 Milliarde Euro Investment an der wegen des Kriegs auf Eis gelegten Gaspipeline Nord Stream 2 im Feuer. Fortum halte sich an alle geltenden Gesetze und Vorschriften, einschließlich Sanktionen, und bereite sich auf verschiedene Szenarien vor, hieß es Donnerstag.
Uniper hatte bereits tags zuvor mitgeteilt, an seinem Geschäft in Russland festhalten zu wollen. "Bestehende Verträge zur Strom- und Gasversorgung in Russland und Europa, für die russische Gasimporte eine wesentliche Rolle spielen, werden wir einhalten", sagte ein Sprecher des Energiekonzerns der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Dies sei angesichts der großen Abhängigkeit von russischem Gas keine Überraschung, hieß es von der Investmentbank JP Morgan. Von der gesamten Gaskapazität von 370 Terawattstunden stammten 200 Terawattstunden aus Russland. Knapp 5000 der insgesamt rund 11 500 Uniper-Beschäftigten arbeiten bei der russischen Tochtergesellschaft Unipro. Die Beteiligung macht rund 20 Prozent des operativen Gewinns (Ebitda) von Uniper aus.
Die Beteiligungen in Russland haben auch die Aktien von Uniper und Fortum in den letzten Tagen verstärkt unter Druck gesetzt. Der Abschlag der Fortum-Papiere summiert sich an der finnischen Börse im vergangenen Monat auf rund ein Drittel. Am Donnerstag ging es nach Vorlage der Geschäftszahlen um rund viereinhalb Prozent abwärts auf 16,30 Euro und damit auf das Niveau vom Herbst 2020.
Und auch die Uniper-Papiere weiteten ihre Verluste der vergangenen Tage aus und fielen zeitweise mit mehr als 10 Prozent erstmals seit fast zwei Jahren unter die Marke von 23 Euro. Damit summiert sich der Kursrutsch seit Anfang vergangener Woche bei Uniper auf über 40 Prozent. Mit der fortgesetzten kriegerischen Auseinandersetzung und den einschneidenden Sanktionen gegen Russland seien folglich unmittelbar operative Risiken für den Stromerzeuger verbunden, hieß es an der Börse.
Fortum hält momentan mehr als drei Viertel der Anteile an Uniper, eine Aufstockung ist denkbar. So hatten sich die Finnen nur bis Ende 2021 verpflichtet, auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag inklusive eines Herausdrängens der Kleinanleger zu verzichten. Größter Anteilseigner bei Fortum wiederum ist der finnische Staat mit über 50 Prozent der Anteile./lew/mne/jha/
Quelle: dpa-Afx