REGENSBURG (dpa-AFX) - Die abzuspaltende Continental
Vitesco hatte 2020 insgesamt vor Zinsen und Steuern und um Sonderkosten bereinigt 92 Millionen Euro Verlust gemacht. Dabei hat das Geschäft mit Elektroteilen mit minus 346 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Aber auch die Corona-Pandemie lastete auf dem Geschäft, der Umsatz schmolz um knapp 12 Prozent auf 8,0 Milliarden Euro. Mittelfristig - das heißt in drei bis fünf Jahren - strebt Vitesco bei der operativen Marge (ber Ebit) insgesamt einen Wert von 7 bis 9 Prozent an. Im Geschäft ohne das noch junge Elektrogeschäft dürften laut Wolf schon bald wieder prozentual zweistellige Margen erreicht werden.
Vitesco soll im zweiten Halbjahr per reinem Spin-off mit Börsennotierung von der Konzernmutter abgespalten werden, falls die Conti-Hauptversammlung Ende April zustimmt. Bei diesem Verfahren bekommen Conti-Aktionäre zusätzlich einfach Aktien des neuen Unternehmens ins Depot gebucht, der Wert ergibt sich am Kapitalmarkt.
Dabei geht Vitesco zunächst schuldenfrei in die Zukunft, weil Conti dem Unternehmen einen komfortablen Puffer aus Geld mit an die Hand gibt in Höhe von zuletzt 663 Millionen Euro. "Wir starten jetzt wirklich ohne Verschuldung, brauchen aber noch ein bisschen Geld um bestimmte Anpassungen vorzunehmen", sagte Wolf. Beim Spin-off sollten schließlich zwei gesunde Unternehmen aus der Aufspaltung hervorgehen.
Vitesco hat sich zum Ziel gesetzt, den Bedarf an finanziellen Mitteln aus dem eigenen Geschäft stemmen zu können. Mittelfristig hat sich das Management eine Obergrenze bei der Nettoverschuldung vom Einfachen des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gegeben. Die Dividendenpolitik soll bei mittelfristig zwischen 15 und 30 Prozent Ausschüttungsquote liegen.
Conti wollte die Sparte mit herkömmlicher Verbrennertechnik und Elektrokomponenten schon seit Jahren abspalten und hatte zunächst einen Teilbörsengang im Auge, was aber nicht gelang. Conti selbst will sich bei der Autozulieferung stärker auf Software und Elektronik konzentrieren.
Dafür fällt bei der Konzernmutter auch ein starker Umbau des Personals an - von derzeit 236 000 Stellen stehen in den nächsten Jahren bis zu 30 000 auf dem Prüfstein. "Wir haben grob 40 000 Mitarbeiter", sagte Wolf zu möglichen Umbauen bei Vitesco. Ziel sei es, die Mitarbeiter mit in Richtung Elektromobilität zu nehmen. "Unser Mitarbeiterstamm bleibt in etwa der Gleiche", stellte er in Aussicht. Dabei gebe es aber je nach Standort auch Unterschiede.
Im Jahr 2025 schätzt Vitesco den möglichen Wertbeitrag von Komponenten je batterieelektrischem Fahrzeug auf das Fünffache dessen, was Verbrennerantriebe 2018 einbrachten. Der potenzielle Inhalt der von Vitesco lieferbaren Komponenten könnte von 510 Euro je Auto bei einem Verbrenner 2018 auf rund 2400 Euro in einem reinen Elektroauto steigen - wenn denn Vitesco alleiniger Zulieferer für diese Teile werden würde. Davon will Vitesco möglichst viel Anteil abhaben.
Ende 2020 verzeichnete Vitesco einen Auftragsbestand für Elektrifizierungsprodukte von mehr als 13 Milliarden Euro. Wolf rechnet mit weiteren bedeutenden Auftragseingängen 2021 und 2022. Der Markt wachse in diesem Bereich um jährlich rund 30 Prozent - und Vitesco wolle spürbar über dem Marktwachstum abschneiden. Mittelfristig rechnet Wolf im Kerngeschäft mit einem Umsatzanteil von Elektrokomponenten von mehr als 30 Prozent. Das sollen dann mehr als 2 Milliarden Euro Erlös sein./men/ssc/jha/
Quelle: dpa-Afx