MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Einhaltung von Rechtstreue-Vorschriften kostet die Finanzbranche nach einer Schätzung weltweit 206 Milliarden US-Dollar im Jahr - umgerechnet 193 Milliarden Euro. In Europa, dem Mittleren Osten und Afrika sind die Compliance-Kosten demnach mit insgesamt 85 Milliarden Dollar besonders hoch, in Nordamerika mit 61 Milliarden Dollar etwas niedriger. Der IT-Sicherheitsdienstleister Lexis Nexis Risk Solutions veröffentlichte die vom US-Beratungsunternehmen Forrester erstellte Analyse am Mittwoch.
Die Schätzung basiert auf Hochrechnungen, Quelle sind die von 1181 Führungskräften aus der internationalen Finanzbranche genannten Zahlen zu den Compliance-Kosten ihrer jeweiligen Unternehmen. Knapp zwei Drittel dieser befragten Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und sonstigen Finanzdienstleister verwalten demnach mehr als 10 Milliarden Dollar Kapitalanlagen. In der Zahl von 206 Milliarden Dollar nicht gegengerechnet sind die finanziellen Schäden, die die Finanzkriminalität weltweit verursacht. Diese belaufen sich nach verschiedenen Schätzungen alljährlich auf eine Billionensumme.
Mit "Compliance" gemeint sind die Regularien, die die Rechtstreue des Finanzsektors sicherstellen sollen. Dazu zählen explizite Vorgaben gegen Geldwäsche und sonstige Finanzkriminalität ebenso wie die Vorschriften zur Einhaltung von Wirtschaftssanktionen oder Risikomanagement und Dokumentationspflichten.
Knapp 80 Prozent der befragen Finanzführungskräfte beklagten, dass die Komplexität der Compliance-Vorschriften ihre Geschäftsaktivitäten erschwere. Gleichzeitig berichtete die Mehrheit aber auch von einem Anstieg der Finanzkriminalität, unter anderem bedingt durch die zunehmende Verbreitung digitaler Zahlungen.
Korruption und Bestechung im internationalen Handel sind demnach ebenfalls ein großes Thema, unter anderem weil Kriminelle versuchen, ihre Einnahmen aus verbotenen Geschäften mithilfe gefälschter Rechnungen, Zollerklärungen und Frachtdokumente zu tarnen./cho/DP/zb
Quelle: dpa-Afx