ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizerische Nationalbank SNB hat in der Corona-Krise einen erheblichen Betrag aufgewendet, um sich gegen die Aufwertung des Schweizer Franken zu stemmen. Im ersten Halbjahr seien insgesamt 90 Milliarden Franken (etwa 83 Mrd Euro) für Interventionen am Devisenmarkt aufgewendet worden, teilte die SNB am Mittwoch in Zürich mit.
Die Interventionen der Notenbank sind notwendig geworden, weil der Franken an den Finanzmärkten als Rückzugsort in unruhigen Zeiten geschätzt wird. Aufgrund der Corona-Krise hatten sich viele Anleger vor allem im März und April aus riskanteren Anlagen wie Aktien verabschiedet und sichere Zufluchtsorte für ihr Geld gesucht. Fündig wurden sie nicht zuletzt im Franken.
Für die Wirtschaft der Schweiz bringt eine starke heimische Währung jedoch Probleme mit sich. Zum einen belastet sie die Tourismusbranche, weil Reisen in die Schweiz mit steigendem Frankenkurs teurer werden. Zum anderen verteuern sich Warenexporte der Eidgenossenschaft mit steigendem Wechselkurs. Beides lastet auf der ohnehin durch die Corona-Pandemie geschwächten Schweizer Wirtschaft. Dem stellt sich die Zentralbank mit ihren Interventionen entgegen.
Die Notenbank bewegt sich mit ihrem Kurs jedoch auf riskantem Terrain: Die USA führen die Schweiz seit längerem auf einer Liste mit Ländern, die sie der Devisenmanipulation verdächtigen. Die US-Regierung hat deshalb zu einer raschen Veröffentlichung von Devisendaten gedrängt. Diesem Drängen scheint die SNB nachzukommen, denn es ist das erste Mal, dass die Notenbank ihre Interventionsbeträge zeitnah in einem Quartalsbericht veröffentlicht. Bisher ist dies mit deutlich größerem Zeitabstand erfolgt.
Die SNB stemmt sich schon seit langem gegen eine zu starke Aufwertung des Franken. Nicht nur interveniert sie am Devisenmarkt. Auch hatte sie zeitweilig eine Obergrenze für den Frankenkurs eingezogen, die sie mittlerweile aber wieder aufgegeben hat. Zudem liegt ihr Leitzins mit minus 0,75 Prozent extrem tief. Auch das sehen Fachleute als eine Maßnahme zur Verhinderung eines zu starken Franken./bgf/ssc/jha/
Quelle: dpa-Afx