DORTMUND/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach langer Zeit ohne Zuschauer dürfen die Fans endlich wieder ins Stadion - doch die Reaktionen bei Vereinen wie den Bayern oder dem BVB und Verbänden fällt unterschiedlich aus. Dank verbindlicher Zusagen aus der Politik sollen nach einer Entscheidung der Länder wieder bis zu 25 000 Zuschauer bei Spielen der Fußball-Bundesliga zugelassen werden. Borussia Dortmunds Chef Hans-Joachim Watzke reagierte zerknirscht, der neue Bayern-Chef Oliver Kahn schien mit der Regelung zunächst gut leben zu können. Auch aus anderen Sportligen waren die Reaktionen nicht nur positiv.
"Für den Augenblick ist die Regelung, maximal 25 000 Fans zuzulassen, okay. Auf Dauer halte ich diese Größenordnung allerdings für sehr willkürlich und bin nicht bereit, das ewig mitzutragen. Unser Stadion ist mit über 81 000 Plätzen schließlich auch deutlich größer als viele andere der Liga", sagte Watzke der "Bild".
Der neue Bayern-Vorstandsvorsitzende Kahn begrüßte grundsätzlich die Rückkehr von Fans. "Es ist eine gute Nachricht, dass wieder Zuschauer in die Arena dürfen. Der deutsche Fußball-Rekordmeister stehe "im Austausch mit den Behörden", um Details zu klären.
Der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, Michael Meeske, sagte: "Wir begrüßen die Entscheidung und halten sie in Anbetracht der aktuellen Situation für ein gutes Einstiegsszenario, auf das wir dann bei gutem Verlauf entsprechend aufbauen können." Auch Leverkusens Chef Fernando Carro sprach von einer guten "Perspektive" und versprach sich "eine gewisse Planungssicherheit".
Zum Start der nächsten Fußball-Bundesliga-Saison wollen die Länder große Sportveranstaltungen mit bis zu 25 000 Zuschauern wieder zulassen. Für "große Sportveranstaltungen mit länderübergreifendem Charakter" gilt laut Beschluss: Bei mehr als 5000 Zuschauern darf maximal die Hälfte der am Veranstaltungsort möglichen Zuschauer zugelassen sein, aber normalerweise nicht mehr als insgesamt 25 000 Menschen. Bayern will die Obergrenze aber bei 20 000 Fans ziehen.
Die Neuregelung ist zunächst für den Zeitraum bis zum 11. September vorgesehen - so lange ist derzeit auch die so genannte epidemische Lage von nationaler Tragweite befristet, die dem Bund in der Pandemie weiterreichende Kompetenzen verschafft.
Das sorgt bei der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für Ungewissheit. Am 9. September soll die Saison starten. "Was sich konkret dadurch ändert, wissen wir noch nicht", heißt es bei der DEL, die sich mit anderen Sportverbänden derzeit austausche. "Im Grundsatz ist die Nachricht im Gegensatz zu vorher erst mal positiv. Aber weder die DEL noch die Clubs sind zu euphorisch in der Hoffnung, dass dies nur ein erster Schritt für mehr ist. Wir wissen, wie sich die Dinge entwickeln können", sagte ein Sprecher am Mittwoch.
Fraglich bleibt, wie die Basketball-Bundesliga (BBL) - Start am 23. September - und die Volleyball-Bundesliga - Beginn am 6. Oktober - mit der neuen Regelung umgehen, da beide Ligen erst nach dem bisher geplanten Ende der Neuregelung starten. Stefan Holz, BBL-Geschäftsführer, stufte die neue Zuschauerregelung als positiv ein. Dies sei "mal ein Schritt, aber das kann noch nicht das Ende sein", sagte der Funktionär am Mittwoch. Konkret kritisierte Holz, dass die Regeln für eine Zuschauerzahl von unter 5000 Personen derzeit noch zu schwammig seien - darüber sei es deutlich klarer. "Ich finde es für unter 5000 Fans noch unrund", sagte Holz.
Da in der BBL häufig weniger als 5000 Zuschauer in den Hallen sind, sind hier noch einige Fragen offen. "Das Fragezeichen haben die anderen Ligen auch ein bisschen im Gesicht", erklärte Holz. "Ernüchternd" nannte der Bundesliga-Chef, dass die Lockerungsschritte weiter an den Corona-Inzidenzwerten hängen. Als Vorschlag brachte er ins Spiel, dass man auch in der Halle unter bestimmten Voraussetzungen wieder eine Vollauslastung wagen könne. "Ich weiß nicht, was gegen eine volle Halle mit Geimpften spricht", sagte Holz.
Die Handball-Bundesliga rechnet zum Start der neuen Saison im September mit teilweise vollen Hallen. Unklarheit besteht aber wegen der Ansage, dass "gewisse Voraussetzungen" erfüllt sein müssen. "Wenn das heißt, dass Zuschauer 1,50 Meter Abstand nach rechts, links, oben und unten einhalten müssen, werden aus den erlaubten 5000 Zuschauern schnell nur noch 1000", sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann. "Derzeit sehe ich keine Differenzierung zwischen Outdoor und Indoor."
Die Begrenzung im Fußball auf 25 000 Zuschauer trotz unterschiedlicher Stadionkapazitäten scheine zunächst aus der Luft gegriffen, sei sie aber nicht, meinte der HBL-Geschäftsführer. Es gehe darum, Gedränge auf Zuwegungen oder in Bahnen und Bussen zu vermeiden. Deshalb sei die einheitliche Größe gewählt worden./sfx/DP/stw
Quelle: dpa-Afx