BERLIN (dpa-AFX) - Immer mehr Handelsunternehmen in Deutschland bieten ihre Produkte und Dienstleistungen sowohl im Internet als auch in klassischen Geschäften vor Ort an. Nach einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sagten 85 Prozent der befragten Händler, dass sie "hybrid" agieren, also online und stationär verkaufen.
Damit setzt sich ein Trend fort: Vor der Pandemie 2019 waren es noch 66 Prozent, die sowohl online als auch in Geschäften verkauften, 2021 schon 77 Prozent. Komplett auf einen Online-Verkauf verzichten demnach derzeit nur noch acht Prozent der Händler in der Bundesrepublik, 2021 waren es noch 16 und 2019 sogar 25 Prozent. Ausschließlich online sind nur fünf Prozent der Handelsunternehmen unterwegs. Dieser Wert sank im Vergleich zu den gleich gelagerten Umfragen in den Jahren 2021 und 2019 sogar um einen Prozentpunkt.
Für die Studie wurden 503 Unternehmen aus Groß-, Einzel- und Kraftfahrzeughandel mit mindestens 10 Beschäftigte befragt. Die statistische Fehlerspanne liegt bei plus/minus vier Prozent in der Gesamtstichprobe.
Die Händler, die online aktiv sind, setzen vor allem auf eigene Shops auf ihrer Website. 93 Prozent verwenden diesen Absatzkanal. An zweiter Stelle steht mit 87 Prozent die E-Mail-Bestellung, gefolgt von Online-Marktplätzen und Verkaufsplattformen (69 Prozent). Deutlich seltener werden Social-Media-Plattformen (23 Prozent) und unternehmenseigene Apps (13 Prozent) verwendet.
Deutlich zurückhaltender sind die Handelsunternehmen in Deutschland beim Trendthema "Künstliche Intelligenz": Zwar sagen 56 Prozent der Befragten, der Einsatz von KI-Technologien werde entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit im Handel sein. Gleichzeitig nimmt aber eine deutliche Mehrheit eine abwartende Haltung ein. 73 Prozent sagten: "Beim Einsatz von neuen KI-Technologien wie zum Beispiel ChatGPT warten wir in der Regel erst einmal, welche Erfahrungen andere machen." Aber nur 26 Prozent glauben, dass KI nur ein Trend sei, der bald vorübergehen werde.
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sagte, er rate den Handelsunternehmen dazu, diese abwartende Haltung aufzugeben: "Wait and See ist selten eine gute Strategie." Die Einstiegshürden für den KI-Einsatz seien derzeit so niedrig wie noch nie. "Vom Kundenservice bis zur Werbekampagne, von der Einkaufsplanung bis zur Produkteinführung - KI kann im Handel fast überall sinnvoll eingesetzt werden."
Mit der neuen Technologie seien aber auch Sorgen verbunden, räumte Rohleder mit Blick auf die Umfrageergebnisse ein: Drei Viertel (76 Prozent) der Handelsunternehmen befürchten demnach, durch den Einsatz von KI im Kundenservice werde eine Entfremdung von der Kundschaft vorangetrieben. 72 Prozent sind besorgt, dass massenhaft KI-generierte Fake-Bewertungen ihrem Unternehmen schaden könnten./chd/DP/mis
Quelle: dpa-Afx