BERGISCH GLADBACH (dpa-AFX) - Wegen Sicherheitsmängeln an Autos sind dem Branchenexperten Stefan Bratzel zufolge zwischen 2011 und 2020 allein in den USA 331 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten zurückgerufen worden - "das heißt, es wurden mehr als doppelt so viele Fahrzeuge zurückgerufen als im gleichen Zeitraum an Neuwagen verkauft wurden". Fast 49 Millionen Rückrufe 2020 und im ersten Halbjahr 2021 "zeigen keine Trendumkehr, sondern verstärken den Negativtrend", schrieb er in einer am Montagabend veröffentlichten Studie.
Das Risiko großer Rückrufaktionen sei durch marken- und modellübergreifende Plattformen und Gleichteile sowie globale Produktionsnetze erheblich gestiegen. "Dadurch kann ein spät entdeckter Fehler im einem Baukastenmodul zu millionenfachen Fahrzeugrückrufen führen", erklärte Bratzel.
Ursachen für wachsende Qualitätsprobleme seien auch die zunehmende technische Komplexität der Autos, kürzere Entwicklungszeiten wegen des scharfen Wettbewerbs und hoher Kostendruck. "Insgesamt ist bereits abzusehen, dass Probleme rund um das Batteriesystem sowie Softwareprobleme erheblich zunehmen werden", warnte Bratzel.
Das Center of Automotive Management (CAM) analysiert seit 2005 jährlich die Rückrufe der großen Autokonzerne am Beispiel USA. Der US-Markt sei wegen seiner Größe, der scharfen Sicherheitsrichtlinien und des hohen Klagerisikos ein aussagekräftiger Indikator für die Produktqualität der Autokonzerne, so die Studie.
Im ersten Halbjahr 2021 seien General Motors
Im Langzeitvergleich seit 2011 schnitt laut CAM-Studie Honda
Sicherheitstechnische Rückrufe seien aber nur die Spitze des Eisbergs. Die Produktherstellung mancher Autobauer gleiche einer Banane: "Das Produkt reift erst beim Kunden", kritisierte Bratzel./rol/DP/stw
Quelle: dpa-Afx