MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im Skandal um fehlende Milliarden beim Dax
Wirecard hatte im Juni eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro auf asiatischen Treuhandkonten verbuchte Firmengelder sehr wahrscheinlich nicht existieren. Dass die mutmaßliche Manipulationen eine viele Jahre zurückreichende Vorgeschichte haben, war bekannt, bisher aber kein konkretes Startdatum, von dem die Ermittler ausgehen. Eine Schlüsselfigur ist neben Braun der früher im Wirecard-Vorstand für das Tagesgeschäft zuständige Manager Jan Marsalek. Seine Spur verlor sich vor gut zehn Tagen auf den Philippinen. Öffentlich gemacht hat die Staatsanwaltschaft, dass gegen Braun, Marsalek und andere wegen Verdachts unrichtiger Angaben und Marktmanipulation ermittelt wird.
SPD-Chef Norbert Walter-Borjans forderte im "Handelsblatt" (Freitag) eine Reform der Finanzaufsicht, diese müsse "innovativer und schlagkräftiger" werden. Konsequenzen forderte der SPD-Chef auch für die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften: "Wir benötigen eine von den Big Four tatsächlich unabhängige Kontrolle." Big Four sind die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, KPMG, EY und PwC. Bei Wirecard hatte EY die Bilanzen geprüft. Das Unternehmen ist nun mit Klagen und Klagedrohungen wütender Aktionäre konfrontiert, weil die mutmaßlichen Manipulationen nicht früher auffielen.
Deutschlands Rang als "Geldwäsche-Paradies und Tummelplatz für Finanzakrobaten" schade nicht nur dem Image als Finanzplatz, sagte Borjans der Zeitung. "Er verursacht auch Schaden in Milliardenhöhe."/cho/DP/mis
Quelle: dpa-Afx