BONN (dpa-AFX) - Im Tarifkonflikt bei der Post bekommt die Gewerkschaft Verdi Unterstützung aus den Oppositionsreihen im Bundestag. Die Verdi-Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld für die Post-Beschäftigten sei "absolut berechtigt", sagte der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Pascal Meiser. Der Politiker appellierte an die Bundesregierung, ihren Einfluss geltend zu machen und ebenfalls auf ein sattes Lohnplus zu dringen. Meiser verwies darauf, dass der Bund noch immer größer Aktionär ist und daher Einfluss hat. Die staatliche KfW hält 21 Prozent am Stammkapital der Deutschen Post DHL.
Bisher liegen die Positionen in dem Tarifkonflikt noch weit auseinander. Während Verdi ein Plus von 5,5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten für machbar hält, ist das dem Bonner Konzern viel zu viel. Die Post hat nach Darstellung von Verdi Vorschläge gemacht, die nur ein Plus von 1,5 Prozent bedeuten würden.
Am späten Montagvormittag beginnt die dritte Verhandlungsrunde. Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie wird vermutlich ein konkretes Angebot vorlegen. Man wolle Lösungen finden, "die nachhaltige Lohnsteigerungen mit einer langfristigen Perspektive verbinden und wirtschaftlich tragfähig sind", erklärte er vor dem Auftakt der Verhandlungsrunde. Dafür sei Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten nötig. "Wir setzen deshalb auf konstruktive und lösungsorientierte Gespräche in der nächsten Verhandlungsrunde."
Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis wertete die Warnstreiks der vergangenen Wochen an mehr als 300 Post-Standorten als "deutliches Zeichen an den Arbeitgeber". "Wir erwarten, dass er jetzt seine bisherige Haltung aufgibt und die Chance genutzt wird, ein gutes und nachhaltiges Tarifergebnis zu erzielen", sagte sie mit Blick auf die dritte Gesprächsrunde, die womöglich bis in die Nacht zu Mittwoch dauern wird.
Bei der letzten Tarifeinigung im April 2018 hatten sich beide Seiten auf eine zweistufige Anhebung geeinigt - im Oktober 2018 stiegen die Löhne und Gehälter um 3 Prozent und im Oktober 2019 um 2,1 Prozent.
In den vergangenen zwei Wochen hatte Verdi immer wieder mit Warnstreiks versucht, den Druck hochzuhalten - tausende Beschäftigte machten mit, es kam zu Beeinträchtigungen bei der Sortierung und bei der Zustellung. Grob gesagt zwei Prozent der bundesweiten Brief- und Paketmenge blieben nach Firmenangaben an den Warnstreiktagen deswegen vorerst liegen. Sollte die dritte Verhandlungsrunde keine Einigung bringen, dürfte es zu weiteren Arbeitsniederlegungen kommen./wdw/DP/zb
Quelle: dpa-Afx