DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Trotz der Corona-Krise bekommen viele Arbeitnehmer in Deutschland in diesem Jahr mehr Geld von ihrem Arbeitgeber. Nach Berechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung steigen die Tariflöhne in diesem Jahr um durchschnittlich 2,1 Prozent. Das WSI hat dabei die im ersten Halbjahr 2020 abgeschlossenen Tarifverträge und die in den Vorjahren für 2020 bereits vereinbarten Abschlüsse berücksichtigt. Angesichts eines durchschnittlichen Anstiegs der Verbraucherpreise von 1,2 Prozent im ersten Halbjahr 2020 ergebe sich ein Reallohnzuwachs von 0,9 Prozent, teilte das WSI am Mittwoch mit.
Werden lediglich die Tarifabschlüsse aus den ersten sechs Monaten dieses Jahres berücksichtigt, so steigen die Tariflöhne den Angaben zufolge um 1,2 Prozent. Im ersten Halbjahr 2020 wurden für etwa 5,6 Millionen Beschäftigte neue Tarifverträge abgeschlossen. Zugleich treten für weitere 8,8 Millionen Beschäftigte im Jahr 2020 Tariferhöhungen in Kraft, die bereits 2019 oder früher vereinbart wurden.
Angesichts der Corona-Krise habe es in diesem Jahr besonders differenzierte Tarifabschlüsse gegeben. So liege in stark vom wirtschaftlichen Einbruch betroffenen Branchen der Schwerpunkt auf der Beschäftigungssicherung. Außerdem stehe in vielen Bereichen die Stabilisierung der Einkommen von Beschäftigten in Kurzarbeit im Fokus von tariflichen Vereinbarungen. Als Beispiel nannte der WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten die Metall- und Elektroindustrie. Dort seien im Rahmen eines "Solidar-Tarifvertrages" die bestehenden Entgelte bis Ende des Jahres 2020 eingefroren worden.
In Wirtschaftsbereichen, deren Geschäfte weniger Einbußen oder die eine besondere Systemrelevanz hätten, gehe es dagegen in der Tarifrunde 2020 auch um spürbare Lohnerhöhungen, betonte Schulten. Hierzu gehören etwa die Energiewirtschaft, einzelne Branchen der Ernährungswirtschaft sowie die Deutsche Telekom
Quelle: dpa-Afx