MÜNCHEN (dpa-AFX) - Beim Ausbau seines Mobilfunknetzes in dem neuen Funkstandard 5G macht Telefonica Deutschland
Die Konkurrenz ist beim Ausbau deutlich weiter: Vodafone
Die Telekom hat bisher nach eigenen Angaben 1400 5G-Antennen in der Frequenz 3,5 bis 3,6 Gigahertz (GHz) aktiviert, Vodafone etwa 1000. "Wenn nach der Coronapandemie wieder einmal Musikkonzerte und andere Events stattfinden, können Tausende Besucher Fotos und Videos dank 5G während der Veranstaltung ruckzuck verschicken", erklärt Haas die Vorteile des neuen Standards für den Normalnutzer. Der Mobilfunk ist ein "Shared Medium" - je mehr Nutzer eine Funkzelle gerade hat, desto geringer ist die Leistung pro Nutzer. "Durch 5G kommt dieses "Shared Medium" auf ein ganz neues Level", sagt der Manager. Es werde keine großen Abstriche mehr geben in Menschenansammlungen.
Im Jahresverlauf will Telefónica etwa 5000 weitere 5G-Antennen in Betrieb nehmen im Bereich 3,6 Gigahertz, außerdem sollen Antennen in niedrigeren Frequenzbereichen hinzukommen - die hätten eine größere Reichweite, aber keine so hohen Netzkapazitäten. Zudem setzt Telefónica auf "Carrier Aggregation", bei dem verschiedene Funkbänder kombiniert werden und höhere Datenraten und mehr Kapazität erreicht werden. Hierbei ist man noch in den Anfängen: Diese Technik wird an einem Standort in München genutzt, weitere sollen hinzukommen.
Spricht man derzeit von 5G, so ist letztlich nur eine abgespeckte Version des ultraschnellen Übertragungsstandards gemeint. Denn die Telekommunikationsdienstleister nutzen nur Antennen für 5G, beim Kernnetz hingegen - also den zentralen Servern - setzen sie noch auf 4G, um die neue Technologie zu realisieren.
Die ersten Standorte mit "reinem" 5G, bei dem sowohl im Antennennetz als auch im Kernnetz der Standard genutzt wird, soll es bei Telefónica im Jahresverlauf geben. Der Vorteil von "Standalone-5G", wie es auch genannt wird, ist noch eine höhere Kapazität und eine extrem geringe Latenz - statt wie bisher in der jetzigen "5G light"-Version 10 bis 20 Millisekunden zwischen einem Befehl und einer ausgelösten Reaktion wären laut Telefónica künftig nur 1 bis 2 Millisekunden möglich. Eine niedrige Latenz ist für Online-Games oder für "Augmented Reality" wichtig. So können zum Beispiel "Virtual Reality"-Brillen viel besser genutzt werden und das virtuelle Abbild, was der Nutzer zu sehen bekommt, wird realitätsnäher.
Der Nachteil an "Standalone 5G": Die Nutzer brauchen neue Smartphones. Ist ihr Smartphone schon 5G-fähig, so reicht ein Firmware-Update. "5G Standalone" ist eine wichtige Voraussetzung für weitere Anwendungen, etwa für das "Network Slicing". Hierbei wird ein Teil des Spektrums gewissermaßen rausgeschnitten - daher das Wort - und für einen Kunden reserviert, der etwa eine ultraschnelle Echtzeit-Übertragung garantiert bekommt. Für Industriekunden kann das interessant sein, etwa wenn ihre Spezialisten bestimmte Maschinen aus der Ferne steuern und nicht mehr auf die Baustelle müssen./wdw/DP/stk
Quelle: dpa-Afx