BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem Corona-Schock kommt der Luftverkehr in Deutschland nach Ansicht der Branche zu langsam voran. Im europäischen Vergleich drohe das Flugangebot von deutschen Flughäfen im laufenden Jahr weiter zurückzufallen, berichtet der Branchenverband BDL in Berlin. Laut einer aktuellen Prognose werden zum Winterflugplan von deutschen Flughäfen nur 85 Prozent der Sitzplätze angeboten wie vor der Corona-Krise im Winter 2018/19. In den übrigen europäischen Ländern liege das Angebot bereits bei 109 Prozent des Vorkrisenwertes, also deutlich darüber.
Direktflieger machen Bogen um Deutschland
Als wesentlichen Grund für den Rückstand sehen die Unternehmen die hohe Kostenbelastung durch staatlich gelenkte Gebühren und Steuern an. Diese Belastungen hätten sich seit 2020 annähernd verdoppelt, klagt BDL-Präsident Jens Bischof. Zuletzt wurde die deutsche Luftverkehrsteuer zum 1. Mai um rund 25 Prozent erhöht. "Deshalb machen vor allem die europäischen Punkt-zu-Punkt-Airlines einen Bogen um deutsche Flughäfen." Der BDL verlangt ein Belastungsmoratorium, also eine Pause bei diesen Kosten. "Dies wäre ein erster Schritt, um die Konnektivität unserer Flughäfen und die Anbindung unseres Wirtschaftsstandortes zu sichern", sagt Bischof.
Weitere Gebühr steigt bald
Zurzeit seien die staatlich festgelegten Gebühren und Steuern beim Start eines typischen Mittelstreckenfluges in Frankfurt, Stuttgart oder Düsseldorf rund doppelt so hoch wie beispielsweise in Rom, Oslo oder Brüssel. In Madrid würden statt 4.400 Euro nur 660 Euro fällig. Airlines und Flughäfen sehen sich in Deutschland aber weiteren Kostenbelastungen ausgesetzt. So steigt der maximale Gebührensatz für die Luftsicherheitskontrollen zu Beginn des nächsten Jahres von 10 auf 15 Euro pro Passagier.
Gegen EU-Klimapaket
Der Verband verlangt zudem eine Überarbeitung des europäischen Klimapakets "Fit for 55", das die europäische Luftfahrt über Gebühr belaste und der Konkurrenz insbesondere vom arabischen Golf und der Türkei weitere Wettbewerbsvorteile verschaffe. Schon heute stiegen im Asienverkehr immer mehr Passagiere an Drehkreuzen außerhalb der EU um./ceb/DP/mis
Quelle: dpa-Afx