MÜNCHEN (dpa-AFX) - Es war bei den ersten Unternehmen, die einen Impfstoff gegen das Coronavirus auf den Markt brachten. Das Mainzer Unternehmen Biontech
Die Forscher stellten ihre Entwicklungen am Mittwoch im Deutschen Museum in München vor. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung am 17. Dezember in Berlin. Sie wird zum 25. Mal vergeben und zählt zu den wichtigsten Wissenschaftspreisen in Deutschland.
Die Biontech-Gründer Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci befassten sich mit ihrem Team seit Jahrzehnten mit der mRNA-Technologie. Ein Biomolekül bewirkt in den Zellen, dass genetische Information in Proteine umgewandelt wird. Damit sind die Impfstoffe schneller herzustellen und anzupassen als andere Vakzine.
Auf der mRNA-Technologie ruhen weitere Hoffnungen, etwa für Krebsmedikamente. Gearbeitet wird auch an immuntherapeutischen Arzneimittel und Impfstoffen gegen Krankheiten wie HIV oder Tuberkulose. Es öffne sich eine "Tür zu einer neuen therapeutischen Welt", sagte Sahin. Die Technik sei "ein Baustein für eine Medizin von morgen".
Zur Debatte ums Impfen sagte Sahin, Biontech habe eine Lösung bereitgestellt. "Es ist nicht unsere Aufgabe, die Impfquote zu erhöhen." Aber als Bürger "tut es uns schon weh", sagte er mit Blick auf die stagnierende Kampagne. Es gebe Hinweise, dass der Schutz nach einer dritten Impfung länger anhalten könnte als nach den beiden ersten. "Man kann sich vorstellen, dass dann eine neue Impfung erst nach 12 oder 18 Monaten stattfindet", sagte Türeci. Konkret müsse dies aber die Erfahrung zeigen. Fortlaufend werde auch untersucht, ob der Impfstoff gegen Mutanten wirksam sei, sagte Sahin. Das sei bisher der Fall.
Einen Fortschritt auch bei der Diagnostik von Corona-Infektionen verspricht eine neue CT-Technik. Die Siemens Healthineers
Das dritte Projekt befasst sich mit der nachhaltigen Produktion einer Kautschuk-Alternative. Gummi aus Naturkautschuk ist unter anderem für Reifen von Lastwagen, Motorräder, Fahrräder und Pkw nicht wegzudenken. Sie enthalten zwischen 10 und 40 Prozent natürlichen Kautschuk. Doch der Rohstoff ist rar - und seine Gewinnung in tropischen Regionen belastet oft die Umwelt. Kautschuk stammt bisher ausschließlich aus dem Kautschukbaum, der in Monokulturen auf riesigen Plantagen im tropischen Süd- und Südostasien angebaut wird.
Ein Team um die Materialforscherin Carla Recker schuf aus Russischem Löwenzahn eine ökologisch verträgliche Alternative. Die in Zentralasien beheimatete Pflanze produziert in den Wurzelzellen einen klebrigen Milchsaft, der Kautschuk enthält. Forscher der Universität Münster und des dortigen Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Oekologie IME entwickelten robuste Pflanzen, die eine hohe Ausbeute bieten. Sie sehe die Entwicklung "als unseren Beitrag, den Schutz der Regenwälder vorabzutreiben", sagte Recker.
Die neuen Reifen, produziert beim Hersteller Continental
Der Russische Löwenzahn sei genügsam und gedeihe auch auf kargen Böden, die sonst für die Landwirtschaft wenig attraktiv wären, hieß es weiter. So wäre der Anbau etwa auf ehemaligen Braunkohle-Tagebauflächen möglich. Das würde vom Kohleausstieg betroffenen Regionen eine neue wirtschaftliche Perspektive eröffnen./sd/DP/nas
Quelle: dpa-Afx