POTSDAM (dpa-AFX) - Mehr als drei Jahre nach der Erpressung des Paketzustellers DHL hat sich ein Mann bei der Staatsanwaltschaft Potsdam gemeldet und der Tat bezichtigt. "Es hat sich bei uns ein Mann gemeldet und dessen Angaben überprüfen wir nun", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Die Ermittler wollen nun nach dpa-Informationen prüfen, ob der Mann tatsächlich Täterwissen hat oder ob es sich möglicherweise um einen sogenannten Trittbrettfahrer handelt.
Im April hatten die Ermittler ein Bild aus einer Überwachungskamera veröffentlicht. Es zeigte einen Mann, der verdächtigt wird, den Paketzusteller DHL zu erpressen. Das Foto war nach Angaben der Behörden am Abend des 22. Oktober 2020 gegen 18.45 Uhr von einem Bitcoin-Geldautomaten in einem Spätkauf in dem Berliner Stadtteil Friedrichshain aufgenommen worden. Der Mann sei etwa 1,80 Meter bis 1,85 Meter groß und trage eine rote Mund-Nasen-Schutzmaske.
Ob der Mann, der sich nun bei der Staatsanwaltschaft Potsdam gestellt hat, dem Mann auf dem Fahndungsfoto ähnlich sieht, blieb zunächst offen. Aus Sicherheitskreisen hieß es jedoch, man gehe davon aus, dass sich der Mann unter dem Eindruck der Öffentlichkeitsfahndung gestellt habe.
Das LKA Brandenburg ermittelt wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion sowie der schweren räuberischen Erpressung. Es wurde die Sonderkommission "Quer" eingerichtet.
Am 1. Dezember 2017 war in einer Apotheke am Rande des Potsdamer Weihnachtsmarkts eine Paketbombe entdeckt worden, in der sich eine Sprengvorrichtung und Nägel befanden. Darin wurde auch ein als QR-Code verschlüsseltes Schreiben entdeckt, mit dem DHL um eine Millionensumme in Bitcoins erpresst wurde. Dass keine Menschen verletzt wurden, war auch der Umsicht des Apothekers, der das Päckchen erhielt, zu verdanken. Er habe beim Öffnen ein Zischen gehört und bemerkt, "dass da so komische Drähte rausguckten", berichtete der Apotheker später. Daraufhin alarmierte er die Polizei.
Später stellte sich heraus, dass schon Anfang November 2017 eine erste explosive Sendung des DHL-Erpressers im Postzentrum Frankfurt (Oder) eingegangen war. Diese geriet beim Öffnen in Brand, wodurch auch das Erpresserschreiben zerstört wurde. Weitere explosive Sendungen gingen im Januar bei einer Berliner Bankfiliale und im April bei der Handwerkskammer in Berlin ein./akb/DP/nas
Quelle: dpa-Afx