DUISBURG (dpa-AFX) - Auf dem Gelände des Stahlherstellers Thyssenkrupp
Bei der Direktreduktion entzieht ein Gas dem Eisenerz den Sauerstoff- und nicht mehr Kohle und Koks wie in einem klassischen Hochofen. Wird Erdgas verwendet, entsteht dabei deutlich weniger klimaschädliches Kohlendioxid als bei der Roheisenherstellung im Hochofen. Wird Wasserstoff verwendet, kann noch mehr Kohlendioxid vermieden werden.
In der Versuchsanlage sollen mehrere Direktreduktionsverfahren erforscht werden. Eingesetzt werden sollen etwa Reduktionsgase wie Wasserstoff, Erdgas sowie bei der Stahlherstellung anfallende Mischgase. Auch verschiedene Einsatzmaterialien wie Pellets oder Stückerz sollen verwendet werden. Die Versuchsanlage soll 100 Kilogramm direktreduziertes Eisen pro Stunde produzieren können. Die Experten erhoffen sich unter anderem Erkenntnisse zur CO2-Ersparnis, zur Produktqualität und zur Anlagensicherheit.
Die Versuchsanlage kostet zehn Millionen Euro. Sie ist Teil des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts H2Stahl. Betreiber der Anlage ist das Betriebsforschungsinstitut des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh). Sie soll Anfang 2026 in Betrieb genommen werden. Errichtet wird sie von einem Anlagenbauer aus Düren.
Die milliardenteure neue Direktreduktionsanlage im Industriemaßstab will Thyssenkrupp 2027 in Betrieb nehmen. Zunächst soll sie mit Erdgas laufen. Der Bau hat bereits begonnen. Ein erster Wasserstoffeinsatz ist nach früheren Angaben für 2028 geplant, der Hochlauf auf Wasserstoff-Vollbetrieb soll 2029 abgeschlossen sein.
Der erzeugte Stahl wird auch als "grüner" Stahl bezeichnet, weil bei dieser neuartigen Herstellungsweise weniger Kohlendioxid anfällt als beim klassischen Hochofen-Verfahren. Auch andere Stahlunternehmen wollen mithilfe solcher Verfahren ihren Stahl künftig klimafreundlicher herstellen./tob/DP/mis
Quelle: dpa-Afx