MÜNSTER/BERLIN (dpa-AFX) - In der Frage des Krankenversicherungssystems gibt es nach einer Erhebung von Wissenschaftlern eine Kluft zwischen den Wählern von Union, FDP und AfD und deren Wahlprogrammen. Während nämlich diese Parteien an der Trennung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung festhalten wollen, befürwortet die Mehrheit ihrer Anhängerschaft eine einheitliche Krankenkasse für alle Menschen. Das geht aus Daten der Universität Münster hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegen.
Beim "Wahl-Kompass", den die Politikwissenschaftler in Münster analog zum "Wahl-O-Mat" entwickelt hatten, unterstützten 53 Prozent der Unions-Anhänger eine "einheitliche Krankenversicherung", in die "alle einzahlen". Unter den Usern, die sich als FDP-Wähler ausgaben, lag die Unterstützung bei 56 Prozent, bei den AfD-Anhängern waren es sogar 66 Prozent. Das genannte Ziel entspricht aber eher der sogenannten Bürgerversicherung, wie sie etwa von SPD, Grünen und Linken angestrebt wird.
Ähnliche Ergebnisse zeigen sich beim Ziel einer einheitlichen Rentenversicherung, in die auch Beamte und Selbstständige einzahlen: Während Union und FDP dies ablehnen, sind mehr als 60 Prozent ihrer Anhänger laut der Studie dafür. Unter den Wählern der AfD, die ebenfalls gegen ein solches Vorhaben ist, liegt die Zustimmung sogar bei 75 Prozent. Der Politikwissenschaftler Norbert Kersting räumte ein, die Daten seien zwar nicht repräsentativ - angesichts von mehreren zehntausend Teilnehmern aber trotzdem sehr aussagekräftig.
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sieht in der Umfrage die künftige Bundesregierung gefragt. "Das Umfrageergebnis zeigt deutlich: Die nächste Bundesregierung - unabhängig davon, wie sie sich zusammensetzt - hat nach der Wahl den klaren Auftrag, die Bürgerversicherung einzuführen", sagte Piel der dpa. Die Wähler von Union und FDP hätten "die Notwendigkeit von mehr Solidarität erkannt", nun müssten die Parteien ihre "sture Blockadehaltung bei dem Thema aufgeben", forderte Piel./ax/DP/ngu
Quelle: dpa-Afx