DORTMUND (dpa-AFX) - Michael Zorc wirkte ähnlich ernst wie Politiker bei der Neujahrsansprache. Aus Frust über die dürftigen Leistungen des Teams in den vergangenen Wochen fand der Sportdirektor von Borussia Dortmund
Der Auftritt von Zorc macht Sinn. Schließlich läuft der noch vor der Saison als Titelaspirant gehandelte BVB Gefahr, dass die gerade in der Corona-Krise wichtige Einnahmequelle Champions League versiegt. Zudem stehen allein im Januar schwere Partien gegen die Topteams aus Wolfsburg, Leipzig, Leverkusen und Gladbach an. "Das ist ein ganz wichtiger Monat, das sind richtungsweisende Spiele", kommentierte der Sportdirektor und fügte hinzu: "Wolfsburg ist nicht umsonst Vierter. Das wollen wir am besten sofort am Sonntag ändern."
Dass die Partie in Dortmund stattfindet, scheint derzeit eher ein Nachteil zu sein. Kaum ein anderes Team leidet mehr unter der tristen Geisterspiel-Atmosphäre. Das von den Gegnern einst gefürchtete größte Bundesliga-Stadion ist zu einem Selbstbedienungsladen geworden. Von saisonübergreifend acht Partien ohne Zuschauer gingen sechs verloren. Aus den vergangenen drei Heimduellen mit dem FC Bayern (2:3), 1. FC Köln (1:2) und VfB Stuttgart (1:5) verbuchte die Borussia keinen Punkt. Dagegen hatte der BVB im Beisein von Fans unter der Regie des mittlerweile freigestellten Trainers Lucien Favre in 32 Partien nur einmal verloren.
Ein Erfolg über Wolfsburg könnte helfen, die Verunsicherung zu vertreiben. Erstmals seit seinem Amtsantritt am 13. Dezember hatte der Favre-Nachfolger Edin Terzic mehr Zeit, sein Team auf ein Spiel vorzubereiten. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit ging es fünf Tage lang um die Aufarbeitung der Defizite. "Wir wissen, wir müssen einiges wiedergutmachen", sagte der 38 Jahre alte Coach, "jetzt geht es darum, sich um die Tabelle zu kümmern und deutlich mehr Spiele zu gewinnen. Das fängt am Sonntag an."
Das Comeback von Erling Haaland schürt die Zuversicht. Der norwegische Torjäger, der sich Anfang Dezember einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, könnte die Flaute im Angriff beenden. Ohne den 20 Jahre alten Norweger, der in seinen bisherigen acht Bundesliga-Partien zehnmal traf, tat sich der BVB in der Offensive schwer. Zorc hofft auf eine Trendwende zur rechten Zeit: "Die Champions-League-Qualifikation ist immer unser Ziel, und das müssen wir am Ende der Saison auch erreichen."/bue/DP/zb
Quelle: dpa-Afx