AUGSBURG (dpa-AFX) - Beim Autowaschanlagen-Hersteller Washtec
DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:
Die Pandemie machte sich bei Washtec im zweiten Quartal vor allem durch einen stark rückläufigen Absatz der Anlagen bemerkbar. Insbesondere der europäische Markt war betroffen. Zuvor hatte die Covid-19-Welle bereits den chinesischen Markt erfasst. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) gingen in den beiden ersten Jahresvierteln stark zurück. Im ersten Quartal fuhr Washtec unter dem Strich sogar einen leichten Verlust ein.
Nachdem die Washtec-Führung ihre ursprüngliche Prognose wegen der hohen Unsicherheiten durch die Pandemie im April zurückgezogen und zudem die Dividende gestrichen hatte, wagte sie Ende Juli einen neuen Ausblick. Demnach rechnet das Management mit einem Rückgang der Erlöse um 15 bis 20 Prozent und einem ebenfalls sinkenden operativen Ergebnis (Ebit). Die Ebit-Rendite dürfte auf 3 bis 5 Prozent zurückgehen im Vergleich zu 8,3 Prozent im Vorjahr. Ursprünglich sollte es nach einem Gewinneinbruch 2019 im laufenden Jahr beim Ebit wieder leicht aufwärts gehen, während die Umsätze stabil bleiben sollten.
Mittelfristig peilt das Augsburger Unternehmen wieder zweistellige operative Renditen an. Um diese zu erreichen und die Probleme in den Griff zu kriegen, hat der Konzern ein Sparprogramm aufgesetzt, das auch einen Stellenabbau sowie die Verschlankung von Strukturen und Prozessen vorsieht.
Allerdings berichtete Washtec, dass sich die Situation in Europa im Laufe des zweiten Quartals wegen der zunehmenden Lockerungen wieder aufgehellt habe. In der Asien-Pazifik-Region lag der Auftragsbestand den Angaben zufolge nach dem ersten Halbjahr sogar leicht über Vorjahresniveau.
Anfang August tat sich bei Washtec auch im Management etwas: Neu im Amt als Finanzchefin ist Kerstin Reden. Sie übernahm den Posten von Axel Jaeger, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch bereits Ende Mai verlassen hatte. In der Übergangsphase hatte Konzernchef Ralf Koeppe die Funktion des Finanzchefs zusätzlich übernommen.
Washtec ist nach eigenen Angaben weltweit führender Anbieter von Lösungen rund um die Fahrzeugwäsche. Das Unternehmen beschäftigt rund 1800 Mitarbeiter und ist in Europa, Nordamerika und der Asien-Pazifik-Region vertreten.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Obwohl die Entwicklung von Washtec wenig erfreulich ist, glauben die Marktexperten weiterhin an das Unternehmen und attestieren der Aktie noch eine Menge Aufwärtspotenzial. Das Votum ist klar positiv: Drei der vier aktuell von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analysten sprechen sich für den Kauf der Aktie aus.
Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwas mehr als 45 Euro und damit deutlich über dem aktuellen Kurs. Mit 55 Euro gibt sich die Privatbank Hauck & Aufhäuser am zuversichtlichsten. Ihr Analyst Aliaksandr Halitsa geht zwar davon aus, dass die Aussichten für den Autowaschanlagen-Hersteller in diesem Jahr trübe sind. Doch erwartet er, dass das Unternehmen dank Kostensenkungen mittelfristig wieder glänzen kann. Zudem sollte sich das Umsatzwachstum ab 2021 wieder erholen.
Ähnlich optimistisch gibt sich Eggert Kuls vom Analysehaus Warburg Research. Er hat zwar sein Kursziel von zuvor 52 Euro auf 50,50 Euro leicht gesenkt. Allerdings sei das zweite Quartal von Washtec besser gewesen als befürchtet, schrieb der Experte. Daher bestätigte er seine Kaufempfehlung.
Derweil hatte Richard Schramm von der britischen Bank HSBC sein Kursziel wegen der sich zuspitzenden Pandemie bereits Mitte April von 57 auf 45 Euro gekappt. Dennoch schrieb er dem Hersteller von Waschanlagen eine gute Mischung aus Widerstandsfähigkeit und Erholungspotenzial zu.
Einziger Skeptiker unter den Aktienexperten ist Commerzbank-Analyst Michael Junghans, der die Aktie mit "Reduce" einstuft und das Kursziel mit 30 Euro deutlich unter dem aktuellen Niveau festgesetzt hat. Die Zahlen des ersten Halbjahres sowie die neue Prognose für das laufende Jahr hätten seine pessimistische Sicht auf die Aktie bestätigt, schrieb er in einer Studie Ende Juli. Der neuen Prognose zufolge dürfte 2020 das Jahr mit dem stärksten Umsatzrückgang seit 2004 werden.
DAS MACHT DIE AKTIE
Aus Anleger-Sicht war ein Investment in die Washtec-Aktie in jüngerer Vergangenheit alles andere als lohnend. Während die Anteilsscheine im laufenden Jahr mehr als ein Viertel an Wert eingebüßt haben, sieht es in den zurückliegenden drei Jahren mit einem Minus von mehr als 40 Prozent noch deutlich schlechter aus.
Auf die vergangenen fünf Jahre gesehen steht allerdings ein Kursgewinn von rund 60 Prozent zu Buche - und das, obwohl die Aktie die 2020 wie etliche andere Papiere stark vom Corona-Crash in Mitleidenschaft gezogen wurde. Notierte das Papier Mitte Dezember 2019 zwischenzeitlich noch bei 57,50 Euro, ging es ab Mitte Februar im Sturzflug in den Keller. Bis 18. März sackte der Kurs auf unter 29 Euro ab.
Mit der allgemeinen Markterholung setzte danach zwar wieder ein leichter Aufwärtstrend ein. Doch seit die bisherigen Washtec-Quartalszahlen die Anleger enttäuschten, dümpelt die Aktie im Keller herum. Einen positiven kurzen Ausreißer nach oben gab es lediglich im ersten Juni-Drittel, als das Papier kurzzeitig wieder zu rund 44 Euro gehandelt wurde. Danach ging es wieder abwärts. Zuletzt bewegte sich der Kurs im Korridor zwischen 35 und 40 Euro.
Im August 2018 war die Washtec-Aktie nach einem jahrelangen Kursanstieg sogar zu 83,80 Euro gehandelt worden. Davon ist sie momentan Welten entfernt.
Mit einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als einer halben Milliarde Euro gehört das bereits seit 1997 an der Börse notierte Unternehmen zu den Leichtgewichten im Nebenwerteindex SDax./eas/stw/zb
Quelle: dpa-Afx