BERLIN (dpa-AFX) - Um möglichst schnell möglichst viele Menschen gegen das Coronavirus zu impfen, könnte es Experten zufolge sinnvoll sein, den Zeitpunkt der Auffrischungsimpfung nach hinten zu verschieben. "Da der Abstand zwischen beiden Impfungen mit großer Wahrscheinlichkeit in weiten Grenzen variabel sein kann und der Schutz auch nach einer Impfung schon sehr gut ist, ist es durchaus überlegenswert, bei Impfstoffmangel zunächst bevorzugt die erste Impfung zu verabreichen", sagte Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut. Allerdings stelle dies eine zusätzliche Herausforderung bei der Planung der zweiten Impfung dar, die letztlich erfolgen müsse.
Ähnlich äußerte sich der Bonner Virologe Hendrik Streeck im RTL-Nachtjournal. Die Daten hätten gezeigt, dass bereits nach der ersten Impfung mehr als die Hälfte der Geimpften vor der schweren Erkrankung geschützt sei. Wenn man die zweite Impfung später gebe, könne man durch die ersten Chargen der Impfdosen eigentlich die Impfkapazitäten verdoppeln. Darüber müsse es aber erstmal eine Diskussion geben. "Einfach ist die Entscheidung nicht, aber es wäre eine Möglichkeit, schnell mehr Menschen zu impfen."
Großbritannien hatte am Mittwoch dem Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astrazeneca
Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Eberhard Karls Universität Tübingen, hält den britischen Ansatz grundsätzlich für sehr sinnvoll. "Wenn der Effekt der ersten Impfung mit der Zeit nicht schnell abnimmt, dann könnte die zweite Impfung auch noch später stattfinden, zum Beispiel erst nach sechs Monaten. Das wissen wir noch nicht. Bei anderen Impfstoffen wird das auch so gemacht."/ags/DP/jsl
Quelle: dpa-Afx