BONN (dpa-AFX) - Weil ihr Paket verloren ging, haben sich deutlich mehr Menschen bei der Bundesnetzagentur gemeldet und um Unterstützung gebeten. Bis Ende September seien 2817 Anträge auf Schlichtungsverfahren mit den Post- und Paketdienstleistern eingegangen, sagte Behördenchef Jochen Homann am Donnerstag in Bonn. Im gesamten Jahr 2020 lag diese Zahl bei 1861. Die kritischen Wortmeldungen beziehen sich auch auf falsch eingeworfene Briefe und beschädigte Pakete.
Aus dem starken Anstieg ist aver nicht unbedingt abzuleiten, dass die Qualität der Zustellung gesunken ist. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, sagte zwar, dass es im Moment viele Beschwerden wegen Zustellmängeln gebe. Zum Anstieg der Antragszahlen für Schlichtungsverfahren sagte er aber auch: "Ein Grund ist, dass wir dieses Instrument seit Jahren beworben haben, es ist bekannter geworden."
Ein weiterer Grund ist nach seiner Darstellung eine seit Jahresbeginn gültige Teilnahmepflicht: Alle Firmen der Branche müssen bei den Schlichtungsverfahren mitmachen. Vorher bestand diese Pflicht nicht und nur ein Teil der Branche nahm freiwillig teil. Weil die Schlichtungsverfahren also relevanter geworden sind, machen auch mehr Verbraucher nun davon Gebrauch. Letztlich sind die Erfolgsaussichten solcher Schlichtungen aber weiter begrenzt. Alle Post- und Paketdienstleister müssen nun zwar am Tisch platznehmen. Kann eine Firma die Vorwürfe aber nicht nachvollziehen, so hat der Verbraucher nach wie vor schlechte Aussichten auf Kompensation.
Die Schlichtungsverfahren beschäftigen sich mit Sendungen, die am Schalter oder an einer Paketstation aufgegeben werden. Um Pakete, die von Online-Händlern kommen, geht es nicht. Denn hierbei trägt ohnehin der Verkäufer das Risiko von Schäden beim Versand - der "Gefahrübergang" erfolgt erst an der Haustür./wdw/DP/mis
Quelle: dpa-Afx