FRANKFURT (dpa-AFX) - Der aktuelle Kampf an den Börsen zwischen Konjunkturpessimisten und -optimisten dürfte auch in der neuen Woche noch nicht ausgestanden sein. Vielmehr wächst mit den zuletzt wieder anziehenden Kursen nach Einschätzung von Experten auch die Gefahr eines Rückschlags.
Die Aktienmärkte gingen nunmehr gespalten in die zweite Jahreshälfte, konstatierte Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank. "Einerseits signalisieren die globalen Frühindikatoren mit tatkräftiger Hilfe von Geld- und Fiskalpolitik sogar V-förmige Wirtschaftserholungen. Andererseits muss die Konjunktur-Saat auch tatsächlich aufgehen, zumal weltweit wieder zunehmende Corona-Infektionszahlen Sorgen vor erneuten Shutdowns nähren." Nun stelle sich die Frage, welches Lager der Investoren am Ende die Oberhand gewinnt.
Elmar Völker von der Landesbank Baden Württemberg sieht die Märkte derzeit in einer Art Schwebezustand zwischen Hoffen und Bangen. Die jüngste Entwicklung an den Börsen spiegelt den Zwiespalt der Anleger nur zu deutlich wider: Die steile Rally infolge des Corona-Crashs von März bis Anfang Juni brachte dem Dax
Zuletzt allerdings waren die Notierungen wegen zunehmender Zweifel an der schnellen wirtschaftlichen Erholung wieder zurückgekommen, bevor am vergangenen Donnerstag starke US-Arbeitsmarktdaten erneut für ein Kursfeuerwerk im Dax sorgten und den deutschen Leitindex über die Marke von 12 600 Punkten hievten.
Dies ruft nun abermals die Zweifler zurück auf den Plan: "Der Optimismus an den Börsen nimmt mit den steigenden Kursen immer weiter zu - unsere Skepsis aber auch", heißt es etwa im aktuellen Fuchs-Brief. Die Autoren des Börsenbriefes erwarten nach wie vor eine zweite Verkaufswelle an den Märkten und halten es für sehr unwahrscheinlich, dass diese ausbleiben könnte. Aktuell kämen jedoch als Kurstreiber vor allem institutionelle Investoren in den Markt. Diesen hätten in der Corona-Panik Regeln zur Verhinderung großer Kursschwankungen oft einen Riegel vorgeschoben und Investments nicht erlaubt, nun aber griffen sie kräftig zu.
Dabei dürften die anstehenden Sommerferien verbunden mit der Sehnsucht nach einer "Corona-Pause" und den - noch - fortgesetzten Lockerungen nach Einschätzung der Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba in den kommenden Wochen zumindest zu einer gewissen Entspannung auch der Anleger beitragen. "Schließlich überraschten die Konjunkturdaten der vergangenen Woche durchweg positiv." Das gelte ebenso für Deutschland wie auch für die USA, wo der Stellenaufbau nach dem massiven Corona-Einbruch wieder an Fahrt aufnimmt und im Juni die Arbeitslosenquote den zweiten Monat in Folge sank.
Allerdings ist laut Windt die Frage nach der Nachhaltigkeit einer solchen konjunkturellen Aufwärtsbewegung mit einigen Fragezeichen zu versehen: Denn nicht nur die rasant steigende Zahl der Neuinfektionen biete Anlass zur Sorge, sondern auch der weiter schwelende Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China.
Laut Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank dürfte sich gleichwohl die Stimmungsaufhellung in der Wirtschaft auch in der kommenden Woche fortsetzen. Der Kalender mit Makrodaten ist allerdings recht dünn bestückt, weswegen von dieser Seite nur wenig Impulse auf die Märkte zu erwarten sind. Im Fokus der Volkswirte stehen dabei vor allem am Montag die Daten zu Auftragseingängen aus der deutschen Industrie, denen am Dienstag die Zahlen zur hiesigen Industrieproduktion folgen. Aus den USA steht ebenfalls zu Wochenbeginn der ISM-Index als Stimmungsmesser für den Dienstleistungssektor zur Veröffentlichung an.
Auch auf Unternehmensseite bleibt es ruhig: Während sich die Zeit der Hauptversammlungen weiter fortsetzt, präsentiert am Mittwoch die Südzucker-Tochter
Quelle: dpa-Afx