Während Rheinmetall boomt, hat ein anderer Rüstungs-Player das Potenzial zur Überraschung: Iveco will seine Militärsparte für bis zu 1,5 Milliarden Euro verkaufen – und das könnte erst der Anfang sein. Warum die Aktie jetzt ins Visier gehört.
Der Nutzfahrzeughersteller plant den Verkauf seiner Militärsparte, der mehr als ein Drittel des gesamten Unternehmenswerts bringen kann. Interessenten gibt es genug.
Große Lkw-Hersteller wie Daimler Truck oder Traton (MAN, Scania) klagen derzeit über die schwierige Wirtschaftslage: Sind weniger Güter zu transportieren, braucht es auch weniger Brummis. Erstaunlich gut hält sich in diesem Umfeld Iveco, der aus dem einstigen Fiat-Konzern ausgegliederte und 2022 an die Börse gebrachte Lastwagenproduzent aus Turin. Diese Resilienz bescherte dem Unternehmen seit dem Jahreswechsel fast eine Verdopplung des Börsenwerts. Doch der Aktienkurs der Italiener könnte in den kommenden Monaten noch einmal richtig Gas geben, denn Iveco plant, seine Militärsparte auszugliedern. Ein Verkauf der Verteidigungsvehikel könnte bis zu 1,5 Milliarden Euro bringen — bei einer aktuellen Gesamtbewertung von Iveco mit 4,3 Milliarden Euro.
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg von vergangener Woche verdichten sich die Gerüchte, die Turiner stünden wegen der Übernahme der Sparte Iveco Defence Vehicles (IDV) mit dem italienischen Rüstungshersteller Leonardo sowie dessen deutschem Joint-Venture-Partner Rheinmetall bereits in Verhandlungen. Auch andere Rüstungsfirmen wie der deutsch-französische Wehrtechniker KNDS oder die britische BAE Systems sollen Interesse zeigen.
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Angesichts der steigenden Nachfrage bei Rüstungsgütern besonders aus europäischer Produktion sind die Aussichten für IDV bestens. Schon 2024 stieg der Umsatz der Sparte, die in der Südtiroler Hauptstadt Bozen produziert, um 15 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro. Bei einem Gewinn vor Steuern und Zinsen von 113 Millionen Euro betrug die Ebit-Marge stolze zehn Prozent. Die Produktpalette von IDV reicht von leichten taktischen Fahrzeugen mit Panzerung über mehrachsige Radpanzer und Amphibienfahrzeuge, die sogar mit Hybridantrieben ausgestattet werden können, bis zu autonom agierenden Robotern mit Bewaffnung.
Auch nach einem Verkauf der Defence-Sparte bliebe Iveco ein attraktives Unternehmen. In der Unternehmensbewertung viel zu wenig beachtet ist die Motorensparte FPT. Die Triebsätze für Nutzfahrzeuge kommen auch in den Bau- und Landmaschinen des einstigen Mutterkonzerns CNH Industrial (Case, New Holland, Steyr) sowie bei anderen Herstellern wie Mitsubishi zum Einsatz. 2024 sank der Umsatz der Motoren vor allem wegen der Flaute bei den Landtechnikern zwar um fast 17 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro, betrug damit aber das Doppelte von Wettbewerber Deutz, der an der Börse mit gut einer Milliarde Euro bewertet ist. Gleichzeitig ist FPT bei umweltfreundlichen Gasmotoren Marktführer in Europa. Und: Weil rund drei Viertel des Umsatzes in Europa gemacht werden, drohen kaum Probleme durch US-Zölle.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier