Beim Preispoker mit Telefónica Deutschland hat Telekomdienstleister 1 & 1 Drillisch sein Blatt wohl überreizt. Rückwirkend zum 1. Juli muss die Tochterfirma von United Internet (UI) nun höhere Gebühren für die Nutzung des O2-Netzes von Telefónica Deutschland zahlen.
Diese Runde im Poker ging damit an den Partner Telefónica Deutschland. Ralph Dommermuth, Chef von UI und 1 & 1 Drillisch, musste die Jahresprognose der beiden Unternehmen senken und schickte die Aktien auf eine rasante Talfahrt. In der Spitze verloren die Papiere mehr als 30 Prozent.
Offensichtlich hatten Anleger genug von Dommermuths Hin und Her bei den Zahlen. Denn der Manager, ein knallharter Rechner und hartnäckiger Verhandler, hatte erst im August die Prognose erhöht. Nun erwartet der Telekomdienstleister 1 & 1 Drillisch aus Maintal bei Frankfurt für das laufende Geschäftsjahr 600 Millionen statt bisher angepeilter 684 Millionen Euro an operativem Gewinn.
Wegen der deutlichen Anpassung stürzte die Aktie ab. Anleger hatten wohl mit höheren Entgelten für die nächsten zwölf Monate kalkuliert und damit auch nicht mit einer hohen Belastung der Gewinnmargen.
Aufeinander angewiesen
1 & 1 Drillisch ist auf die Netze der Deutschland-Tochter des spanischen Konzerns Telefónica angewiesen. Umgekehrt gilt das allerdings auch: Um den Wettbewerb zu fördern, hatte die Bundesnetzagentur dem Betreiber des O2-Netzes die Auflage gemacht, 30 Prozent der Kapazitäten Konkurrenten zugänglich zu machen. Von den jährlich rund 500 Millionen Euro, die von 1 & 1 Drillisch dafür überwiesen werden, zahlt Telefónica Deutschland auch ihre Dividende an den Mutterkonzern in Spanien. Die Partnerschaft muss langfristig funktionieren.
Bei dem Poker geht es Dommermuth wohl vor allem um bessere Konditionen für ein deutschlandweites Roaming im 5G-Netz. Das eigene 5G-Netz will und kann 1 & 1 Drillisch nicht bundesweit spannen. Finanziell kann die UI-Tochter Druck bei den Verhandlungen gut aushalten. Der Dienstleister kam Ende Juni auf 10,24 Millionen Mobilfunkverträge und 4,33 Millionen Breitbandkunden. Die Hessen haben rund eine halbe Milliarde Euro Reserven, 400 Millionen davon im Pool mit UI.
Einbruch: Investoren haben auf die
revidierte Gewinnprognose für 2020
stark reagiert. Langfristanleger nutzen die Gelegenheit zum Einstieg.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 25,00 Euro
Stoppkurs: 15,20 Euro