Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 23.04.2015 in Heftausgabe 17/2015.

Glaubt man dem legendären US-Investor Warren Buffett, dann reichen für Privatanleger acht Aktien für ein ganzes Leben. Manchen Menschen genügt sogar eine: Am 2. Mai werden rund 40 000 Aktionäre nach Omaha im US-Bundesstaat Nebraska pilgern. Grund: die Hauptversammlung von Buffetts Firma Berkshire Hathaway. Darunter nicht wenige, die vor 40 oder 50 Jahren einen überschaubaren Betrag in Berkshire- Aktien investiert hatten - und durch Nichtstun zu Millionären wurden.

Sie ließen die Aktien einfach im Depot liegen, auch wenn damals wie heute Anlageprofis erklärten, die Zeiten von Buy-and- Hold-Strategien seien vorbei, man müsse künftig stärker auf das Marktumfeld achten. Das ist das Credo einer Industrie, die davon lebt, dass Anleger möglichst oft umschichten. Die Realität zeigt aber: Meist fahren Investoren auf lange Sicht besser, wenn sie Aktien von herausragender Qualität kaufen und einfach liegen lassen.

Natürlich spricht nichts gegen aktive Handelsstrategien, auch in den Musterdepots von BÖRSE ONLINE werden regelmäßig Werte ausgetauscht. Doch ein Grundstock an soliden Qualitätsaktien, die im Zweifel für immer gehalten werden können, sollte die Basis jedes Depots bilden. Hier ist Berkshire mit Sicherheit der Klassiker schlechthin, zumal das Buffett-Konglomerat aus über 100 Firmen und Beteiligungen besteht und damit einen Querschnitt durch die US-Wirtschaft bietet.

Auf Seite 2: Dauerläufer aus Europa





Dauerläufer aus Europa

Für europäische Anleger empfehlen wir, schon wegen des Währungsrisikos zumindest noch eine zweite Aktie als Basisinvestment ins Depot zu nehmen, etwa Nestlé oder Reckitt Benckiser, die Güter des täglichen Bedarfs herstellen und weltweit verkaufen - insbesondere in Schwellenländern. Auch der Gesundheitssektor sollte nicht fehlen, Dauerläuferqualitäten haben hier Fresenius, Medtronic und Novartis.

Auch wenn laut Buffett acht Aktien für ein ganzes Leben reichen, gibt es bestimmte Titel, die der eine oder andere Anleger aus persönlichen Gründen meidet, deshalb sind Alternativen nie schlecht. Also haben wir sowohl hausintern als auch bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern Vorschläge für Unternehmen gesammelt, die mit einem unverwüstlichen Geschäftsmodell, einer sauberen Bilanz und auf Jahrzehnte hinaus exzellenten Geschäftsperspektiven glänzen.

Nahezu 100 Vorschläge kamen dabei heraus, von Klassikern wie Bayer, Unilever oder Hennes & Mauritz bis hin zu relativen Exoten, die kaum jemand auf der Rechnung hat, etwa den japanischen Bohrmaschinenhersteller Makita oder den afrikanischen Einzelhandelskonzern Shoprite.

Sie alle haben ihre Berechtigung, schafften es aber ebenso wenig in die Endauswahl wie Coca-Cola oder Johnson & Johnson, die durch Berkshire Hathaway bereits zum Teil abgedeckt sind. Für die Endauswahl waren zwei Kriterien entscheidend: die aktuelle Bewertung sowie ein ausgewogener Länder- und Branchenmix.

Nun mag es zwar auf die Ewigkeit gesehen keine Rolle spielen, ob das Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) aktuell bei 17 oder 23 liegt. Bei kurzfristigen Marktrückschl.gen leiden teure Aktien erfahrungsgemäß jedoch stärker als (relativ) günstige. Daher fielen einige Top-Favoriten der Redaktion durchs Raster, etwa Fielmann oder Lindt - beide inzwischen mit KGVs um die 30.

Auf Seite 3: Bei Konkurrenten zugreifen





Bei Korrekturen zugreifen

Solche Werte kauft man am besten, wenn kräftige Marktkorrekturen die Kurse einbrechen ließen. Fürs Erste wollen wir uns auf Titel beschränken, die maximal mit einem 20er-KGV oder in Ausnahmefällen nur knapp darüber bewertet sind. Billig sind Dauerläuferaktien ohnehin nie, selbst in einem Crash fällt das KGV selten unter zwölf, was am zumeist konjunkturresistenten Geschäftsmodell liegt.

Als einzige eher zyklische Aktien schafften es BASF und Reliance Industries in die Auswahl. Bei BASF schützen die Weltmarktführerschaft in der Chemiebranche und der stets optimierte Produktmix vor allzu starken Konjunkturschwankungen. Unter allen Kandidaten aus der Ölindustrie haben wir mit Reliance Industries einen Konzern gewählt, der mit Einnahmen aus dem Energiegeschäft den Aufbau neuer Sparten finanziert. Alle anderen Werte der Branche fielen durch - weil die Ölvorräte nicht ewig reichen. Zwei weitere Kandidaten haben wir im S & P 500 gefunden: den Dosenhersteller Ball Corporation und den Hygienespezialisten Ecolab. Solange Getränke aus Dosen konsumiert werden und Kakerlaken in den USA leben, erscheinen deren Geschäftsmodelle unantastbar.

Auf Stopp- und Zielkurse haben wir verzichtet, weil sie "auf ewig" wenig sinnvoll sind. Rückschl.ge sind bei den auf den folgenden Seiten vorgestellten Aktien eher Gelegenheiten zum Nachkaufen.

JEC

Auf Seite 4: Auswahlverfahren







Auf Seite 5-14: Die Dauerläufer im Überblick





Ball Corporation: Dosengigant wächst mit der Weltwirtschaft

Getränkedosen erleben in Deutschland eine Renaissance: Nach Einführung des Dosenpfands Anfang 2003 war der Absatz eingebrochen. Doch nun werden Softdrinks und Bier aus Dosen wieder beliebter. Weltweit erfreuen sich die Getränkedosen ohnehin zunehmender Nachfrage. So werden in Nordamerika pro Kopf rund 300 Dosen im Jahr verbraucht. In Europa sind es 75, in Indien lediglich eine. Der globale Markt wächst ähnlich wie die Weltwirtschaft mit drei Prozent pro Jahr. Davon profitiert Ball Corporation. Der US-Konzern ist der weltgrößte Hersteller wiederverwertbarer Getränkedosen. Ball stellt zudem Dosen für Nahrungsmittel und Sprühdosen her - etwa für Deosprays. Der Trend zur Dose beflügelt auch den Aktienkurs: Seit dem Jahr 2000 stieg er von 3,31 Dollar auf 77,17 Anfang 2015 - ein Plus von 2200 Prozent.

Aktuell notiert das Papier an der NYSE bei 72,00 Dollar. Und die Aktie sollte weiterlaufen: Im Februar hat Vorstand John Hayes angekündigt, Ball werde den britischen Konkurrenten Rexam für 4,4 Milliarden Pfund übernehmen. Es entstünde der größte Dosenhersteller der Welt - wenn die Kartellbehörden zustimmen. Der neue Konzern mit Kunden wie Coca-Cola und Anheuser-Busch InBev wird 22 500 Mitarbeiter haben und einen Jahresumsatz von 15 Milliarden Dollar erzielen. Mit der Fusion sollen im Jahr 300 Millionen Dollar an Kosten eingespart werden. Ball will die Transaktion, die im ersten Halbjahr 2016 abgeschlossen sein soll, mit Schulden und einer Kapitalerhöhung von 2,2 Milliarden Dollar finanzieren. Durch den Deal steigt die Profitabilität von Ball weiter. Dabei liegen die operative Gewinnmarge bei zehn Prozent und die Eigenkapitalrendite bei knapp 40 Prozent.

HE





BASF: Investmentstory für jeden Geschmack



Zu den Dauerläufern am deutschen Aktienmarkt gehört die BASF-Aktie. Der Titel ist nicht nur seit Einführung des DAX im Juli 1988 im Auswahlindex. Mit einer Performance von seither rund 3520 Prozent - inklusive Dividenden - hat der Titel den DAX zudem um Längen geschlagen. Wer seit knapp 27 Jahren in der Chemieaktie investiert ist, konnte 14,3 Prozent pro Jahr verdienen. Der Leitindex legte im gleichen Zeitraum um "nur" neun Prozent pro Jahr zu.

Einzigartig ist auch die Marktstellung des Konzerns: Das Produktportfolio der Ludwigshafener reicht von Chemikalien, Kunststoffen, Veredelungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas. Dank der breiten Aufstellung gelingt es BASF, die Zyklik des Chemiegeschäfts ein gutes Stück weit abzudämpfen. Neben ständigen Produktinnovationen sind Investitionen von zentraler Bedeutung: Allein für den Zeitraum zwischen 2011 und 2020 hat das Management dafür 30 bis 35 Milliarden Euro eingeplant. Mehr als ein Drittel davon soll in Schwellenländern investiert werden, um vom kräftigen Wachstum in diesen Regionen zu profitieren.

Das organische Wachstum ergänzt BASF gezielt durch Akquisitionen. Für den nötigen Schub auf der Gewinnseite sorgt ein Programm zur Optimierung von Prozessen, Strukturen und Produktionsstandorten in allen Regionen. Die Maßnahmen fokussieren sich auf Fixkostenreduzierung, Verbesserung der Margen, Kapazitätserweiterungen und verbesserte Beschaffung. Aus den mehr als 100 Einzelprojekten erwartet BASF ab Ende 2015 einen Ergebnisbeitrag von jährlich rund 1,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Start des Programms im Jahr 2011. Insofern dürften sich Anleger auf weitere Gewinn- und Kursschübe einstellen.

CS





Berkshire Hathaway: Spiegelbild der US-Wirtschaft



Warren Buffett treibt trotz seiner 85 Jahre die Geschäfte von Berkshire Hathaway weiter energisch voran: Im März hat die Investmentlegende für einen Paukenschlag im US-Nahrungsmittelsektor gesorgt: So schließen sich der Ketchup-Hersteller Heinz und Kraft Foods zum drittgrößten Nahrungsmittel- und Getränkekonzern Nordamerikas zusammen. Hinter der Fusion stehen Berkshire und die Private-Equity-Gruppe 3G. Die beiden Partner hatten im Jahr 2013 für 23,2 Milliarden Dollar Heinz gekauft und mit kräftigen Kostensenkungen auf Vordermann gebracht. Mit ähnlichen Maßnahmen soll nun der neue Konzern "The Kraft Heinz Company", der einen Jahresumsatz von rund 28 Milliarden Dollar haben wird, auf Erfolg getrimmt werden. Denn bis Ende 2017 soll das Unternehmen jährliche Einsparungen von 1,5 Milliarden Dollar realisieren.

Mit seinen Beteiligungen ist Berkshire ein Spiegelbild der US-Wirtschaft. Die vier bedeutendsten Beteiligungen des Konzerns sind die größte US-Hypothekenfirma Wells Fargo (Berkshire-Anteil 26,1 Milliarden Dollar), Coca-Cola (16,1 Milliarden), IBM (12,3 Milliarden) und die Kreditkartenfirma American Express (11,7 Milliarden). Inklusive der zahlreichen anderen Beteiligungen, wie Walmart, Munich Re und Goldman Sachs, von denen etliche selbst das Potenzial haben, auf die Liste der "Aktien für die Ewigkeit" zu kommen, ist Berkshire in vielen Bereichen aktiv: von Versicherungen und Finanzdienstleistungen über den Schienenverkehr bis hin zum Einzelhandel. Damit verfügt der Konzern über ein sehr stabiles und aussichtsreiches Geschäft. Die Eigenkapitalquote liegt bei 45 Prozent, was weitere Akquisitionen in den kommenden Jahren möglich macht.

HE





Ecolab: Saubere Sache für Langfristanleger

Stabile Gewinne und weltweit in wachsenden Märkten unterwegs - die US-Firma Ecolab ist ein hochprofitabler Nischenplayer in Sachen Hygiene. Die Produktpalette erstreckt sich von der einfachen Glasreinigung bis hin zur lebenswichtigen Desinfektion von OP-Tischen in Operationssälen. Übernahmen wie die des Wasseraufbereitungsspezialisten Nalco im Jahr 2011 oder der auf die Behandlung von Industrieabwässern spezialisierten Firma Champion im Jahr 2012 ergänzen das solide organische Wachstum um neue Geschäftsfelder in der Umwelttechnologie. Auch dank dieser Akquisitionen hat sich der Jahresumsatz zwischen 2010 und 2014 von sechs auf 14 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt. Die Umstrukturierung und Konsolidierung der Nalco Holding wurde 2014 abgeschlossen. Durch weniger Abschreibungen und Sonderbelastungen ist in den kommenden Jahren ein deutlich höherer Gewinnhebel möglich. Das Gewinnwachstum soll sich bis 2017 von zuletzt 18 auf 23 Prozent beschleunigen, unter anderem durch mehr Umsatz in Schwellenländern.

Dabei glänzte Ecolab bereits 2014 mit seinem Zahlenwerk. Der Umsatz kam um acht Prozent voran, der Gewinn je Aktie legte um 18 Prozent auf 4,18 US-Dollar zu. Mit dem operativen Cashflow ging es auf 1,8 Milliarden US-Dollar nach oben. Das kommt den Aktionären zugute. Sie können sich für 2014 auf eine um 20 Prozent höhere Dividende freuen. Apropos Dividende: Die zahlt das Unternehmen seit 77 Jahren ohne Unterbrechung. Hinzu kommt dieses Jahr ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von einer Milliarde USDollar. Diese Aussichten auf noch mehr Gewinndynamik gibt der Aktienbewertung weiteren Spielraum nach oben.

SRI





Fresenius: Konzernumbau zahlt sich aus



Superlative sind bei Fresenius an der Tagesordnung. 2014 hat der auf die Bereiche Dialyse, Infusionen und Krankenhäuser fokussierte Konzern mit einem Umsatzplus von 14 Prozent auf 23,2 Milliarden Euro und einem Gewinnzuwachs von drei Prozent auf 1,09 Milliarden Euro das elfte Rekordjahr in Folge erzielt. Sogar zum 22. Mal in Serie geht es mit der Dividende nach oben: Im Mai kommen 0,44 Euro je Aktie zur Ausschüttung - rund dreimal so viel wie vor zehn Jahren. Seinen Erfolg hat der Konzern maßgeblich dem Umbau vom Produktanbieter hin zum Therapiekonzern zu verdanken. Während die Erlöse mit Dienstleistungen im Jahr 2004 lediglich 4,5 Milliarden Euro betrugen, erreichten sie im Geschäftsjahr 2014 bereits 15,5 Milliarden Euro - zwei Drittel der Gesamterlöse.

Große Wachstumschancen sieht Fresenius in den Schwellenländern. In Staaten wie China, Indien und Indonesien liegen die Gesundheitsausgaben pro Kopf weit unter dem Niveau der Industrieländer. Doch durch den Ausbau der medizinischen Basisversorgung läuft der Aufholprozess: Die Wachstumsraten im Bereich Dialyse und klinische Ernährung sind dreimal so hoch. Nicht zuletzt wegen dieses Wachstumspotenzials sieht der Konzern seinen Umsatz bis 2017 auf 30 Milliarden Euro steigen. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von neun Prozent. Das Konzernergebnis soll sogar um neun bis elf Prozent pro Jahr auf 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro zulegen. Weitere Übernahmen wie der Kauf eines Großteils der Krankenhäuser von Rhön-Klinikum im Jahr 2014 sind hier noch gar nicht eingerechnet. Da die Konjunktur zudem kaum Einfluss auf das Geschäft von Fresenius hat, können sich Anleger entspannt zurücklehnen.

CS





Medtronic: Gut fürs Herz, gut fürs Depot

Größe gibt in der Medizintechnik den Ausschlag. Wer auf allen internationalen Märkten mit vielen Produktgruppen präsent ist, wird in der Konsolidierung, die in der Branche gerade stattfindet, zu den Gewinnern zählen. Als Branchenprimus versteht es hier Medtronic, Skaleneffekte und Preissetzungsmacht gleichermaßen auszuspielen. Mehr als die Hälfte aller weltweit implantierten Herzschrittmacher stammen von der US-Firma. Zudem ist Medtronic weltweit der größte Anbieter von Insulinpumpen sowie von künstlichen Hüft- und Kniegelenken.

Der demografische Trend spielt Medtronic in die Hände. In den westlichen Industriestaaten wie Deutschland, wo der Anteil der über 65-Jährigen bis 2030 auf 29 Prozent der Gesamtbevölkerung steigen wird, geht es unter anderem darum, die Medikamentenforschung stärker auf alterungsbedingte und chronische Erkrankungen auszurichten. Medtronic ist hier bestens aufgestellt - mit neuen Produkten wie Herzklappen, die patientenschonend über Katheter eingesetzt werden, oder Messgeräten für Diabetespatienten. Die Firma kooperiert hier mit IT-Größen wie Apple oder IBM. So mischt Medtronic bei Apps für die Apple Watch mit, die Gesundheitsdaten aufzeichnen und auswerten. Datenbanken von IBM analysieren Informationen von Medtronic-Produkten wie Insulinpumpen, um daraus individuelle Behandlungspläne für Patienten zu erstellen. Zuletzt übernahm Medtronic den Klinikbetreiber Diabeter. Zugleich tritt die Gesellschaft als Outsourcing-Dienstleister für Krankenhausketten in Erscheinung. Medtronic rüstet hier etwa Kliniken mit Katheterlaboren aus und führt zu Fixpreisen Operationen mit Herzklappen und Herzschrittmachern durch.

SRI





Nestlé: Kaffee und Tütensuppe für die ganze Welt



Er wächst und wächst: Auch wenn der größte Lebensmittelkonzern der Welt, Nestlé, seit Jahresbeginn etwas langsamer vorangekommen ist als gewohnt, erzielte er dennoch aus eigener Kraft ein solides Erlöswachstum. Vor allem in den Schwellenländern wächst der Hersteller von Nespresso-Kaffee, Kitkat-Schokoriegeln und Maggi-Tütensuppen. Das schleppende Geschäft in Asien, Ozeanien und Afrika will Konzernchef Paul Bulcke im Lauf des Jahres ankurbeln, unterstützt wird er dabei von der bisherigen Finanzchefin Wan Ling Martello. Die US-Staatsbürgerin mit chinesischen Wurzeln übernimmt zum 1. Mai die Leitung dieser Region.

Auch der Konzernumbau soll zügiger vorangetrieben werden, schwächelnde Sparten will man sanieren oder verkaufen. Aktuell steht der Verkauf der Tiefkühlkost-Tochter Davigel bevor. Der größte Teil der Diätsparte Jenny Craig wurde bereits veräußert, und auch von der Sportnahrungsmarke PowerBar und den Juicy-Juice-Fruchtsäften trennte sich Nestlé. An den Zielen für das Gesamtjahr hält der Konzern fest, mittelfristig peilt er ein organisches Wachstum von fünf bis sechs Prozent an. Im ersten Quartal bremste der starke Franken die Eidgenossen kräftig aus, der Umsatz lag mit 20,9 Milliarden Franken (20,3 Milliarden Euro) lediglich ein halbes Prozent über dem Vorjahreswert.

Das organische Umsatzwachstum, das Währungseffekte und Übernahmen nicht berücksichtigt, stieg indes von 4,2 auf 4,4 Prozent. 2,5 Prozent davon entfielen auf Preiserhöhungen. Ihre Aktionäre beglücken die Schweizer mit einer weiteren Dividendenerhöhung auf 2,20 Franken je Aktie. Seit 1959 wurde die Ausschüttung niemals gesenkt. Nestlé ist - und bleibt - ein Standardinvestment.

SF





Novartis: Produktpipeline fit für die Zukunft



Der Konzern Novartis ist eines der führenden Pharmaunternehmen der Welt mit Sitz in Basel. Der 1996 aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz hervorgegangene Konzern stellt sich zurzeit neu auf: Aus sechs Geschäftsbereichen werden drei. Den Löwenanteil des Gesamtumsatzes von rund 54 Milliarden Euro erwirtschaftet die Pharmadivision mit einem Anteil von 55 Prozent. Davon entfällt wiederum gut ein Drittel auf Medikamente zur Behandlung von Krebserkrankungen - zuletzt verstärkt durch die Übernahme des Onkologiegeschäfts des britischen Konzerns GlaxoSmithKline. In der Augenheilkunde, die etwa ein Fünftel des Konzernumsatzes beisteuert, ist Novartis mit der Tochter Alcon Weltmarktführer, bei Generika mit Sandoz (16 Prozent) die Nummer 2. Die Bereiche Tiergesundheit und Impfstoffe hat Novartis verkauft.

Die Langfristperspektive ist exzellent. Die Produktpipeline - also die Liste der Wirkstoffe in der Entwicklung - umfasst mehr als 200 Substanzen, von denen 37 aktuell die klinische Endphase (Phase 3) durchlaufen. Der Konzern dürfte zudem vom demografischen Wandel massiv profitieren. Bis 2025 wird die Weltbevölkerung um eine Milliarde Menschen wachsen. Die Zahl älterer Patienten steigt in den wichtigsten Pharmamärkten rasant, sodass sich die globalen Gesundheitsausgaben bis dahin voraussichtlich verdoppeln werden. Firmenchef Joseph Jimenez erzielte 2014 mit 133 000 Beschäftigten einen Reingewinn und einen freien Cashflow von jeweils mehr als zehn Milliarden USDollar. Mit einer Eigenkapitalquote von 57 Prozent ist die Bilanz kerngesund, die Eigenkapitalrendite pendelt zwischen zehn und 20 Prozent. Die Dividende wird seit 1996 stetig erhöht.

MBA





Reckitt Benckiser: Blitzsaubere Investition in Haushaltswaren

Ob Desinfektionsmittel von Sagrotan, Kondome von Durex oder Wasserentkalker von Calgon: Die Produkte von Reckitt Benckiser stehen in jedem Supermarktregal. Bekannter als der Name des britischen Konsumgüterkonzerns sind allerdings seine 19 Topmarken - "Powerbrands" genannt. Diese vertreibt das im britischen FTSE 100 gelistete Unternehmen in fast 200 Ländern. Neben Haushaltsreinigern und anderen Putzmitteln - sie stehen für den Großteil der Gewinne - sind auch Gesundheits- und Hygieneartikel im Angebot.

Nach der kürzlich erfolgten Abspaltung der Pharmasparte will Vorstandschef Rakesh Kapoor weiter sparen: Bis 2017 sollen die jährlichen Kosten um 100 bis 150 Millionen Britische Pfund (135 bis 200 Millionen Euro) sinken. Das kostet zwar erst mal rund 200 Millionen Pfund, die Strategie ist aber glasklar: Der Konzern richtet sich stärker auf Drogerieprodukte wie Clearasil, Kukident und Nurofen-Schmerzmittel aus. Zudem wird er schlanker und kann schneller agieren. Auch die Bilanz für 2014 ist blitzsauber: Die Konzernerlöse gingen auf Jahressicht ohne Pharmageschäft zwar um fünf Prozent auf 8,8 Milliarden Pfund zurück, bei stabilen Wechselkursen wären sie aber wie erwartet um vier Prozent gestiegen. Der bereinigte Gewinn legte um vier Prozent auf 1,7 Milliarden Pfund zu.

Die operative Marge verbesserte sich dank strikter Kostendisziplin um rund zwei Prozentpunkte auf knapp 25 Prozent. Der operativ ebenfalls starke Konkurrent Henkel aus dem DAX kommt hier nur auf rund 14 Prozent. Reckitt überzeugt mit der Konzentration auf Produkte des täglichen Bedarfs in renditestarken Nischen. Auch wenn die Aktie nicht billig ist, die Investition dürfte sich lohnen.


SF





Reliance Industries: Ölfirma mit Ambitionen im E-Commerce

Traditionelle Geschäftsfelder von Reliance Industries, derzeit das zweitgrößte börsennotierte Unternehmen Indiens, sind Öl, Gas und Chemie. Dort überzeugt der von Großaktionär Mukesh Ambani geführte Konzern - auch als RIL bekannt und nicht zu verwechseln mit der Reliance Group - mit exzellenten Ergebnissen. In den vergangenen zehn Jahren steigerte er den Buchwert um 19 Prozent pro Jahr, der Umsatz verdoppelte sich in den fünf Geschäftsjahren von 2009 bis 2014. Für das am 31. März zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2014/15 verbuchte RIL einen Rekordgewinn.

Aktuell steht allerdings die Expansion in neue wachstumsstarke Branchen im Vordergrund. RIL ist schon heute der größte Einzelhändler in Indien mit 2621 eigenen Geschäften - Stand Anfang April - wobei zurzeit pro Tag vier weitere hinzukommen.

Zudem setzt Ambani auf E-Commerce, der in Indien heute boomt wie in den 1990er-Jahren in den USA. Das Online- Umsatzvolumen soll sich in Indien in den nächsten vier Jahren auf umgerechnet 70 Milliarden US-Dollar vervierfachen. Außerdem geht noch 2015 Reliance Jio an den Start, das 4G-Telekom-Geschäft. Dieses Projekt ist kostenintensiv, was einige Aktionäre irritiert, langfristig aber chancenreich. Die Bilanz überzeugt mit einer Eigenkapitalquote von über 50 Prozent und einer Eigenkapitalrendite um die 20 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei neun, das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 1,5. Die jährlich im Juni ausgeschüttete Dividende sorgt für eine Rendite um ein Prozent - ein für indische Aktien typischer Wert. Anleger, die eine Stellvertreteraktie für den wirtschaftlichen Aufschwung Indiens in den kommenden Jahrzehnten suchen, liegen mit RIL richtig.

MBA