Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die auf Sicherheit und Festgeld bedachten Deutschen müssen angesichts der mickrigen Zinsniveaus in der westlichen Welt allmählich umdenken. Zum Teil liegen die Renditen sogar im negativen Bereich. Damit steht fest: Aktien sind im aktuellen Umfeld nahezu alternativlos. Und das lässt sich auch am DAX ablesen: Um mehr als 17 Prozent legte der Index allein seit Jahresbeginn zu. Doch es müssen nicht immer die Großen sein, Anlegern steht mit Small Caps eine besonders lukrative Anlagegattung zur Verfügung. Zwar hinken die Kleinen, gemessen am SDAX, mit einem Plus von 14 Prozent seit Silvester noch hinterher, aber immer mehr Investoren entdecken das Nebenwertebecken. Nach einer Studie von AXA Investment Managers liegt der Anteil von Small Caps am Aktienportfolio derzeit im Durchschnitt bei 15 Prozent.
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Vor dem Umschwung
Dies könnte sich schon bald ändern. Eine Umfrage unter Profi-Investoren zeigt, dass 28 Prozent der Befragten ihr Small-Cap-Exposure "sicher" oder sogar "sehr sicher" ausbauen werden. "Dieses überraschend positive Ergebnis zeugt davon, dass institutionelle Anleger zunehmend erkennen, wie wertvoll Nebe2nwerte sein können", interpretiert AXA-Experte Uwe Diehl das Ergebnis und fügt hinzu: "Schließlich ist wissenschaftlich belegt, dass eine Small-Cap-Beimischung zu einem Portfolio aus Standardwerten langfristig zu höheren Renditen führt - und das bei gleichbleibender Volatilität."
Wir haben uns daher auf die Suche nach attraktiven Small Caps außerhalb der deutschen Indexlandschaft gemacht. Denn vor allem abseits der Börsenbühnen ist noch so manches unentdeckte Schnäppchen zu finden. Entscheidend bei unserem Auswahlverfahren waren in erster Linie potenzielles Gewinnwachstum, Bewertungskennziffern wie KGV, KBV, KCV und KUV sowie die Dividendenrendite.
Stimmen diese Faktoren bei einem Unternehmen, ist es in der Regel nur eine Frage der Zeit, bis auch das breite Publikum darauf aufmerksam wird. Unsere Analyse beschränkte sich aber nicht allein auf nackte Zahlen. Operative Umstände wie etwa Turnarounds oder auch die Eroberung neuer, vielversprechender Geschäftsbereiche spielten in einigen Fällen eine Rolle bei der Einschätzung.
Selbstverständlich gehört zum Kauf von sehr kleinen Firmen auch jede Menge Mut. Denn den Nebenwerten haften mehr Unsicherheiten an, allein schon wegen der meist geringeren Transparenz. Doch eines müssen Anleger wissen: Sind alle Unsicherheiten bereinigt, ist die Aktie meist auch nicht mehr mit einem großen Discount erhältlich. Nur wer einen Schritt voraus ist, kann das Kurspotenzial voll auskosten.
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Gewinnexplosion
Mit einem erwarteten Ergebnisanstieg im laufenden Jahr von mehr als 2000 Prozent sticht die Baader-Aktie aus unserem Small-Cap-Universum klar hervor. Allerdings kommt diese exorbitant hohe Steigerungsrate aufgrund eines Basiseffekts zustande. Für 2014 liegen die Schätzungen bei nur einem Cent Gewinn je Aktie, 2015 sollen es dann 22 Cent sein. Es sind insbesondere die verbesserten Marktbedingungen, die der Handelsbank verstärkt zugutekommen dürften. 2014 zeigte sich bereits nach den ersten neun Monaten ein spürbarer Aufwärtstrend. Das Nettoergebnis schnellte von minus 2,9 auf plus drei Millionen hoch. Zu dem Wachstum trugen sowohl das Market Making von Aktien bei als auch der Bereich Corporates & Markets. Auf dieses Segment entfallen unter anderem die wieder verstärkt in Mode gekommenen Kapitalerhöhungen sowie die Emission von Anleihen. Das positive Handelsergebnis wurde derweil begünstigt von den Börsenneulingen Zalando und Rocket Internet. Beide Unternehmen hatten sich im dritten Quartal für die Baader Bank als Händler an der Börse in Frankfurt entschieden. Aufgrund der guten Stimmung an den Aktienmärkte dürfte die IPO-Welle auch so schnell nicht auslaufen. So rechnet PwC in Deutschland mit Börsengängen auf dem Niveau des vergangenen Jahres. In der Baader- Aktie sind die guten Aussichten aber noch längst nicht alle eingepreist.
Auf Seite 4: Im Wachstumsrausch
Im Wachstumsrausch
Ebenfalls im Finanzbereich tätig ist der Newcomer Fintech. Und zwar nicht in irgendeinem,
sondern in der noch jungen und wachstumsstarken "Financial Services Technologies"-Branche. Dass das Thema derzeit "hot" ist, zeigt auch, dass die DVFA am 24. März das erste "FinTech Forum" veranstaltet. Bei der genannten Fintech Group handelt es sich um eine dreiteilige Firmenformation aus Flatex, Cefdex und Aktionärsbank. Hinzu kommt ein anstehender Zusammenschluss von Fintech mit Xcom, einem führenden Anbieter von Banking-, Brokerage- und Business-Lösungen, zu dem wiederum die biw Bank gehört.
Überstehen muss die Aktie jetzt noch die Meldung, dass 2014 wohl ein hoher einstelliger
Millionenverlust angefallen ist. Jedoch hatte das Management im Vorfeld mit offenen Karten gespielt, und so dürfte dies zu keinen größeren Irritationen führen. Daneben hängt aber noch eine mögliche umfangreichere Kapitalerhöhung wie ein Damoklesschwertüber der Notierung, mit der Spekulationen zufolge der Xcom-Deal finanziert werden soll. Sollte diese tatsächlich kommen, würde dies das wachstumsstarke Unternehmen wohl nur kurz bremsen. Vielmehr wird sich die Finanzgemeinde schon bald auf 2015 konzentrieren. Das Jahr steht nicht nur im Zeichen des Turnarounds, es werden auch dicke Gewinne erwartet. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser rechnen mit einem Nettogewinn von 9,2 Millionen Euro, was einem Gewinn je Aktie von 0,66 Euro entspricht. 2016 sollen es dann schon mehr als doppelt so viel sein, woraus sich letztlich ein günstiges 2016er-KGV von 5,8 errechnet. Hauck & Aufhäuser setzt einen fairen Wert von 17 Euro an - mehr als 70 Prozent über dem aktuellen Kurs.
Mit überdurchschnittlichen Gewinnsteigerungen glänzt auch das Trio aus Euromicron, Paragon und SHS Viveon - und zwar für 2015 und für 2016. Bereits Zahlen vorgelegt für das vergangene Jahr hat der Sensorenspezialist Paragon - und die haben es in sich: Beim Gewinn hat der Autozulieferer die Erwartungen klar übertroffen. Das operative Ergebnis lag um mehr als 50 Prozent über der Prognose. Auch der Ausblick auf 2015 fällt vielversprechend aus. Laut Vorstandschef Klaus Dieter Frers wurde 2014 eine"exzellente Basis für das laufende Geschäftsjahr geschaffen".
Steil bergauf geht es ebenfalls beim Spezialisten für Netzwerkinfrastruktur Euromicron sowie beim Anbieter von Customer-Management-Lösungen SHS Viveon. Letzterer ist auch in Bereichen wie Business Intelligence und Big Data tätig, die als Megatrends in der Techbranche gehandelt werden. Namhafte Unternehmen aus dem In- und Ausland wie Baywa, BMW, Deutsche Telekom oder auch BP und Credit Suisse zählt SHS zu seinen Kunden. Derzeit ist die Gesellschaft dabei, ihren Fokus verstärkt auf den Ausbau des Produktgeschäfts zu richten. Das hat zwar zur Folge, dass sich das Erlöswachstum weniger dynamisch entwickeln wird, dafür aber der Gewinn umso mehr. Der Verkauf von Softwarelizenzen ist nämlich ein besondersprofitables Geschäft. Einen ersten Fingerzeig gab es bereits zum Halbjahr 2014, als das operative Ergebnis ins positive Terrain drehte. Analysten erwarten für das laufende Jahr eine prozentual zweistellige Marge, nach rund sieben Prozent 2014. Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr werden am 31. März vorgelegt.
Bei Euromicron spricht nicht nur das dynamische Wachstum derzeit für einen Kauf, auch unter Value-Gesichtspunkten macht der Titel eine gute Figur. Aktuell weist die Aktie ein günstiges KBV von 0,8 auf. Für steigende Kurse spricht zudem das Chartbild. Nach der jüngsten Klettertour ist der Small Cap gerade dabei, sein Jahreshoch zu knacken.
Vor diesem technischen Hindernis steht derzeit auch der Onlinebroker Sino. Noch rund 25 Cent fehlen dem Nebenwert auf die Zwölf-Monats-Bestmarke von vier Euro. Operativ kommen die haussierenden Kapitalmärkte den auf Heavy-Trading spezialisierten Düsseldorfern entgegen. "Von dieser Entwicklung kann das Unternehmen profitieren - vor allem bei den margenstarken Aktientrades", erläutert Vorstandschef Ingo Hillen. Das spiegelt sich in den Zahlen wider: Im ersten Quartal 2014/2015 (30. September) legte der Gewinn um knapp ein Drittel zu. Der Start in das Jahr 2015 ist ebenfalls geglückt. Im Januar verzeichnete der Orderbuchumsatz ein Plus von 18,9 Prozent im Vergleich zu Januar 2014.
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Expansion als treibende Kraft
Die Strategie von Hannes Niederhauser, Chef und Großaktionär von S & T, ist hinlänglich bekannt. Der gebürtige Österreicher kauft regelmäßig Technologiefirmen auf und formt aus der S & T einen High-End- IT-Dienstleister. Begünstigt durch die Akquisitionen zeigt auch die Wachstumskurve steil nach oben. Anleger können davon ausgehen, dass der Mix aus anziehenden Umsätzen, steigenden Margen und innovativen Produkten auch in den kommenden Jahren S & T im Gespräch halten wird. Somit ist das Kurspotenzial unseres Dauerfavoriten ebenso wenig ausgeschöpft wie der Einfallsreichtum des Vorstands. Nachdem lange Zeit IT-Security im Fokus stand, engagierte sich Niederhauser zuletzt verstärkt im wachstumsstarken Bereich Smart Grid mit Zukäufen.
Auf Expansionskurs ist auch Lang & Schwarz. Insbesondere durch die Beteiligung an Wikifolio gilt die L & S-Aktie derzeit als "Must have" in der Szene. Die Social-Trading-Plattform wächst enorm und spült viel Geld in die Kasse des Unternehmens. So schnellte das Ergebnis je Aktie im vergangenen Jahr von 0,32 auf 1,60 Euro hoch. Etwa drei Viertel des Gewinns sollen an die Aktionäre verteilt werden, was eine Dividende von 1,14 Euro je Aktie bedeuten würde. Damit errechnet sich eine sagenhafte Dividendenrendite von über sieben Prozent. Zusätzlich garniert mit einem anhaltend starken Gewinnwachstum sollte der Small Cap in keinem Depot fehlen, zumal auch schon bald ein strategischer Investor einsteigen könnte. Am 19. Februar ist Finanzinvestor M.M. Warburg unter die Schwelle von 25 Prozent gerutscht. Nun kursieren am Markt Gerüchte, dass das komplette Warburg-Paket an eine andere Bank ging. Anleger dürfen daher gespannt sein, ob und was Lang & Schwarz demnächst melden wird.
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Raus aus dem Schattendasein
Während sich die Bilanzsaison bei den Bluechips bereits dem Ende zuneigt, gewinnt der Zahlenstrom im Nebenwertebereich an Fahrt. Besonders positiv überraschten Highlight Communications und Ifa Systems. Das Schweizer Medienunternehmen hatte zwar erst im November 2014 die Jahresziele heraufgesetzt, doch selbst die erhöhten Ziele erwiesen sich als Makulatur. Der Gewinn schnellte aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung im Segment Film von 10,3 auf 18 Millionen Franken in die Höhe. Die Prognose belief sich dagegen auf zwölf bis 14 Millionen Franken. Einen Ausblick hat das Unternehmen zwar noch nicht gegeben, doch könnten die Eidgenossen dies am 19. März bei der Präsentation der endgültigen Zahlen nachholen. Für Marcus Silbe, Analyst bei Oddo Seydler, könnte das laufende Jahr ebenfallspositive Überraschungen bringen, da Top- Filme wie die "Fantastic Four" am Start sind. Der Experte schraubt sein Kursziel von vier auf fünf Euro hoch.
Lange Zeit ein Schattendasein fristete die Aktie von Ifa Systems. Zuletzt kam aber Leben in den Titel. Nicht ohne Grund: Der Spezialist für Health Information Technology konnte 2014 mit einem operativen Gewinnwachstum von 39 Prozent die Erwartungen von plus zehn bis zwölf Prozent deutlich übertreffen. Besonders positiv wirkten sich höhere Lizenzverkäufe aus. Aktionäre profitieren nicht nur über den jüngsten Kursanstieg von der starken Entwicklung, auch die Dividende wird um ein Drittel erhöht. Der Trend soll 2015 anhalten und den Gewinn abermals prozentual zweistellig voranbringen. Mittelfristig plant Ifa mit einer Ebit-Marge von 24 bis 25 Prozent. Zum Vergleich: Aktuell liegt die Rendite bei 21,4 Prozent.
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