"Die EZB wird in ihren gut gefüllten Instrumentenkasten greifen müssen, um den hohen Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich einer weiteren geldpolitischen Lockerung gerecht zu werden", meint Stefan Scheurer von Allianz Global Investors. Die Notenbanker wollen gegen eine drohende Inflation und die Euro -Stärke vorgehen. Die Teuerung liegt mit 0,7 Prozent für den Geschmack der EZB immer noch nahe an einer gefährlichen Abwärtsspirale von Preisen, Löhnen und Investitionen. Wie Reuters bereits von Insidern erfuhr, wird neben einer Senkung des Leitzinses von derzeit 0,25 Prozent auch erstmals ein Strafzins für Geld der Banken erwogen, das bei der EZB geparkt ist. Die Banken sollen damit dazu gebracht werden, ihre überschüssigen Mittel nicht mehr zu horten, sondern in die Kreditvergabe zu stecken. Für breit angelegte Anleihekäufe (Quantative Easing) gebe es im Juni im EZB-Rat hingegen wohl noch keine Mehrheit, sagt Commerzbank-Analyst Michael Schubert. "Gleichzeitig dürfte der EZB klar sein, dass die Wirkung jeder im Juni getroffenen Maßnahme umso größer ausfallen wird, je erfolgreicher die Notenbank die Fantasie auf weitere Schritte aufrechterhält."
Ausschlaggebend für die Waffenwahl von Draghi & Co sollen die neuen Prognosen der hauseigenen Ökonomen zu Teuerung, Wachstum und Beschäftigung sein - diese wird Draghi am Donnerstag vorstellen. Am Dienstag stehen die Inflationsdaten für Mai auf der Agenda: hier erwartet die Mehrzahl der Volkswirte einen unveränderte Teuerungsrate von 0,7 Prozent.
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ENTTÄUSCHUNG DROHT
In der abgelaufenen Woche legten die Aktienmärkte weiter zu und erreichten neue Bestmarken. Der Dax-Index gewann bis zum Freitagmittag auf Wochensicht 1,8 Prozent auf 9941 Punkte, in den USA stieg der Dow Jones um 0,5 Prozent auf 16.698 Zähler.
"Es bedarf nur eines kleinen Kaufauftrages, um den Dax über die 10.000er Marke zu schieben. Und ich gehe davon aus, dass das auch noch vor der EZB-Sitzung passieren wird", sagt Jens Klatt von DailyFX. Mit der EZB dürfte es dann wieder nach unten gehen, weil die Anleger vermutlich von dem Maßnahmenpaket enttäuscht sein werden. "Denn letztlich ist alles, was die EZB machen wird, wohl schon eingepreist." Der Markt könne deshalb nach dem Muster "Buy the rumor, sell the fact" verfahren, sagt auch Scheurer. Die zuletzt beobachtete Sorglosigkeit unter den Börsianern könnte schwinden und die Volatilität wieder steigen.
Auch nach Meinung von Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp könnten nach der EZB-Sitzung bei den Anlegern Risiken wie das schwächere Wirtschaftswachstum in Russland und China und die weiter fallenden Gewinnerwartungen für Dax-Unternehmen wieder in den Vordergrund rücken. "Daher sollten Investoren in den kommenden Wochen teilweise Gewinne mitnehmen."
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FREUNDLICHE MAI-DATEN FÜR US-WIRTSCHAFT VORAUS
In der neuen Woche wird es auch an der Datenfront interessant: Der ISM-Index und der Arbeitsmarktbericht bilden den Auftakt für die Reihe der Mai-Konjunkturdaten in den USA. Die meisten Experten rechnen mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends. Am Freitag steht der Mai-Arbeitsmarktbericht für die weltgrößte Volkswirtschaft an. Experten erwarten 215.000 neu geschaffene Stellen nach 288.000 im Vormonat.
Bei den Unternehmen erwarten Investoren Mitte der Woche die Details zur milliardenschweren Kapitalerhöhung der Deutschen Bank. Spannend bleibt es im Übernahmepoker um die französische Industrieikone Alstom, um die Siemens und GE buhlen. Bis zum 16. Juni will Siemens ein detailliertes Angebot vorlegen.
Am Mittwoch entscheidet der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse über die Zusammensetzung der Indizes. Es werden keine großen Veränderungen erwartet.
Reuters