von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Der erste Handelsmonat des neuen Jahres ist vorbei und mit einem Plus von rund neun Prozent sehr positiv ausgefallen. In den vergangenen 40 Jahren ist nur in 0,5 Prozent aller Handelsmonate ein größerer Gewinn erzielt worden, zuletzt war das im Januar 2012 der Fall (erkennbar im Chart unten). Damals entwickelte sich der Folgemonat Februar mit einem Kursplus von mehr als sechs Prozent ebenfalls noch sehr positiv.

Doch der Schwung ließ zuletzt deutlich nach: Von dem Vormonatsgewinn entfällt nur rund ein halbes Prozent auf die zurückliegende Handelswoche, in welcher der Index wiederholt im Bereich knapp über 10.800 Punkten abverkauft wurde. An drei von fünf Handelstagen lagen Hochpunkte in diesem Areal (siehe Kerzenchart auf Seite 4), eine auffällige Häufung, die auf starken Verkaufsdruck hin deutet. Dazu kommt, dass Tage mit fallenden Kursen von einem höheren Handelsvolumen begleitet werden, als Tage mit steigenden Kursen.

Daraus lassen sich mehrere Erkenntnisse ableiten: Der Markt hat an Dynamik verloren und ist in eine kurzfristige Konsolidierungsphase übergegangen - der kurzfristige Aufwärtstrend ist dadurch kein Selbstläufer mehr. Nach der starken Überhitzung der vergangenen Wochen, in der sich der DAX um mehr als acht Prozent von seinem durchschnittlichen Monatskurs (21-Tage-Linie) nach oben absetzte, wird eine Pause immer wahrscheinlicher (Chart auf Seite 2). Zuletzt war der Index im Oktober 2011 so weit von seiner 21-Tage-Linie nach Norden abgewichen, anschließend korrigierten die Kurse um mehr als 15 Prozent, der Markt stabilisierte sich erst wieder rund 8 Prozent unter seinem Monatsdurchschnittskurs - übertragen auf die heutige Situation entspräche das einem Indexstand von rund 9300 Zählern.

Noch wird der DAX aber stabilisiert durch Schnäppchenjäger, die schon kleinste Korrekturen zum Einstieg nutzen - vermutlich, weil sie den jüngsten, schwungvollen Aufwärtsschub verpasst haben und nun versuchen, noch zu halbwegs günstigen Kursen in den Markt zu kommen. Auffällig war die Nachfrage in der Vorwoche bei rund 10.550/10.600 Punkten, hier ist eine erste Kaufzone definierbar. Stabilisiert sich der Markt auf diesem Niveau nicht, ist ein Rückschlag bis mindestens 10.300 Punkten zu erwarten, wo ein ehemaliger Widerstand verläuft - dort lagen in der vorletzten Woche mehrere Tageshochs, als der DAX eine ähnliche Pause einlegte wie sie nun an der 10.800er-Marke zu beobachten ist. Diese ehemalige Hürde könnte erfahrungsgemäß nun kaufwilligen Marktteilnehmern als weiterer Orientierungspunkt zum Einstieg dienen. Eine ähnliche Funktion, allerdings über Monate hinweg, hatte die Zone um 10.000/10.100 Punkte - spätestens hier dürfte die Nachfrage so groß werden, dass sich der DAX im Falle fortschreitender Gewinnmitnahmen wieder stabilisiert.

Dreht er dann wieder nach oben oder setzt seine Rally in dieser Woche ohne größere Pause fort, hat er im Extremfall Luft bis jenseits der 11.100er-Marke. Erst dann wäre er wieder so weit von seinem Monatsdurchschnitt entfernt, dass das Potenzial nach oben ausgeschöpft wäre. Ein Signal für die nächste Kaufwelle wären Kurse über 10.800/10.810 Punkten - erst wenn die in der Vorwoche ausgebildete Widerstandszone überschritten wird, sollten kurzfristig agierende Anleger also über weitere Käufe nachdenken. Wer langfristig plant, ist schon investiert und stockt erst bei einer größeren Korrektur zurück in Richtung der 10.000er-Marke weiter auf.

Chart 2 - DAX-Monatschart mit Veränderung in %



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.000er-/11.100er-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie).

Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 11.000 bis maximal rund 11.500 Zähler errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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