Chart 1 - DAX Intradaychart
Heute wird es der Index mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht schaffen, die 11.000 zu überwinden, denn die Statistik schreit mittlerweile geradezu nach einer Korrektur. Der Abstand zum durchschnittlichen Monatskurs ist inzwischen mit über acht Prozent so hoch wie fast nie im vergangenen Jahrzehnt, nur in wenigen Ausnahmefällen erreichte dieser Indikator Werte von über neun Prozent (siehe Chart auf Seite 2). Setzt sich die inzwischen schon irrationale Kaufhysterie am Markt allerdings fort, lassen sich daraus Indexstände von über 10.900 Punkten ableiten - ganz ausschließen lässt sich der Sprung über die nächste 1000er-Marke also nicht, auch wenn weitere Faktoren wie der sehr hohe prozentuale Anteil an DAX-Aktien über der 21- und ebenfalls stark gestiegene Anteil von Papieren über der 200-Tage-Linie inzwischen eine Überhitzung des Marktes anzeigen.
Die Erfahrung mit vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit zeigt, dass auch im Anschluss unvermeidbare Gewinnmitnahmen eine hohe Intensität erreichen können. Die erste Unterstützungszone bei rund 10.590 Zählern wird in diesem Fall kaum genug Nachkäufer anlocken, um den DAX abzufedern. Das nächste Kursziel für eine Korrektur liegt in diesem Fall mindestens bei 10.450/10.500 Zählern im Bereich der vergangene Woche aufgetretenen Notierungslücke.
Anleger sollten nun die Stoppkurse bestehender Long-Positionen eng an das aktuelle Kursniveau nachziehen, für kurzfristige Spekulationen beispielsweise knapp unter die 10.600er-Marke. Wer längerfristig denkt und kleinere Korrekturen aussitzt, kann auf den übergeordneten Aufwärtstrend vertrauen und sollte erst unterhalb von 9930/9980 Punkten nervös werden. Von einem Rückschlag in dieser Größenordnung ist der DAX jedoch weit entfernt. Doch Vorsicht: Nur sehr mutige Spekulanten setzen nun trotz der starken Überhitzung des Deutschen Aktienindex auf fallende Kurse, denn gegen einen so dynamisch verlaufenden Aufwärtstrend zu wetten ist gefährlich. Setzt er sich nur wenige Tage weiter fort, sind alle Short-Positionen bereits massiv im Verlust. Lieber eine kleine Korrektur abwarten und dann zu günstigeren Preisen wieder auf steigende Kurse wetten.
Chart 2 - DAX-Chart mit Anteil Aktien über 21- und 200-Tage-Linie in %
Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.000er-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie), der mittlerweile im Vergleich zu den vergangenen Jahren auf einem sehr hohen Niveau ist. Nur in wenigen Fällen (siehe senkrechte Markierungen im Chart) hat sich der Index noch weiter von seinem Mittelwert nach oben abgesetzt. Das Potenzial nach Norden ist daher vorerst begrenzt.
Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 11.000 bis maximal rund 11.500 Zähler errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
www.index-radar.de