Der letzte "Schmähbrief", den ich zu meinen bekanntermaßen eher skeptischen Aussagen hinsichtlich der Perspektiven der Aktienmärkte erhielt, ist knapp zwei Wochen alt. Der Verfasser, ein Dr. rer. pol P. aus Wiesbaden und beruflich im Bankenbereich beheimatet, schrieb mir, dass ich unfähig gewesen sei, die superbullishe Konstellation des DAX in diesem Jahr zu erkennen, der durch die Aktionen der EZB von einem Allzeithoch zum nächsten springe und, so wörtlich, "2014 zu einer Atomisierung der Pessimisten führen wird und zum Untergang Ihrer Börsendienste".
Bis auf den letzten Punkt gebe ich dem Mann Recht. Meine Auflagen waren allerdings nie höher als in diesem Jahr. Richtig ist hingegen, dass das Lager der Bären "atomisiert" wurde. Und richtig ist auch, dass ich unfähig war, "die superbullishe Konstellation des Dax in diesem Jahr zu erkennen". Und woher diese meine Unfähigkeit rührte, das verdeutlicht der erste Chart dieser Woche:
Quelle: www.kapitalschutz-brief.de
Dieser Chart zeigt uns den Kursverlauf des DAX seit dem Schlusskurs des ersten Handelstages dieses Jahres, den zweiten Januar. Was, lieber Herr Dr. rer. pol., ist denn da so "superbullish"? Und wo sind all die schönen neuen Allzeithochs, von denen der Deutsche Aktienindex einen nach dem anderen erklommen hat? Summa summarum ist der DAX in diesem Jahr vermutlich (ich hab’s nicht nachgezählt) in der knappen Mehrzahl aller Börsentage oberhalb seines Schlusskurses vom 2. Januar gewesen, die stärkste Abweichung von diesem Kurs, Sie sehen es, gab es allerdings nach unten, nicht nach oben. Und seit Wochenbeginn dreht es sich darum, ob aus all diesem Hin und Her zum Jahresultimo nun ein Plus oder ein Minus herauskommen wird.
Was wir hier im Jahreschart 2014 des DAX tatsächlich vor uns haben, ist einer der übelsten Seitwärtsmärkte seit vielen Jahren. Aber weder ein Bullen- noch ein Bärenmarkt. Das heißt auch: Die von meinem Kritiker als Hauptargument vorgetragenen Aktionen der EZB haben zwar immer mehr oder weniger stark ausgeprägte Aufwärtsbewegungen auslösen können, wurden aber ebenso immer gleich danach wieder abverkauft.
Man muss schon ein wenig zu dicht an der Mainstream-Börsenberichterstattung geklebt oder einfach nur eine kleine Wahrnehmungsstörung gehabt haben, um 2014 als ein gar so tolles Jahr "gefühlt" zu haben. Die Daten geben diesen Optimismus so ganz und gar nicht her. Sie belegen nur, dass sich Mario Draghi alle verfügbaren Beine ausreißen zu können scheint, ohne selbst die Aktienmärkte noch nachhaltig zu stimulieren. Um von Konjunktur und der avisierten Inflationsbeschleunigung gar nicht erst zu reden. Ich denke:
Für all jene, die ihre Aktienbestände loswerden wollten und dabei von der EZB und gewissen Medien dabei tatkräftig unterstützt wurden, war 2014 ein phantastisches Jahr. Die Anleger, "alternativlos" in Aktien getrieben, sitzen zum Jahresausklang jetzt zwar nicht auf Gewinnen. Aber sie haben das Risiko gekauft, dass die Großanleger sukzessive loswerden wollten. Irgendwie ist es wie immer. Aber Gier und die allzu kurze Reichweite ihres Gedächtnisses treibt die immer gleiche Klientel auch immer wieder dazu, bereits begangene Fehler noch einmal zu begehen. Schlussendlich: Würden die großen Investoren, die sich ihr Geld ja zum Nullzins von der EZB leihen können, wirklich an eine Hausse der Börsen glauben, dann sähen die Kurse, lieber Dr. rer. pol., heute wohl ein wenig anders aus. Nämlich so, wie Sie gesehen haben. Aber das war nur eine bullishe Fata Morgana.
Auf Seite 2: Rohöl: Vernichtendes Konjunkturprogramm
Rohöl: Vernichtendes Konjunkturprogramm
Es ist erst wenige Wochen her, da übertrafen sich die Marktkommentatoren zum fallenden Ölpreis mit dem Jubelgeschrei, dass es sich hierbei um so etwas wie ein "Konjunkturprogramm" oder eine Art der "versteckten Steuersenkung" handele. Exakt die gleichen Herrschaften behaupten seit dem Rückfall des Barrelpreises (Brent) unter 70 US$ nun einfach einmal das Gegenteil: Der fallende Ölpreis ist negativ für die Wirtschaft. Weil? Weil das jetzt nun mal so ist und irgendwer, von dem man gerne abkupfert, das wohl so geschrieben hat. Bis 70 US$/barrel ist ein Preisrückgang des Öls also bullish, ab 69 US$/barrel ist er bearish. Klingt irgendwie in etwa ebenso nachvollziehbar, als ob man bis 2,0 Promille Blutalkohol fahruntüchtig, danach aber fahrtüchtig wäre. Eine Einschätzung, der schon viele erlegen sind.
Quelle: www. kapitalschutz-brief.de
Sicherlich: Die traditionellen Ölförderstaaten und die "Fracking"-Fraktion versuchen derzeit, den jeweiligen Gegner an die Wand zu drücken. Gegen eine boomende Weltwirtschaft wäre diese Attacke aber gar nicht möglich. Russlands Staatshaushalt der im Wesentlichen auf Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft angewiesen ist, hat seinen "Break even" bei etwa 100 US$/barrel, die OPEC-Staaten kommen roundabout ab 60 US$/barrel in die Gewinnzone. Beim Fracking dürfte die Gewinnschwelle bereits deutlich unterschritten sein.
Was uns dieser Chart also sagt ist, dass es zum einen einfach an der Nachfrage fehlt (=schwache Weltkonjunktur) und dass immer mehr Leute, die bisher an den Aktienmärkten als "Big Player" in Erscheinung treten konnten, das jetzt eben nicht mehr können. Punktum. Der Verbraucher oder Zapfstellenkunde an der Tankstelle - der hat zwar nun ein paar mehr Euro oder Dollar in der Tasche, spielte und spielt aber in der Summe nie eine Rolle für die Börsen.
Quelle: www. kapitalschutz-brief.de
Der eigentliche Witz ist aber, dass all die, die den Ölpreis eben als irgendwelchen "Sondersituationen" geschuldet und damit keinesfalls aussagekräftig für die Weltwirtschaft betrachten, meines Erachtens ganz bewusst unterdrücken, dass die Rohstoffpreise insgesamt auf Talfahrt sind und nun ein Vierjahrestief erreicht haben. Ich bin im Kapitalschutz-Brief short in Öl. Und bald haben wir unsere 50 Prozent-Gewinnschwelle erreicht. Anbrennen kann uns nichts, da wir natürlich auch die Stoppmarken beständig nachgezogen haben.
Auf Seite 3: Wall Street: Düsterer als auf den ersten Blick
Wall Street: Düsterer als auf den ersten Blick
Zur US-Börse hatte ich Sie ja in meinen letzten Beiträgen darauf hingewiesen, dass das Dauerfeuer der beständig neuen Rekorde weder mit der Anzahl neuer Hochs/neuer Tiefs noch mit der Marktbreite oder den Umsätzen insgesamt zusammen passte.
IBM, früher wegen seines Marken-Logos auch einmal als "Big Blue" bezeichnet und über viele Jahrzehnte hinweg als so etwas wie ein Fanal der Wall Street geltend, hatte ich wegen der Unterstützung bei gut 170 US$ wieder und wieder zum Thema gemacht und zum Einstieg geblasen, falls die Aktie ihre nach dem Break entstandene Unterstützung bei 160 US$ durchbrechen sollte.
Den Einstieg habe ich zur Eröffnung am Montag in meinem Börsendienst Secretz vollzogen (www.secretz-online.de) Kursziel hier: 130 Euro. Secretz ist ein sehr, sehr konservativer Brief. Aggressiver ist der Trüffel-Trader (www.trueffel-trader.de). Hier haben wir vorgestern eine nur moderat gehebelte Put-Position auf den ATX geschlossen. Empfohlen am 01. Dezember, erreichte dieser Trade nach nur 14 Tagen unsere Gewinnschwelle von >25 Prozent.
Falls Sie wissen möchten, welche politischen und wirtschaftlichen Themen die Börsen wirklich bewegen und wie es mir gelungen ist, mit einem für meine Leser völlig kostenlosen Newsletter binnen zweier Wochen bis zum vergangenen Samstag 10.722 Euro an Spendengeldern für unsere KiTa einzusammeln, dann kann ich Ihnen zumindest letzteres beantworten:
Die Anzahl der Anleger, die sich einmal ein wenig jenseits des Mainstreams informieren wollen, die steigt und steigt und steigt. Diesen damit dank des meiner Leser so unerwartet hoch geadelten, kostenlosen wöchentlichen Newsletter können Sie unter https://www.private-profits.de/newsletter bestellen. Kommt jedes Wochenende. Und diesen meinen Lesern war unsere KiTa, von der sie nicht einmal liegt. 10.722 Euro wert. Wer für einen kostenlosen Newsletter so viel spendet, der muss ihn mögen. Sie werden das auch.
Viel Erfolg und beste Grüße
Axel Retz
Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .