Die Online-Vergleichsportale machen mobil. Sie locken die Autobesitzer mit der Aussicht auf ein ordentliches Einsparpotenzial ins Netz. Kunden sollen die Kosten ihrer Kfz-Police mit anderen Offerten vergleichen, um danach im Idealfall zu einer günstigeren Versicherung zu wechseln. Die meisten Kfz-Policen laufen bis Jahresende. Die gesetzliche Kündigungsfrist beträgt einen Monat, das Kündigungsschreiben sollte dem Versicherer deswegen bis zum besagten Stichtag vorliegen. Darum gilt der heutige 30. November als klassischer Wechseltermin.

Die Werbung der Vergleichsportale erfüllt ihren Zweck: Ungefähr zwei Millionen Menschen wechselten Ende vergangenen Jahres ihre Kfz-Versicherung. Das ergab jedenfalls eine Umfrage des Markt-und Meinungsforschungsinstituts YouGov aus Köln. 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 2015 könnten sogar noch mehr Kunden wechseln, denn die Versicherer drehen an der Preisschraube. So rechnet die Kölnische Rück damit, dass die Prämien in der Kfz-Haftpflichtversicherung um 1,5 Prozent und in der Vollkaskoversicherung sogar um drei Prozent steigen werden.

Ein Vergleich kann sich durchaus lohnen. "Noch gibt es sehr große Preisunterschiede am Markt", bestätigt Ivana Höltring von der Unternehmensberatung Nafi aus Höxter. Was Versicherte auch wissen sollten: Hat die Versicherung den Beitrag erhöht, ohne den Umfang der Versicherungsleistung zu erweitern, gilt immer ein Sonderkündigungsrecht.

Auf Seite 2: Individuelle Einstellungsmöglichkeiten





Ein Blick auf die Seiten der Portale macht deutlich: Wer dort einen neuen Versicherer sucht, kann in der Regel seinen Schutz individuell einstellen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Nutzer wissen, worauf es ankommt. So bietet Check24 eine Art Schnelltest an. Wer erst einmal seine Fahrzeug- und Nutzungsdaten eingegeben hat, erhält günstige Angebote. Danach können weitere Leistungen, wie erhöhte Deckungssummen, freie Werkstattwahl oder höherer Schutz gegen Tierschäden, abgearbeitet werden.

Positiv fällt auf, dass Check24 zum Beispiel die "grobe Fahrlässigkeit" voreingestellt hat. Das macht die Policen zwar teurer, dürfte aber ganz im Sinne des Verbraucherschutzes sein. Denn wer etwa bei Rot über die Ampel fährt und einen Unfall verursacht, muss bei einigen Basistarifen ohne weitgehende Mitversicherung der groben Fahrlässigkeit bei der Schadensregulierung mit hohen Abzügen von 50 Prozent und mehr rechnen. Bei hochwertigen Tarifen ist das nur noch beim Fahren unter Alkoholeinfluss oder unter Drogen möglich oder wenn der Autobesitzer die Entwendung des Fahrzeugs durch einen schweren Fehler ermöglicht hat.

Natürlich bietet kein Vergleichsportal einen Überblick über den gesamten Markt. So fehlen bei Check24 etwa schon seit Langem die Tarife der HUK-Coburg. Verbraucher können solche Mängel durch einen doppelten Test - zum Beispiel auf den Seiten Verivox und Check24 ausgleichen. Interessant ist auch die Offerte der Unternehmensberatung Nafi. Die verkauft ihr Vergleichsprogramm normalerweise an Versicherungsmakler sowie Versicherer und bietet davon unter pkw.nafiauto.de eine abgespeckte Version im Internet an. Der Vergleich ist kostenlos und wird nicht über Provisionen finanziert. Dafür kann der Kunde aber am Ende seines Vergleichs nicht per Mausklick einfach einen gewünschten Vertrag abschließen, sondern muss zur Homepage des Anbieters klicken und dort die rund 30 Daten nochmals eingeben.

Beim Test der verschiedenen Portale fällt auf, dass man auf fast allen Seiten im Netz anonym vergleichen kann. Beim Anbieter geld.de muss der Nutzer allerdings seine Telefonnummer und seine E-Mail-Adresse angeben. Zudem weist das Portal als einziges den Beitrag als Monatsprämie aus - was vermutlich günstiger wirken soll.

Ein weiteres Fazit: Die moderne Filtertechnik macht bei einigen Anbietern einen sehr individuellen Vergleich möglich. So hat die Redaktion in einem Test des Nafi-Portals die Prämie für eine Kfz-Haftpflicht und einen Vollkaskoschutz für einen neuen VW-Golf ermittelt, und zwar unter detaillierten Bedingungen. So sollte in der Haftpflichtversicherung jeder Tarif mindestens acht Millionen Euro je geschädigte Person leisten sowie insgesamt einen Schutz von 100 Millionen Euro bieten. Für den Kaskobereich galt freie Werkstattwahl. Zudem war die grobe Fahrlässigkeit weitgehend mitversichert. Allein den Rabattschutz, bei dem sowohl in der Kfz-Haftpflicht als auch in der Kaskoversicherung ein Schaden "frei" ist, hielt die Redaktion variabel. Grund: Diese Mehrleistung ist mittlerweile sehr teuer geworden und lohnt sich kaum noch.

Nicht alle Portale lassen solche umfassenden Einstellungen zu. Zudem ist man manchmal schlecht beraten. So empfiehlt geld.de eine nicht mehr notwendige Insassenunfallversicherung. Solche Schäden trägt seit 2008 die Kfz-Haftpflicht des Fahrzeugs, in dem sich die Betroffenen befanden.

Angebot und Preis sind die eine Sache. Das Verhalten im Schadenfall eine andere. Wie gut die Versicherer hier abschneiden, können Nutzer mit der Abfrage zur Schadenregulierung, die Check24 seit einiger Zeit veröffentlicht, einschätzen. Hier bewerten "echte" Kunden den Service. Danach sind 28 Prozent mit der Regulierungspraxis von AdmiralDirekt und 24 Prozent mit der von Bavaria Direkt nicht zufrieden. Empfehlenswert sind hingegen Direct Line, Hannoversche, S-Direkt, AXA, CosmosDirekt und vor allem die Kölner DEVK. Damit zeigt das Portal nicht nur die Preise und Leistungen, sondern zusätzlich den Service im Ernstfall - ein wertvoller Pluspunkt.

Auf Seite 3: Portale machen Versicherungsvermittlern Konkurrenz





Dass viele Verbraucher erst durch Portale wie Check24, Verivox, Geld.de, Ino24 oder auch Autoversicherung.de auf ihre Sparchancen aufmerksam gemacht werden, ist den Versicherungsvermittlern ein Dorn im Auge. Die Portale agieren als Versicherungsmakler und können darum ein Produkt von vielen Assekuranzen anbieten. Ein Versicherungsvermittler offeriert dagegen nur das Produkt seines Versicherers.

Hinzu kommt, dass die Nutzer für den Vergleichsservice im Netz nicht direkt zahlen. "Die Assekuranzen honorieren uns für jeden Vertrag. Denn wir bieten im Netz einen kostengünstigen Vertriebsweg", erläutert Henrich Blase, Chef von Check24, das Geschäftsprinzip.

Beim Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) äußert man sich kritisch zum Angebot der Vergleichsportale. Verbraucher würden hier nicht richtig aufgeklärt, heißt es. "Die gesetzlichen Anforderungen für Versicherungsvermittler werden nicht eingehalten", meint BVK-Präsident Michael Heinz. Der BVK hat den Marktführer Check24 wegen unlauteren Wettbewerbs vor dem Landgericht München verklagt. Angeblich fehle es an Transparenz sowie an der individuellen Beratung.