Nach kräftigen Verlusten im vergangenen Jahr sind Aktien aus den Schwellenländern wieder günstig bewertet. Vor allem die Anlageregion Asien lockt. Von Jörg Billina, Ralf Ferken, Stephan Haberer und Stefan Rullkötter
Viele Anleger unterschätzen die Bedeutung der Schwellenländer. Ihr Anteil am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt hat sich in den vergangenen 30 Jahren nahezu verdoppelt und beträgt schon heute rund 60 Prozent, berichtet der Internationale Währungsfonds. China allein bringt es mittlerweile auf über 18 Prozent, Indien trägt immerhin rund sieben Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung bei. In den kommenden Jahren wird die ökonomische Relevanz der Schwellenländer, im angelsächsischen Sprachraum "Emerging Markets", weiter zunehmen.In vielen Depots sind die sich entwickelnden Staaten jedoch immer noch unterrepräsentiert. Im Jahr 2018 war dies kein Fehler. Die EmergingMarketsBörsen verloren aufgrund des starken Dollars und des Handelskonflikts zwischen Washington und Peking kräftig. Einige risikobereite und langfristig orientierte Investoren störte das jedoch nicht. Sie nutzten die Gelegenheit und kauften die nun wieder günstigeren Aktien.
Unter den breit aufgestellten Schwellenländer-Fonds sticht der JPM Emerging Markets Small Cap positiv heraus. Er sucht in allen Schwellenländern nach aussichtsreichen Werten. Chinesische Aktien sind mit 16, indische Titel mit 13 Prozent gewichtet. Darüber hinaus investieren die beiden Fondsmanager Amit Mehta und Austin Forey in Aktien von Unternehmen aus Mexiko, Brasilien, Türkei, Thailand und Südafrika. Sie wählen eher kleine Unternehmen wie den südafrikanische Pharmawert Clicks Group oder das brasilianische Bekleidungshaus Lojas Renner aus. Damit haben sie vor allem auf längere Sicht viele Konkurrenten hinter sich gelassen und zwei FundAwards gewonnen.
Eine weitere attraktive Option für Schwellenländer-Anleger ist der Ossiam Emerging Markets Minimum Variance ETF. Er bildet die Wertentwicklung des Ossiam Emerging Markets Minimum Variance Index ab, in dem die Börsenschwergewichte aus 20 Schwellenländern notieren. Im Portfolio befinden sich etwa China Mobil, Petronas Chemicals Group oder die Quatar National Bank, deren Kurse in der Vergangenheit relativ geringe Schwankungen aufwiesen. Insgesamt besteht der Index derzeit aus 116 Werten. Im Jahr 2018 gab der Fonds zwar neun Prozent ab, schlug sich damit aber wesentlich besser als der MSCI Emerging Markets Index, weshalb er für diesen Zeitraum einen Award erhält.
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China und Indien
Neben den breit investierenden Fonds gibt es auch Produkte, die nur in Aktien einzelner Länder oder Regionen anlegen. Der UBS Equity Fund China Opportunities konzentriert sich ausschließlich auf Aktien aus dem Reich der Mitte. Bei der Zusammenstellung des bis zu 70 Titeln umfassenden Portfolios gewichtet Manager Bin Shi insbesondere die Sektoren Konsum und Gesundheit über, Energiewerte werden dagegen untergewichtet. Zu seinen Favoriten zählen das Bildungsunternehmen Tal Education Group und der Internetgigant Tencent. Der Mut des Managers zur eigenen Meinung macht sich bezahlt. Seit 2013 hat der Fonds die Benchmark jedes Jahr geschlagen und erhält entsprechend Awards für drei und fünf Jahre.
Mit dem Stewart Investors Indian Subcontinent sind Anleger nicht nur in einem der besten Indien-Fonds, sondern auch in einem der wachstumsstärksten Länder der Welt investiert. Das indische Bruttoinlandsprodukt wird laut Schätzungen im laufenden Jahr um fast acht Prozent zulegen. Fondsmanager David Gait sieht daher weiterhin gute Chancen auf Kursgewinne. In den vergangenen fünf Jahren legte der Stewart Investors Indian Subcontinent um 115 Prozent zu, weshalb er gleich drei Awards abräumt.
Für Anleger, die sich in ganz Asien positionieren wollen, bietet sich der langfristig hervorragende Fidelity Pacific an. Manager Dale Nicholls investiert in 200 Unternehmen aus China, Hong- kong, Indien, Indonesien, Korea, Malaysia, Philippinen, Singapur, Taiwan und Thailand. Das Schwellenländer-Risiko relativiert er durch sein Engagement in Japan. In japanischen Werten wie dem Medien- und Techkonzern Softbank hält er 20 Prozent seiner Mittel.
Ausschließlich in asiatischen Schwellenländern ist der Comgest Growth Asia Pacific ex Japan präsent, der mit fast 76 Prozent Gewinn vor allem in den vergangenen fünf Jahren eine starke Wertentwicklung erzielte. Von den ausgewählten Unternehmen in seinem Fonds erhofft sich Manager David Raper in den kommenden fünf Jahren ein zweistelliges Gewinnwachstum. Die jüngste Marktschwäche nutzte auch er für Zukäufe.