Mit 3-D-Anwendungen lässt sich vieles machen - im Großen wie im Kleinen. So können sich etwa Fußballfans pünktlich zur Europameisterschaft 2016 3-D-Versionen ihre Lieblinge aus der deutschen Nationalmannschaft anfertigen lassen. Während es sich dabei um Spielereien handelt, haben etwa Bauteile, Prothesen oder Nahrung aus dem 3-D-Drucker eine ganz andere Dimension.

Manches davon ist zwar noch nicht ganz ausgereift. Aber in der industriellen Produktion hat die Technik, bei der computergestützt dreidimensionale Werkstücke schichtweise aufgebaut werden, längst einen festen Platz. Wohin die Reise noch gehen könnte, erläutert Bernhard Langefeld, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger: "In Verbindung mit Digitalisierung und Industrie 4.0 ermöglicht 3-D-Druck komplett neue Produktionskonzepte: Studien der Anlagenhersteller zeigen, dass wir von vollautomatischen 3-D-Fabriken nicht mehr weit entfernt sind."

Weil es weitere Visionen dieser Art gibt, ist das sogenannte Additive Manufacturing, respektive der 3-D-Druck, geradezu prädestiniert dafür, spekulative Anleger anzulocken. Am größten war der Hype bisher 2012 und 2013, als der Index Stoxx Global 3D Printing Pure Play um 431 Prozent von 156 auf 828 Punkte stieg. Allerdings ging es anschließend fast so schnell wieder nach unten. Vom Februar-Tief bei 200 Punkten erholte sich der Index wieder etwas. Das zeigt: 3-D-Aktien versuchen eine Bodenbildung, und Spekulanten sind wieder am Ball. Ermöglicht haben das Geschäftszahlen, die die Prognosen teilweise übererfüllten. Aber nur wenn daraus ein Trend wird, haben die Branchenvertreter die Chance auf eine anhaltende Kurserholung. Mut machen die Wachstumsaussichten. Der US-Marktforscher IDC rechnet von 2015 bis 2019 mit einem Umsatzplus von 27 Prozent auf 26,7 Milliarden Dollar und folglich weiter mit Wachstumsraten wie in den vergangenen 20 Jahren.

Trotzdem sind 3-D-Aktien keine Selbstläufer. Denn wachstumsstarke Sektoren bringen viele Unwägbarkeiten mit sich. So ist etwa noch keineswegs sicher, welches der Unternehmen sich an der Spitze dauerhaft festsetzen kann. Neue Wettbewerber mit überlegenen Anwendungstechniken können aufkommen oder große Technologiekonzerne wie Hewlett-Packard oder Canon in den Markt einsteigen. Letztere verfügen über tiefe Taschen und können mit ihrem Kapital die Hackordnung in der 3-D-Branche jederzeit durchwirbeln.

Deshalb ist es für Anleger ganz besonders wichtig, wohlüberlegt zu agieren. Dazu gehört, auf die Bewertungen der Aktien und die Charttechnik zu achten.

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Neue Bewertungsdimensionen



Was die Bewertungen angeht, ist es mit der traditionellen Vorgehensweise nicht getan. Denn wer so verfährt, wird nicht fündig werden: Der Indexbetreiber Stoxx beziffert für die Global-3D-Pure-Play-Mitglieder das KGV auf im Schnitt rund 63 - und das ohne Unternehmen, die Verluste schreiben. Vernünftigere Relationen ergeben sich zumindest teilweise, wenn man das KGV ins Verhältnis zu den Gewinnaussichten setzt. Gut ins Beuteschema passt SLM Solutions. Der TecDAX-Wert ist führend beim 3-D-Metalldruck, einem sehr aussichtsreichen Bereich. Die Zahlen der Lübecker für 2015 kamen an der Börse gut an. 2016 wird ein Umsatzanstieg von gut 66 Millionen auf 85 bis 90 Millionen Euro angestrebt. Dazu soll die Ebitda-Marge, also vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, steigen. Der Kurs ist bereits stark angesprungen, doch nach einer Verschnaufpause sollte noch Luft nach oben sein.

Die Maschinenfabrik Berthold Hermle ist der führende Hersteller von Fräsmaschinen. Über die Tochter Hermle Maschinenbau GmbH ist man mit dem Metall-Pulver-Auftragsverfahren im Bereich der generativen Fertigung tätig. Diese Technologie hat insbesondere für den Werkzeug- und Formenbau viel Potenzial, wie jüngst eine gut besuchte Hausausstellung zeigte. Das Unternehmen ist zwar kein reiner 3-D-Player, hat aber ein interessantes 3-D-Produkt. Zudem winkt eine Dividendenrendite von rund 4,9 Prozent.



Beim Merchandising-Dienstleister Social Commerce gibt es noch keine Ausschüttungen. Die noch jungen Beteiligungen der Berliner müssen sich erst beweisen. Aber die Beteiligung Staramba hat schon für Schlagzeilen gesorgt. Der 3-D-Druckspezialist hat es zum Lizenzpartner des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gebracht und liefert etwa 3-D-Figuren der Stars der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in fotoechter Druckqualität. Die Fanartikel versprechen Absatz und vor allem einen steigenden Bekanntheitsgrad. Ein Investment ist aber nicht zuletzt wegen der dünnen Handelsumsätze riskant.

Bei Proto Labs wurde der Rückkehrversuch zu den eigenen Bestmarken jäh unterbrochen. Der US-Spezialist in den Bereichen 3-D-Druck, CNC-Bearbeitung und Spritzgusstechnik, der sich als weltweit schnellste Quelle für die Produktion von Prototypen und Kleinserien sieht, verfehlte am 28. April die Gewinnprognosen und wurde mit einem Tagesminus von mehr als 21 Prozent abgestraft. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie schnell die Stimmung bei 3-D-Aktien drehen kann. Aus diesem Grund sind reine 3-D-Titel nur für Anleger mit einer hohen Risikobereitschaft geeignet.



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