Ist von Digitalisierung der Wirtschaft und Industrie 4.0 die Rede, kommt man an einer Technologie längst nicht mehr vorbei, dem 3D-Druck. Die Hersteller der neuen Drucker-Generation sehen sich immer neuen Anwendungsmöglichkeiten gegenüber, was der Branche ein hohes Wachstum verspricht. Die Aktien der Unternehmen aber erlebten in den vergangenen Jahren eine wahre Achterbahnfahrt. Gerade deshalb bietet sich mit Blick auf Chancen und Risiken nun ein günstiger Einstiegszeitpunkt.

Einen normalen Computerdrucker hat bisher fast jeder zuhause. Aber wie wäre es mit einem 3D-Drucker, mit dem sich blitzschnell Nägel, Schrauben, Teller, Besteck oder der fehlende Lego-Baustein und die anderen kleinen Dinge des täglichen Lebens schnell ausdrucken ließen? Kein lästiges Anstehen in Baumärkten, um Ersatzteile zu besorgen, selbst Auto- oder Flugzeugteile lassen sich mit 3D-Druckern herstellen.

Die private 3D-Fabrik fürs Wohnzimmer ist inzwischen erschwinglich und so einfach zu bedienen wie ein herkömmlicher Tintenstrahldrucker. Nur wird bei einem 3D-Drucker keine Tinte verwendet, sondern Kunststoff, der auf mehrere hundert Grad erhitzt und in verschiedenen Schichten zu einem Gegenstand geformt wird. So lassen sich inzwischen auch 3D-Erzeugnisse aus Glas, Metall oder Keramik erzeugen.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten



Vor Jahren noch war die Herstellung solcher Produkte nur eine Sache für Wissenschaftler und Tüftler, die in sogenannten "Fab-Labs" Produktionsprozesse zum 3D-Druck erforschten. Zahlreiche Universitäten haben damit experimentiert. Das Ergebnis sind heute vielfältige Anwendungsmöglichkeiten und die Erfolgsstory dürfte noch nicht zu Ende sein.

"Marktrelevant wird die neue Technologie zuerst über die Medizintechnik", ist der Wirtschaftsanalyst Terry Wohlers überzeugt, der die Entwicklung seit 1988 beobachtet. Unternehmen, wie etwa Arcam AB aus den Niederlanden, stellen im 3D-Druckverfahren Hüftprothesen her, die exakt an den Körper des Empfängers angepasst und mehr als zwei Kilogramm leichter sind als herkömmliche Prothesen. Aber auch in anderen Sektoren wie der Luft- und Raumfahrt oder der Autoindustrie wird der 3D-Druck zum Herstellen von Prototypen häufig eingesetzt.



Nachfrage vor allem aus Asien



Der nächste Schritt aber ist nun die industrielle Vorserien- und Serienfertigung, was für ein hohes Wachstum in der Branche sorgen dürfte. "Immer mehr Unternehmen nutzen die 3D-Technik inzwischen auch dazu, Endprodukte anzufertigen", so Andreas Müller, Partner bei der Unternehmensberatung EY, die vor kurzem eine Studie zu den Aussichten der Branche verfasst hat. So wurde erst vor kurzem ein Bauteil aus einem 3D-Drucker in einem Flugzeugtriebwerk eines Passagierflugzeugs eingesetzt. Ernst & Young erwartet gerade aus China und Südkorea eine rasant steigende Nachfrage nach der Technologie. Für die nächsten fünf Jahre geht die Unternehmensberatung von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 25 Prozent aus.



3D-Drucker für den Hausgebrauch



Neben den Anwendungen für den industriellen Bereich bleibt das Geschäft mit 3D-Druckern für private Haushalte ein wichtiger Wachstumstreiber. Diese Maschinen kosten teilweise weniger als 1.000 Dollar und erfreuen sich stark steigender Nachfrage.

So ist der weltweite Absatz laut Wohlers Report 2016 - dem Standardwerk der Branche - im vergangenen Jahr um mehr als 70 Prozent auf rund 280.000 Drucker nach oben geschossen. Damit wollen private Anwender sicher nicht nur den fehlenden Lego-Baustein oder die Schraube ersetzen, sondern die zahlreichen Anwendungen von 3D-Druckern nutzen.



Berg- und Talfahrt der Aktienkurse



Nach einem Auf und Ab der Bewertungen an der Börse rückt das Thema nun wieder in den Fokus der Investoren, auch weil in jüngster Zeit einige Hersteller von 3D-Druckern schon übernommen worden sind und andere wiederum als Übernahmekandidaten gehandelt werden. So setzt der US-Mischkonzern General Electric kräftig auf diesen Zukunftsmarkt und hat sowohl bei der deutschen Concept Laser als auch bei der schwedischen Arcam die Mehrheit erworben.

Noch teilen sich die Branchenriesen 3D Systems, Stratasys und EOS, rund 70 Prozent des Marktes auf und nehmen selbst immer mal wieder kleinere, spezialisierte Anbieter ins Visier. Nach einer Verdreifachung der Bewertungen in den Jahren 2011 bis 2014 sind die Kurse nun wieder stark zurückgekommen, weshalb sich aus Chance-Risiko-Abwägungen nun eine interessante Einstiegsmöglichkeit bietet.

Fazit: Sobald die Technologie etabliert ist, dürften sich dann auch alle Hunde- und Weihnachtsfreunde freuen, wenn das fehlende Lego-Teil blitzschnell wieder da ist. Einzig die Magenverstimmung des Vierbeiners können 3D-Drucker noch nicht lösen, doch auch da lässt sich mittelfristig bestimmt was machen.

"Es wurde schon ein komplettes Haus mit 3D-Druck gebaut - unvorstellbar wenn man darüber nachdenkt. Großes Entwicklungspotenzial besteht besonders im medizinischen Bereich. Produkte können zudem aus der Ferne hergestellt werden, in kleinen Stückzahlen, sehr flexibel, ich sehe im 3D-Druck die Zukunft.
Valerie Plagnol


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