Seit knapp vier Monaten im Amt, hat der neue Chef von 3M, Michael Roman, bereits alle Hände voll zu tun. Der für seine Post-it-Aufkleber bekannte Industriekonzern befindet sich mitten in einer Phase der Umstrukturierung. Die ist auch bitter notwendig: Mehrmals musste der Konzern die Gewinnerwartungen der Investoren in den vergangenen Monaten zurücknehmen. Aber der neue Mann am Steuer ist erfahren. Schließlich leistete er vorher bereits als Leiter des operativen Geschäfts hervorragende Arbeit.
Am vergangenen Donnerstag meldete 3M Zahlen für das dritte Quartal. Erneut wurde die Gewinnprognose für 2019 gekappt. Grund war vor allem die Übernahme von Acelity, einem auf Wundversorgung spezialisierten Medizinunternehmen. Zudem sorgt der schwächelnde Automobil- und Chipsektor seit Monaten für lange Gesichter.
Seit Donald Trump den Handelskrieg mit China vom Zaun gebrochen hat, ist die Investitionsbereitschaft von Firmen weltweit stark rückläufig. Es wird weniger produziert und daher werden weniger Verbrauchsmaterialien nachgefragt. Aktien zyklischer Industrieunternehmen wie 3M sind durch diesen Teufelskreis regelrecht unter die Räder gekommen. Ausgehend vom Allzeithoch bei knapp 260 Dollar hat die Aktie bis dato knapp 40 Prozent an Wert verloren. Der Aktienkurs befindet sich momentan auf dem Niveau von 2016.
Aktionäre kommen auf ihre Kosten
Dividendenjäger sollten sich indes nicht um den langfristigen Ausblick sorgen. Neueinsteiger sollten sich vielmehr über die günstige Bewertung und die hohe Dividendenrendite freuen. Diese liegt für das Jahr 2020 geschätzt bei 3,43 Prozent. Dass sich die Amerikaner seit jeher gut um ihre Aktionäre kümmern, zeigt die solide Historie. So hat das Unternehmen seit Mitte der 90er-Jahre die Ausschüttungen an die Aktionäre Jahr für Jahr gesteigert. Auch die Finanzkrise konnte diesen Lauf nicht beenden. Dabei blieben sogar noch genügend freie Mittel für Aktienrückkäufe. In den vergangenen zehn Jahren kaufte 3M knapp 17 Prozent eigene Aktien zurück. Die hohen Margen machen diese Erfolgsgeschichte erst möglich. Operativ erreicht das Industriekonglomerat seit Jahren eine konstante Marge von mehr als 20 Prozent. Verglichen mit dem Branchenschnitt von 6,5 Prozent wird deutlich, dass die langfristige Erfolgsgeschichte von 3M wohl auch weiterhin fortgeführt werden kann.
Attraktive Einstiegsgelegenheit
Im Schnitt wurde das Unternehmen in der vergangenen Dekade mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zwischen 19 und 20 bewertet. Aktuell liegt es deutlich darunter, für 2020 geschätzt bei rund 17. Auch die reduzierte Gewinnprognose drückte zuletzt nicht mehr auf den Kurs. Selbst charttechnisch mehren sich inzwischen Anzeichen für die langersehnte Trendwende. Vom Hoch im April 2019 bei knapp 200 Euro hat die Aktie mittlerweile auf rund 145 Euro korrigiert.
Der Abwärtstrend scheint nun gestoppt, die Aktie sollte auf dem Niveau bei etwa 140 Euro einen Boden gefunden haben.