Die Commerzbank hat ihre Frankfurter Konkurrentin überholt - zumindest gemessen an einigen wichtigen Kriterien. Doch ist die Commerzbank-Aktie jetzt auch besser als die Deutsche Bank-Aktie?
Die Deutsche Bank ist der Branchenprimus in Deutschland und hat sich dem zweitgrößten deutschen Geldhaus, der Commerzbank, immer überlegen gefühlt. Beide Institute haben schwere Zeiten und einen harten Restrukturierungskurs durchgemacht. Jetzt sind sie erfolgreich neu aufgestellt und fahren wieder Milliardengewinne ein. Dabei hat die Commerzbank gegenüber ihrer Konkurrentin stark aufgeholt. Hier sind sieben Gründe, warum die Commerzbank inzwischen sogar die Nase vorn hat.
Grund 1: Höhere Eigenkapitalrendite
Die Commerzbank kam bei der zentralen Messgröße der Profitabilität einer Bank zuletzt (drittes Quartal 2023) auf eine Eigenkapitalrendite von 9,6 Prozent, die Deutsche Bank auf 7,3 Prozent. In den ersten neun Monaten schaffte die Commerzbank eine Rendite von acht Prozent, die Deutsche Bank von sieben Prozent.
Grund 2: Commerzbank hat höhere harte Kernkapitalquote
Die Commerzbank hat eine harte Kernkapitalquote von 14,6 Prozent und übertrumpft damit die Deutsche Bank, die auf 13,9 Prozent kommt
Grund 3: Deutsche Bank und Commerzbank - Investmentbanking kein Kerngeschäft
Das Investmentbanking kann in guten Jahren zwar eine Gewinnmaschine sein, ist aber auch von den Kapitalmärkten abhängig, damit stark schwankungsanfällig und bindet viel Eigenkapital. Die Deutsche Bank hat traditionell einen großen Geschäftsbereich Investmentbanking, die Commerzbank nicht. Zwar hat auch die Deutsche Bank ihr Investmentbanking verkleinert und von hochriskanten Bereichen befreit. Nach Einschätzung der Fondsgesellschaft Union Investment ist die Investmentbanking-Sparte der Deutschen Bank aber nach wie vor viel zu groß und bindet zu viel Eigenkapital.
Grund 4: Bessere Bewertung an der Börse (Kurs-Buchwert-Verhältnis, Performance)
Die Commerzbank-Aktie kommt auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,49, die Deutsche Bank-Aktie nur auf 0,37. Ihr Buchwert wird an der Börse also niedriger bewertet. Das könnte wiederum vor allem am Investmentbanking der Deutschen Bank liegen, das vor allem angelsächsische Investoren kritisch sehen. Auch bei der Aktien-Performance liegt die Commerzbank vorn: Im Jahresverlauf 2023 legte die Commerzbank-Aktie 20,4 Prozent zu, die Deutsche Bank 16 Prozent.
Grund 5: Bessere Kostendisziplin
Die Commerzbank hat nach Einschätzung vieler Experten konsequenter gespart und ihre Kosten besser im Griff als die Deutsche Bank. Dies erscheint auch in einer besseren Cost-Income-Ratio (Aufwands-Ertrags-Relation), die die Aufwendungen ins Verhältnis der Erträge setzt und ein Maßstab für die Kosteneffizienz einer Bank ist. Sie beträgt bei der Commerzbank 56,2 Prozent. Die Deutsche Bank schneidet mit 72,4 Prozent deutlich schlechter ab.
Grund 6: Geschäftsmodell profitiert stärker von höheren Notenbank-Zinsen
Die Commerzbank profitiert mit ihrem Fokus auf das Privat- und Firmenkundengeschäft stärker von den höheren Notenbankzinsen. Aber Vorsicht: Senken die Notenbanken die Zinsen wieder und stellt sich die Commerzbank nicht rechtzeitig darauf ein, kann sich dieser Vorteil schnell ins Gegenteil verkehren.
Grund 7: Commerzbank: Kaum Skandale und Rechtsstreitigkeiten
Die Commerzbank hat als zweitgrößtes deutsches Geldhaus und größter Mittelstandsfinanzierer des Landes insgesamt ein positives Image. Die Deutsche Bank musste sich dagegen jahrelang mit Skandalen, Rechtsstreitigkeiten und Millionenstrafen herumschlagen. Zwar hat sich auch das deutlich gebessert. Doch die Greenwashing-Vorwürfe bei der Fondstochter DWS, vor allem aber die jüngsten Vorfälle um die katastrophale IT-Integration der Postbank, den miserablen Kundenumgang und die harten Eingriffe durch die Finanzaufsicht Bafin zeigen, dass die Deutsche Bank weiter ein Compliance-Problem hat und an ihrer Corporate Governance arbeiten muss.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.