Fondsmanager Norbert Schmidt verrät wie sich die Zinsen in den kommenden Monaten entwickeln werden und was EZB als auch Fed jetzt bewegt bzw. welche Auswirkungen es auf den Aktienmarkt hat. Außerdem hat er einen Tipp im Gepäck, wie Anleger 7 Prozent Zinsen trotz der aktuellen Senkungen der Notenbanken kassieren können.

Die Zinsen sind im September deutlich gesenkt worden, was eine deutliche Veränderung des Umfeldes für Anleger im Aktien- als auch Anleihebereich bedeutet. Zu diesem Zweck habe ich erneut ein Interview mit dem Experten und Fondsmanager Norbert Schmidt geführt, der den FU Fonds – Bonds Monthly Income (WKN: HAFX9M) managt.

Er berichtet darüber, auf was jetzt für Notenbanken und Anleger wichtig ist und wie Anleger jetzt trotzdem noch sieben Prozent Zinsen pro Jahr verdienen können.

Herr Schmidt, sowohl die EZB als auch die Fed haben die Zinsen im September gesenkt. Jetzt stellt sich vielen Anlegern die Frage, wie geht es weiter? Was erwarten Sie bis zum Ende des Jahres?

Aufgrund weiter rückläufiger Inflationsraten gab es nun auf beiden Seiten des Atlantiks nennenswerte Zinssenkungen. Das war zu erwarten. Insbesondere auch deshalb, da die US-Arbeitsmarktdaten erste Anzeichen von Schwäche zeigen. Bis zum Ende des Jahres 2024 hält der Markt zwei weitere Zinssenkungen á 0,25% sowohl in Europa als auch den USA für wahrscheinlich. Am Geldmarkt werden insgesamt 1,5%-Punkte Rückgang für die nächsten sechs EZB-Sitzungen eingepreist. Sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Inflationsdaten nicht wesentlich ändern, halten wir diese Erwartung des Marktes für berechtigt.  

Was bedeutet das für die Entwicklung von Aktien und Anleihen?

Grundsätzlich wirkt sich ein sinkendes Zinsumfeld, vor allem in wirtschaftlich stabilen Zeiten, positiv auf die Kurse von Aktien und Anleihen aus. Das muss auch so sein. Wenn es auf dem Konto zunehmend weniger Zinsen gibt, suchen Anleger nach Alternativen. Das wiederum treibt die Kurse dieser Anlagen. Aber die aktuell absehbaren Zinsschritte sind bereits weitgehend in den Kursen von Aktien und Anleihen enthalten. Hier erwarten wir daher kurzfristig keine besonderen Kursanstiege. Das Signal für Anleger ist aber eindeutig: Auch wenn es jetzt noch Zinsen auf dem Konto gibt, lohnt es sich schon jetzt nach planbaren Anlage-Alternativen Ausschau zu halten. Wir sehen uns mit unserem Anleihe-Fonds seit Start in 2019 als eine solche Rendite-Alternative. 

War der “Jumbo-Zinsschritt” der FED, wie ihn die Presse genannt hat, womöglich ein Warnsignal für eine Rezession oder unruhige Zeiten an den Börsen?

Die FED hat die starke wirtschaftliche Lage in den USA bislang genutzt, um ihren zurückgewonnenen Handlungsspielraum so lange wie nur möglich aufrechtzuerhalten. Die zuletzt schwächeren Wirtschaftsdaten haben das Ende hierfür zumindest teilweise eingeläutet. Aber Jerome Powell hat deutlich gemacht, dass trotz der leichten Rückgänge des Wachstums die Konjunktur und der US-Arbeitsmarkt weiterhin sehr robust sind. Um die volkswirtschaftliche Stärke aufrechtzuhalten, war der 0,50 % Zinsschritt durchaus ein gutes Signal für den Markt. Das Zinsniveau ist in den USA auch nach der Senkung noch wesentlich höher als im Euro-Raum. Wir erkennen daraus - zumindest für den Moment - kein besonderes Warnsignal für die Börse. Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis die Zentralbank im Zuge sinkender Inflationsraten auch wieder beginnen würde, die Rahmenbedingungen zu lockern.  

In mehreren Aussagen von Notenbankern hieß es, dass wir mit den Zinsen nicht auf 0 zurückkommen werden? Ist diese Vorstellung mit Blick auf Staatsverschuldungen und Co. überhaupt realistisch?

Für die Notenbanken waren die inflationsbedingten Zinssteigerungen ein Segen, da sie durch die Normalisierung des Zinsniveaus weg vom Nullzins nun im Falle eines wirtschaftlichen Schocks wieder geldpolitischen Handlungsspielraum haben. Solange wir nicht in eine ernsthafte wirtschaftliche oder haushaltspolitische Schieflage geraten, sehen wir, dass die Notenbanken versuchen werden, das Zinsniveau auf diesem erhöhten Niveau zu konservieren. Das deuten auch die Zinssätze für mehrjährige Bundesanleihen an. Die 10-jährige Bundesanleihe notiert bspw. immer noch bei etwa 2 % p.a. Rendite. Bei den aktuellen Inflationsraten sollten sich auch die Staaten dieses Zinsniveau zumindest mittelfristig leisten können. Für Staaten hat die Inflation einen entschuldenden Effekt. Sollten es jedoch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erfordern, werden die Zentralbanken die Zinsen deutlicher senken. Wenn nötig auch wieder auf 0 %.   

Wie bewegen sich Hochzinsanleihen in einem Umfeld sinkender Zinsen? Ist das Investment noch attraktiv und sinken jetzt die Renditen?

Hochzins-Anleihen sind aktuell extrem attraktiv. Neben den Zinszahlungen von regelmäßig über 6 % konnten Anleger hier im letzten Jahr auch noch hohe Kursgewinne erzielen. In unserem Fonds haben wir für die letzten 12 Monate 12,96 % Rendite erwirtschaftet - nach Kosten. Grundsätzlich steigen die Kurse der Hochzinsanleihen bei sinkenden Zinsen. Auch nach den Kursanstiegen halten wir das Renditeniveau für sehr attraktiv, da dieses mit knapp 7% weiterhin etwa 2%-Punkte oberhalb unserer Portfoliorendite während der Niedrigzinsphase von 2019 bis 2021 liegt. 

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