Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur entfällt ein Großteil der milliardenschweren Gas-Umlage zur Rettung von Gas-Importeuren auf zwei Unternehmen. Über 90 Prozent der 34 Milliarden Euro, die für die Gasumlage bis April 2024 anfallen, geht demnach an zwei Uniper und die bisherige Gazprom Germania, heute Sefe Group.

Uniper hatte in der vergangenen Woche erklärt, mehr als 50 Prozent der Umlage zu erhalten, allerdings ohne eine genaue Summe zu nennen. Dem Vernehmen nach sollen es etwa zwei Drittel sein. Weitere etwa 25 Prozent gehen demnach an Sefe sowie deren Hauptvertragspartner Wingas und VNG. Die verbleibenden rund acht Prozent der Umlagekosten entfallen den Angaben zufolge auf die übrigen Unternehmen EWE und OMV Gunvor, AXPO Solutions, DXT Commodities, ENET Energy, Vitol, und WIEH. RWE hat bereits öffentlich erklärt, auf die Umlage verzichten zu wollen bzw. zu können.

Die Umlage von 2,4 Cent pro Kilowattstunde soll ab Anfang Oktober greifen und Importeuren zugute kommen, die zu hohen Preisen Ersatz für ausbleibendes Gas aus Russland kaufen müssen. Ohne die Umlage hätte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums ein Zusammenbruch des deutschen Energiemarkts mit noch höheren Gaspreisen gedroht.

Aus Sicht des Deutschen Mieterbundes sind die Umlage-Pläne nicht nachvollziehbar. "Ich verstehe die ganze Gasumlage überhaupt nicht", sagte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten am Wochenende. Bei der Umlage gehe es ja letztlich darum, Unternehmen zu retten. Dies könnte man, genau wie bei der Bankenkrise von 2008, direkt machen, sagte der Mieterbund-Chef. "Da muss man nicht diesen seltsamen Umweg über die Verbraucher gehen und denen dann hinterher erzählen, "aber wir senken jetzt dafür dann die Mehrwertsteuer"", fügte Siebenkotten hinzu.

Einschätzungen zur Uniper-Aktie


Nach zuletzt vier schwachen Handelstagen und der Annäherung an das Juli-Rekordtief haben sich die Uniper-Aktien am Dienstag stabilisiert. Mit einem Anstieg um 3,5 Prozent schafften sie es wieder über die 6-Euro-Marke, die am Vortag erstmals seit Ende Juli wieder unterschritten wurde. Charttechnisch betrachtet sollte das Verlaufstief bei 5,76 Euro nicht unterschritten werden, sonst droht ein weiteres Abrutschen.

Ermutigend wirkt am Dienstag wohl, dass das Steinkohle-Kraftwerk Heyden des angeschlagenen Energiekonzerns am kommenden Montag wieder ans Netz gehen soll. Mit einer Leistung von 875 Megawatt ist das Heyden laut Uniper eines der leistungsstärksten Kohlekraftwerke Deutschlands. Börsianer sehen darin aber keine große Entlastung für den angeschlagenen Konzern, dem die Gaskrise weiter zusetzt. Auch werde der Betrieb des Kraftwerks eingeschränkt durch begrenzte Bahnkapazitäten beim Transport der Kohle, hieß es.

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Uniper anlässlich der Reaktivierung des Reserve-Kohlekraftwerks Heyden 4 auf "Underweight" mit einem Kursziel von 4,10 Euro belassen. Die Rückkehr zu mehr Kohle-Kapazitäten, um die Stromerzeugung zu stützen und den Gasverbrauch zu senken, sei in diesem Umfeld eine Selbstverständlichkeit, schrieb Analyst Javier Garrido in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Dennoch dürfte die Nachricht dem Versorger kurzfristig kaum helfen, da Uniper durch die jüngst von Gazprom angekündigten weiteren Gasmengenkürzungen weiterhin belastet werde.

Gaspreis fängt sich kurzfristig


Zudem hat sich der Höhenflug der Gaspreise in Europa am Dienstag nicht fortgesetzt. Der maßgebliche TTF-Future auf Natural Gas bewegt sich am Vormittag bei 276 Euro pro Kilowattstunde, nachdem es tags zuvor bis auf 295 Euro hinaufging.

BÖRSE ONLINE rät nur sehr mutigen, risikobewussten Anlegern, sich vor langfristigem Horizont ein paar Uniper-Aktien ins Depot zu legen. Alle anderen schauen dem Treiben besser von der Seitenlinie aus zu. mmr mit dpa u. rtr