Die Allianz will mit einem neuem
Drei-Jahres-Plan
das Ergebniswachstum steigern und rentabler werden. Von 2016 bis 2018 solle das Ergebnis je Aktie um durchschnittlich fünf Prozent erhöht werden. Zudem peile man in den kommenden drei Jahren eine Eigenkapitalrendite von 13 Prozent an. Ziel sei es, rund fünf Millionen neue Kunden zu gewinnen und 6,5 Milliarden Euro an zusätzlichen Beitragseinnahmen zu erzielen, teilte der weltgrößte Versicherer am Dienstag auf seinem Capital Markets Day mit.Mit der sogenannten "Renewal Agenda" will die Allianz ihre
Marktposition stärken
. Dazu solle eine Schaden-Kosten-Quote von 94 Prozent oder besser im Schaden- und Unfallgeschäft beitragen. Im Lebensversicherungsgeschäft strebe das Unternehmen eine Eigenkapitalrendite von mindestens 10 Prozent in allen Geschäftseinheiten an. Zudem wolle die Gruppe durch eine umfassende Umstellung auf digitale Prozesse ab 2018 jährlich eine Milliarde Euro an wiederkehrenden Produktivitätsgewinnen erzielen. Kostenverbesserungen würden in Technologie, Personal und Wachstum reinvestiert werden, so der Versicherer.Das Thema
Digitalisierung
wird bei der Allianz künftig eine Schlüsselrolle spielen. Nach eigenen Angaben will der Konzern hier eine Führungsposition übernehmen und in "vielversprechende Geschäftsmodelle" investieren sowie "strategisch passende Konsolidierungschancen" wahrnehmen. "Die Welt um uns herum verändert sich schnell, ebenso wie der Markt für Finanzdienstleistungen an sich. Die Allianz ist gut aufgestellt und kann diesen Transformationsprozess anführen, indem wir uns noch stärker an unseren Kunden orientieren, unsere Leistung weiter steigern und in die Digitalisierung investieren", sagte der neue Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte laut Mitteilung. Der Konzern stehe auf einem "starken Fundament", das die "ideale Grundlage für zusätzliches Wachstum" bilde.Neben der Digitalisierung steht die
Stärkung bereits etablierter Einheiten
im Vordergrund. Laut Allianz würden kleinere, leistungsstarke Geschäftsbereiche durch regionale Plattformen Größenvorteile erzielen. Dagegen würden sich die weniger profitablen Sektoren auf Produktivität und Effizienz konzentrieren und Kapital freisetzen, das anderweitig zur Wachstumssteigerung verwendet werden könne - zum Beispiel für Übernahmen.Vorstandschef Bäte will auch künftig "mit Disziplin" Gelegenheiten für
Zukäufe
nutzen. "Die Allianz wird entschlossen handeln, um ihr Geschäftsportfolio zu optimieren, Wachstum und Produktivität zu verbessern und weniger rentable Einheiten neu aufzustellen", hieß es in der Mitteilung.In
China
wird der Konzern ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Internetsuchmaschinen-Betreiber Baidu und dem Finanzinvestor Hillhouse Capital gründen, um in den dortigen Online-Versicherungsmarkt einzusteigen. Auf der anderen Seite sollen die Investments aus derKohleindustrie
abgezogen werden. "Die Allianz steigt aus der Kohle aus", sagte Konzern-Chefinvestor Andreas Grube in einem am Montagabend veröffentlichten Interview des ZDF-Magazins Frontal 21. Man werde nicht mehr in Bergbau -und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren würden.Darüber hinaus setzt sich die Allianz neue Ziele für
Kundenzufriedenheit
undFührungskultur
. Der Versicherer kündigte verschiedene Maßnahmen wie den sogenannten "Net Promoter Score" an, um die Unternehmenskultur durch eine "integrative Leistungskultur" zu stärken.Die Aktionäre können auch künftig mit
steigenden Dividenden
rechnen. Finanzvorstand Dieter Wemmer bekräftigte, dass der Konzern regulär 50 Prozent seines Nettogewinns ausschütten wolle. Eine Dividendenkürzung schloss er aus. Zudem soll das Geld, das der Versicherer für Zukäufe zurückgelegt, aber nicht gebraucht hat, alle drei Jahre an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Allein seit Anfang 2014 seien von dem Budget 1,8 Milliarden Euro übrig.Was BÖRSE ONLINE empfiehlt
Anleger zeigten keine auffällige Reaktion auf die "Renewal Agenda". Die Allianz-Aktie schloss am Dienstag zwar 0,89 Prozent im Minus, damit zeigte sie sich jedoch robuster als der Dax, der 1,43 Prozent verlor. Analysten nahmen die Nachrichten überwiegend positiv auf und sprachen fünf Kauf- und eine Halteempfehlungen aus.
Nach Einschätzung von BÖRSE ONLINE ist der neue Drei-Jahres-Plan kein großer Wurf, aber auch keine Enttäuschung. Es war zu erwarten, dass Vorstandschef Oliver Bäte die Strategie seines Vorgängers Michael Diekmann im Wesentlichen weiterführen würde. Dass das Thema Digitalisierung dabei eine Schlüsselrolle spielen wird, war lange bekannt. Das Bekenntnis zu weiterhin hohen Ausschüttungen kommt ebenfalls nicht überraschend. Dennoch ist es wichtig, dass die Allianz ihre Anleger damit bei Laune hält.
Nachdem wir in den Wochen vor dem Capital Markets Day noch dazu geraten hatten, die Aktie zu halten und mit einem Einstieg zu warten, bekräftigen wir nun wieder unsere Kaufempfehlung. Die "Renewal Agenda" ist keine Revolution, sie dürfte die Allianz aber Schritt für Schritt profitabler machen. Anleger sollten sich dabei aber geduldig zeigen.
Das Papier bietet weiterhin eine attraktive Kombination aus niedriger Bewertung - das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2016 liegt bei 10,9 - und üppiger Dividendenrendite - für 2014 gab es rund fünf Prozent. Diese beiden Eigenschaften und die neue Konzernstrategie machen die Allianz zu einem interessanten Investment für Langfristanleger.
Der langfristige Aufwärtstrend bleibt intakt.
Kursziel: 190 Euro
Stoppkurs: 120 Euro
Zum Autor: Nikolaus Hammerschmidt ist seit 2011 Online-Redakteur bei boerse-online.de. Er schreibt über Aktien, insbesondere (Rück-) Versicherer. Zudem verfasst er das wöchentliche "Leserinvestment" in der Heftausgabe.