Das Datum hat es in sich: Am Donnerstag,
dem 9. Oktober 2014,
schloss der DAX vorerst letztmals
über der Marke von 9000 Punkten.
Vor sieben Jahren, am 9. Oktober 2007,
erreichte der S & P 500 ein Rekordhoch, danach
ging es bergab. Der Börsencrash im
Zuge der Finanzkrise begann. Als der Wind
beim S & P 500 am 9. März 2009 wieder
drehte, hatten Aktienindizes weltweit 50 bis
75 Prozent ihres Werts verloren.
Keine Sorge, die BÖRSE ONLINE-Redaktion
erwartet nicht, dass es derzeit zu solch
einem Horrorszenario kommen könnte.
Aber manchmal sollte man zurückblicken
und Lehren ziehen. Denn längst nicht alle
Werte wurden damals so gebeutelt wie die
Indizes. So konnte etwa der israelische
Generikaproduzent
Teva Pharmaceuticals
den Kurs zwischen 9. Oktober 2007 und
9. März 2009 um zehn Prozent steigern.
Der israelische Leitindex TA 100 schmierte
dagegen
um 51,2 Prozent ab. Ähnlich bei
Taiwan Semiconductor: Der Dow Jones Asia
Pacific sank um 56,2 Prozent, der Aktienkurs
des Halbleiterproduzenten nur um
16,1 Prozent. Nestlé-Aktien verloren zwar
28,3 Prozent, doch der Verlust von 51,3 Prozent
beim Euro Stoxx 50 im gleichen Zeitraum
relativiert dieses Minus.
Mit ein Grund dafür, dass diese Werte
relativ
gut durch die Krise kamen: ihre Börsenkapitalisierung.
In einem Bärenmarkt
sinken die Kurse von Large und Mega Caps
in der Regel weniger
stark als die kleinerer Werte. Es ist halt wie
auf hoher See: Während eine steife Brise
eine Jolle zum Kentern bringen kann, spüren
die Passagiere eines Megaliners
nicht
mal ein leichtes Schaukeln. Dafür ist ein
kleineres Schiff wendiger - und oft auch
schneller.
So war es die vergangenen Jahre auch an
der Börse. Die Kurse der Dickschiffe haben
sich insgesamt gesehen nicht sonderlich
gut entwickelt, sie hinken vielmehr dem
Gesamtmarkt hinterher. Small und Mid
Caps liefen besser. Doch das ist kein Naturgesetz.
Laut Bank of America Merrill Lynch
gibt es immer wieder Phasen, in denen
Standardwerte besser abschneiden. Das
war etwa in den 80er-Jahren der Fall oder
Mitte bis Ende der 90er-Jahre.
Auch jetzt zeichnet sich wieder ein Favoritenwechsel
ab. Schon in den letzten Wochen
haben sich Mega und Large Caps bereits
besser entwickelt als die Nebenwerte.
Ein Trend, der anhalten sollte. Gibt es doch
gute Gründe, die für eine bessere Performance
der Börsenschwergewichte sprechen.
Und das auch dann, wenn kein Crash
bevorsteht, sondern wir uns erst in der
zweiten Hälfte eines Bullenmarkts befinden.
In der Vergangenheit demonstrierten
Mega Caps in der zweiten Phase eines Aufschwungs
regelmäßig Kursstärke.
Auf Seite 2: Korrektur im Bullenmarkt
Korrektur im Bullenmarkt
Geht man davon aus, dass es sich zurzeit
bloß um eine Korrektur im laufenden Bullenmarkt
handelt, lief bisher alles nach
Lehrbuch. Was darin zur Favoritenrolle
von Neben- und Standardwerten geschrieben
steht, passt für Thomas Grüner, Geschäftsführer
der Vermögensverwaltung
Grüner Fisher Investments, zum aktuellen
Zyklus: "Es ist typisch für die erste Hälfte
des Bullenmarkts, dass kleinere und konjunktursensitive
Wachstumswerte sehr
dynamisch
aus den Startlöchern kommen
und den Renditevorsprung bis zur reiferen
Phase des Bullenmarkts halten. Große Unternehmen
wirken zu Beginn etwas träge,
kommen meist erst in der zweiten Hälfte
des Bullenmarkts in Schwung."
Mit angeschoben wird diese Wachablösung
von neuen Käuferschichten. Bei diesen
stehen nicht nur Renditechancen, sondern
auch Sicherheitsaspekte im Fokus.
"Beides vereinen große Unternehmen mit
starker Marktposition, hohem Bekanntheitsgrad,
solidem Wachstum und nachhaltig
gesteigerter Dividendenrendite", so
Grüner. Zudem weisen Mega Caps geringere
Kursschwankungen auf.
All diese Stärken fallen derzeit wieder
mehr ins Gewicht, da auch der Bewertungsvergleich
mit Small und Mid Caps inzwischen
wieder zugunsten der Large und
Mega Caps ausfällt. In diesem Zusammenhang
erinnert Ed Yardeni, der Gründer von
Yardeni Research, daran, dass der übliche
Bewertungsaufschlag der Nebenwerte viel
mit deren meist größerer Ergebnisdynamik
zu tun hat. Doch zuletzt kamen Zweifel auf,
ob sie diese relative Dynamik auch kurzbis
mittelfristig zeigen werden. Ohne höhere
Ergebnisdynamik lasse sich ein Bewertungsaufschlag
jedoch kaum rechtfertigen,
erklärt
Yardeni. Kein Wunder, dass den
Nebenwerten
zuletzt die Luft ausging.
Auf Seite 3: Standardwerte im Vorteil
Standardwerte im Vorteil
Die Analysten von Ned Davis Research
sehen das ähnlich. Zumal derzeit auch Dividendenrendite
und Gewinnrendite - der
Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses -
für Standardwerte sprechen. Einen weiteren
Vorteil haben die Mega Caps bei einer USZinswende:
Sind sie doch dank ihrer starken
Bilanzen nicht so sehr auf den Zugang zu
günstigem Fremdkapital angewiesen, sondern
können sich überwiegend selbst finanzieren,
wie die Bank of America Merrill
Lynch herausstreicht - und wenn doch,
dann sind sie meist kreditwürdiger als Small
und Mid Caps.
Auch in Europa ändern sich die Bedingungen
zulasten der Nebenwerte. Das gilt
insbesondere bei einem weiteren Euroverfall.
Die Société Générale begründet die
derzeitige relative Schwäche der Nebenwerte
auch mit der Euroschwäche, da Standardwerte
dank globalerer Aufstellung
davon stärker profitieren können.
Unklar ist aber noch, ob es bei den Standardwerten
kurzfristig zu echten Kursgewinnen
reicht oder nur zu einem besseren
Abschneiden im relativen Vergleich mit
den Nebenwerten. Denn eins ist klar: Sollten
die jüngsten Kursverluste doch Vorboten
eines Bärenmarkts sein, werden sich
dem auch Standardwerte nicht entziehen
können. Geringere Verluste als vor sieben
Jahren wären da nur ein kleiner Trost.
Für ein - zumindest relativ gesehen -
besseres Abschneiden spricht auch, dass
angeblich Private-Equity-Gesellschaften
auf Wunsch ihrer Kunden angefangen
haben, bei großen Markenunternehmen
nach Übernahmeoptionen zu suchen. Ein
neuer Trend, der zum wichtigen Kurstreiber
für die Dickschiffe werden könnte.
So gesehen erscheint es sinnvoll, Mega
Caps wieder mehr Beachtung zu schenken.
Wir stellen daher sechs internationale Titel
vor, die von einer Renaissance der Standardwerte
profitieren sollten. Wobei wir
auch auf eine nicht zu hohe Bewertung
oder ein zumindest halbwegs stimmiges
Chartbild geachtet haben. Dadurch haben
sie sogar dann die Chance auf eine passable
Performance, wenn Standardwerte allgemein
doch nicht wieder zu Börsenlieblingen
werden.
Auf Seite 4: Dauerläufer Nummer eins
Berkshire Hathaway B - Investieren mit zwei Börsenlegenden
Für eine Aufnahme in eine Kaufliste der
größten und stabilsten Aktien drängt sich
Berkshire Hathaway förmlich auf. Denn
die US-Beteiligungsgesellschaft ist natürlich
zum einen selbst schon lange ein
waschechter Mega Cap, zum anderen
haben die Unternehmenslenker schon oft
bei Investments in andere Standardwerte
ein sehr glückliches Händchen bewiesen.
Die wichtigsten Vermögenswerte der
Firma sind mit Warren Buffett und
Charles Munger zwei Anlegergurus, die
weltweit Respekt genießen. Das fortgeschrittene
Alter (84 und 90 Jahre) dieser
ausgewiesenen Marktexperten ist zwar
ein Manko, das restliche Führungsteam
dürfte bis zum Ausscheiden der beiden
Leitfiguren die Anlagephilosophie der
beiden Investmentlegenden aber so weit
verinnerlicht haben, dass es auch ohne
Buffett und Munger langfristig erfolgreich
weitergehen kann.
Die Bewertung von Berkshire Hathaway
ist mit einem KGV von 19 für 2015 optisch
zwar nicht günstig, sie liegt damit aber
noch unter dem eigenen historischen
Durchschnitt. S & P Capital IQ hebt zudem
die diversifizierte Aufstellung und das
vergleichsweise geringe Risiko hervor.
Deshalb hat das Research-Haus die Aktie
unlängst auf "stark kaufen" hochgestuft.
Auch wir bekräftigen unsere bestehende
Kaufempfehlung für das Mitglied unseres
Basis-Depots und erhöhen das Kursziel.
Auf Seite 5: Dauerläufer Nummer zwei
Gazprom - Öl und Gas zum Schnäppchenpreis
Die - zugegebenermaßen spekulative -
Kaufempfehlung für Gazprom mag ein
wenig verwundern. Schließlich ist die in
Russland betriebene Politik etwas wirr.
Ihre Finger im Spiel hat die Politik leider
auch bei dem russischen Öl- und Gaskonzern.
Das führt dazu, dass die sogenannte
Corporate Governance, also die Regeln
zur Unternehmensführung, noch einiges
zu wünschen übrig lässt.
Einen weiteren den Kurs belastenden
Faktor stellt zudem neben der schwachen
russischen Landeswährung der schon
seit einiger Zeit fallende Ölpreis dar. Hinzu
kommen die Belastungen, die aus der
Ukraine-Krise resultieren. Deswegen
müssen hohe Abschreibungen vorgenommen
werden - was im aktuellen Quartalsausweis
zu einem Gewinnrückgang von
41 Prozent auf 223 Milliarden Rubel geführt
hat. Doch alles das wird wieder
wettgemacht durch eine extrem günstige
Bewertung. Das KGV bewegt sich bei dem
Öl- und Gaskonzern unterhalb von drei.
Das ist zwar auch ein Ausdruck des Misstrauens,
das russischen Aktien ganz allgemein
und Gazprom im Besonderen entgegengebracht
wird, viele der bestehenden
Herausforderungen dürften angesichts
der ausgesprochen niedrigen Bewertung
im Kurs jedoch schon ausreichend berücksichtigt
sein. Zumal auch noch eine
Dividendenrendite von immerhin fast
5,2 Prozent hinzukommt.
Auf Seite 6: Dauerläufer Nummer drei
Microsoft - Softwareriese auf Comeback-Tour
Microsoft ist nach wie vor eine Institution.
Das zeigt sich unter anderem darin,
dass der weltgrößte Softwarehersteller
die Betriebssysteme für neun von zehn
weltweit ausgelieferten Computern
beisteuert.
Der Aktie hat diese marktbeherrschende
Stellung des Unternehmens
viele Jahre lang aber nicht
mehr geholfen. Doch seit Anfang
2013 ist wieder
mehr Musik im Kurs.
Ein Trend, der unter Satya Nadella noch
etwas mehr an Schubkraft gewonnen hat.
Der neue Vorstandschef hat das zuletzt
etwas verstaubte Image wieder aufpoliert.
Wie es scheint, stellt sich der Softwaregigant
nun aggressiver den Herausforderungen,
die sich durch die im PC-Geschäft
erreichte Marktsättigung ergeben.
Allerdings wird die Börse mittelfristig
Erfolge
sehen wollen bei dem Versuch,
bei Smartphones und Tablets aufzuholen
und neue Wachstumsquellen zu
erschließen.
Wie der intakte charttechnische Aufwärtstrend
signalisiert, sind die Anleger
derzeit aber gewillt, Vorschusslorbeeren
auf künftige Erfolge zu gewähren. Und
solange der amerikanische Konzern diese
Hoffnungen nicht enttäuscht, dürfte sich
das Comeback der Aktie - Ziel ist das
immer noch rund 17 Prozent entfernte
alte Rekordhoch - weiter fortsetzen.
Auch die Dividendenrendite von 2,8 Prozent
kann sich sehen lassen.
Auf Seite 7: Dauerläufer Nummer vier
Nestlé - Charttechnischer Dauerläufer
Eine der besten Anlageideen im Aktienbereich
ist sicher Nestlé - und das speziell
für Privatanleger. Der weltgrößte Nahrungsmittelproduzent
besticht mit einem
eindrucksvollen Chart, der sich langfristig
fast wie an der Schnur gezogen nach
oben bewegt. Gerade in schwierigen
Marktphasen gilt die Schweizer Aktie als
defensiver Klassiker.
Fast das einzige Manko des Konzerns ist
seine bereits relativ anspruchsvolle
Bewertung.
Aber hier trifft einfach der
Spruch zu, wonach Qualität eben ihren
Preis hat. Als die Analysten von Jefferies
jüngst das Kursziel für die Aktie auf
79 Franken hochschraubten, sprachen
sie mit Blick auf Nestlé von einem "Fels
in der Brandung". Auch die Société Générale
ist mit Blick auf die Ausrichtung
von Nestlé des Lobes voll. Bei Nestlé
handle es sich um ein Unternehmen mit
einem Markenportfolio, das seinesgleichen
suche.
Trotz einer bereits marktführenden Stellung
arbeiten die Verantwortlichen kontinuierlich
an der Aufstellung des Konzerns.
Die zuletzt ergriffenen Maßnahmen
dürften helfen, sich auch 2015 in
einem wettbewerbsintensiven Umfeld
weiterhin vergleichsweise gut zu entwickeln.
Das spricht alles eher für eine Fortschreibung
des langfristigen Aufwärtstrends
und nicht für eine abrupte und
nachhaltige Trendumkehr.
Auf Seite 8: Dauerläufer Nummer fünf
Taiwan Semiconductor - Bewertung mit Seltenheitswert
Bisher relativ gut überstanden hat die
jüngsten Kursverwerfungen an den Börsen
die Aktie der Taiwan Semiconductor
Manufacturing Company (TSMC). Das hat
auch gute Gründe. So stiegen im zweiten
Quartal beispielsweise der Gewinn um
15 Prozent und der Umsatz um 17 Prozent.
Auch auf das laufende zweite Halbjahr
blickt der größte Auftrags-Chiphersteller
der Welt mit Zuversicht.
Völlig zu Recht, wie es scheint, wenn
man den Geschäftsverlauf der Taiwaner
im September betrachtet. Der konsolidierte
Umsatz stieg im Quartalsvergleich
um 8,0 Prozent und im Jahresvergleich
sogar um 35,1 Prozent. Die erst im zweiten
Quartal angelaufene Partnerschaft
mit Apple scheint somit Früchte zu tragen.
Das Unternehmen hat mittlerweile
Samsung als Lieferanten für Mikroprozessoren
für die mobilen Geräte des USTechnologiekonzerns
und Herstellers des
Kult-Smartphones abgelöst.
Aufgrund des in der Chipbranche sehr
zyklischen Geschäfts werden Branchenvertreter
üblicherweise mit einem Risikoabschlag
gehandelt. Im Fall von Taiwan
Semiconductor scheint das KGV für 2015
mit 11,0 aber noch nicht ausgereizt zu
sein. Da Analysten für die kommenden
fünf Jahre ein Ergebnisplus von 15 Prozent
im Jahr erwarten, liegt das Verhältnis
von KGV zu Gewinnwachstum
unter eins - und das gilt als günstig.
Auf Seite 9: Dauerläufer Nummer sechs
Teva Pharmaceuticals - Überzeugendes Chartbild
In erstaunlich robuster Verfassung präsentiert
sich momentan Teva Pharmaceuticals.
Weitgehend unbeirrt vom
schwachen Gesamtmarktumfeld ist der
weltgrößte Generikahersteller jüngst auf
neue Mehrjahreshochs gestiegen. Charttechnisch
sieht dieser Titel dadurch sehr
vorteilhaft aus.
Die Anleger nehmen es folglich gelassen,
dass die Israelis ihre Geschäftsstruktur
weiter straffen und dabei so manches
hoffnungsvoll gestartete Projekt beenden.
Vielmehr wird die Strategie des neuen
Vorstandschefs Erez Vigodman als langfristig
zielführend erachtet. Das Unternehmen
steht vor dem Problem, dass spätestens
Ende 2015 der Wettbewerbsschutz
für das mit Abstand wichtigste hauseigene
Multiple-Sklerose-Medikament
Copaxone
auslaufen wird. Offenbar traut
der Markt Teva-Chef Vigodman zu, auch
dafür eine Lösung zu finden.
Geht diese Hoffnung auf, hätte der Titel
bei einem für 2015 geschätzten KGV von
10,2 noch immer Aufwärtspotenzial.
Ganz besonders zuversichtlich in Sachen
Umsatzentwicklung ist die Citigroup. Ihre
Analysten veranschlagen ihr Kursziel auf
fast 33 Prozent über der aktuellen Notiz.
Auch wir erhöhen bei dem israelischen
Pharmawert unser Kursziel, bleiben mit
50 Euro aber dann doch etwas bescheidener,
als es die Citigroup-Analysten
sind.