DAS IST LOS BEI FACEBOOK:
Der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica, die unter anderem für das Wahlkampfteam des heutigen US-Präsidenten Donald Trump gearbeitet hatte, waren Informationen von Facebook-Nutzern in die Hände gefallen. Ein App-Entwickler hatte sie über eine Umfrage eingesammelt und dann unrechtmäßig an Cambridge Analytica weitergereicht. Facebook wusste seit Ende 2015 davon, aber verließ sich auf die Zusicherung, dass die Daten vernichtet worden seien und informierte die Nutzer damals nicht.
Die Enthüllung durch einen Ex-Mitarbeiter von Cambridge Analytica Mitte März hatte einen Sturm der Empörung ausgelöst. Das könnte letztlich zu einem verschärften Datenschutz im Internet führen, was zu Einschränkungen für das Geschäft des Online-Netzwerks führen könnte. Am Dienstag nun musste Zuckerberg erstmals im Kongress Rede und Antwort stehen. Zuckerberg gestand Fehler ein und entschuldigte sich.
Facebook ließ bereits zuletzt Taten folgen: Der Zugang von App-Entwicklern zu Nutzerdaten wurde eingeschränkt. Die Möglichkeit, nach Nutzer-Profilen über E-Mail-Adressen oder Telefonnummern zu suchen, wurde abgeschafft - Facebook räumte ein, dass über diese Funktion vermutlich die öffentlich zugänglichen Informationen der Mehrheit der Nutzer abgesaugt wurden.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Trotz des Datenskandals halten die meisten Analysten den Aktien die Stange. Die Diskussionen um die Sicherheit von Kundendaten des Online-Plattformbetreibers dürften die Aktivitäten der Nutzer nicht wesentlich eingeschränkt haben, schrieb etwa der Experte Brent Thill vom Analysehaus Jefferies. Eric Sheridan von der Schweizer Bank UBS merkte zwar an, dass auf lange Sicht mögliche Regulierungen rund um die Social-Media-Plattformen und die Sammlung beziehungsweise Nutzung eigener Daten das größte Risiko blieben. Positiv sei aber die jüngste Entwicklung der Werbeeinnahmen.
Thill und Sheridan empfehlen weiterhin, die Facebook-Aktien zu kaufen. Zu den wenigen Skeptikern zählt Analyst Simon Baker von der französischen Bank Societe Generale. Baker rät zum Verkauf und hat aktuell ein Kursziel von 131 Dollar. Im Schnitt jedoch trauen die Experten den Anteilsscheinen einen Anstieg auf rund 218 Dollar zu, was ein Aufwärtspotenzial von fast einem Drittel signalisiert. Am optimistischsten ist Michael Pachter vom Broker Wedbush: Er sieht die Aktien gar bei 260 Dollar.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Facebook war im Mai 2012 zu einem Preis von 38 Dollar an die Börse gegangenen. Nach einem schwachen Start mit einem Rutsch bis auf 17,55 Dollar binnen weniger Monaten stabilisierte sich der Kurs. Ab Mitte 2013 ging es dann steil nach oben. Von Juli 2013 an purzelten fast monatlich die Rekorde. Zusammen mit Apple, Amazon, Netflix und Googles Konzernmutter Alphabet (Alphabet C (ex Google)) zählt Facebook zu den sogenannten FAANG-Aktien und damit zu den populärsten Technologiewerten weltweit.
Am 19. März diesen Jahres aber trübte sich das Bild deutlich ein, als die Facebook-Aktien um mehr als 7 Prozent absackten. Die Anteilsscheine rutschen bis Ende März auf rund 149 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Anfang Juli 2017 ab. Seitdem haben sich die Aktien etwas erholt und kosten aktuell etwa 165 Dollar. Allein am Dienstag waren die Papiere im Zuge des Auftritts Zuckerbergs im Kongress um 4,5 Prozent gestiegen. Beobachter erklärten, der Facebook-Chef habe sich gut geschlagen./la/mis/das