In Indien musste Nestle im Juni seine beliebten Maggi-Fertignudel aus dem Verkauf nehmen, nachdem Lebensmittel-Kontrolleure in einigen Paketen bedenklich hohe Blei-Konzentrationen gefunden hatten. Der Rückruf allein kostete den Konzern im ersten Halbjahr 66 Millionen Franken. Hinzu kommen Umsatzeinbußen durch den anhaltenden Verkaufsstopp. Auch in der zweiten Jahreshälfte sei ein Rückgang der Erlöse zu erwarten, "bis wir das Produkt wieder zurück in die Regale bekommen", sagte Finanzchef Francois-Xavier Roger. Wann das sein wird, ist offen. Zwar bekam Nestle am Donnerstag Rückendeckung durch ein indisches Gericht. Die Fertigmahlzeit könne jedoch erst wieder verkauft werden, wenn Laborbefunde deren Unbedenklichkeit bestätigten, erklärten die Richter.
Die Nudeln, die als beliebter Snack an jeder Straßenecke zu haben waren, machen zwar nur einen Bruchteil des Konzernumsatzes aus - Nestle droht wegen des größten Lebensmittelskandals in Indien seit fast einem Jahrzehnt aber ein Imageschaden. Der Konzern hatte stets betont, die Nudeln seien sicher und enthielten nichts Schädliches.
Auf Seite 2: NEUE PROBLEME IN CHINA?
NEUE PROBLEME IN CHINA?
Weiterer Gegenwind droht dem Konzern durch die jüngsten Währungsturbulenzen in seinem zweitwichtigsten Markt China: Dort versucht die Regierung mit der Abwertung des Yuan die lahmende Wirtschaft anzukurbeln und ließ die Währung auf den tiefsten Stand seit vier Jahren absacken. Bei der Umrechnung in die Konzernwährung Franken schmälert das jedoch die Einnahmen von Nestle. "Wir sind angesichts des volatilen Umfelds sehr vorsichtig, was den Ausblick betrifft", sagte Finanzchef Roger. Zuletzt lief das China-Geschäft für Nestle ohnehin nicht rund. Die dortige Bevölkerung legt mehr Wert auf Frische und kauft zunehmend über das Internet ein. Kaffee, Süßigkeiten und Fertigmahlzeiten sind nicht mehr so gefragt. Doch Nestle habe gegengesteuert und erwarte im Jahresverlauf eine Verbesserung.
Trotz der Schwierigkeiten in Asien gibt sich der Schweizer Konzern für das Gesamtjahr optimistisch und strebt weiterhin ein organisches Wachstum von rund fünf Prozent an. Das ist das untere Ende des Mittelfristziels von fünf bis sechs Prozent - das der Konzern in den vergangenen beiden Jahren verfehlt hatte. Ob der Konzern nach dem Zwischenstand von 4,5 Prozent zur Jahresmitte diese Marke 2015 erreicht, ließ Roger offen.
Im Vergleich zu einigen Wettbewerbern schlägt sich Nestle jedoch wacker: Der britisch-niederländische Rivale Unilever steigerte seinen Umsatz im ersten Halbjahr währungsbereinigt um 2,9 Prozent, der französische Konkurrent Danone kam auf ein Plus von 4,6 Prozent. Rückenwind bekommen die Schweizer dabei auch von dem heißen Sommer, der die Verkäufe von Wasser und Eiscreme antreibt. Zudem lief das Geschäft mit Tiernahrung und Gesundheitsprodukten weiterhin gut.
Reuters