Der Konzern verdiente 2013 wegen der Niedrigzinsen zwar weniger Geld mit seinen Kapitalanlagen. Allerdings musste der weltgrößte Rückversicherer auch weniger Belastungen durch Großschäden verkraften und weniger Steuern zahlen. In der Folge stieg der Gewinn um rund 100 Millionen auf 3,3 Milliarden Euro. "An unserem Erfolg sollen auch unsere Aktionäre teilhaben", sagte Münchener-Rück-Finanzchef Jörg Schneider am Dienstag. Die Dividende klettert um 25 Cent auf 7,25 Euro.

Anleger reagierten mit Aktienkäufen, obwohl Schneider keinen Ausblick für 2014 wagte. "Der Anstieg der Dividende zeigt, dass der Konzern auch künftig gute Ergebnisse erwartet", sagte DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel. Bereits im November hat die Münchener Rück einen milliardenschweren Aktienrückkauf angekündigt. Im Zuge dessen kaufte der Konzern bis Anfang Februar bereits Papiere im Wert von 519 Millionen Euro auf.

Zu schaffen machen Rückversicherern wie der Münchener Rück, Swiss Re oder der Hannover Rück allerdings die niedrigen Zinsen. Mit konservativen Anlagen wie festverzinslichen Wertpapieren wird es für sie immer schwerer, ordentliche Renditen zu erwirtschaften. Bei den Münchnern ging das Kapitalanlageergebnis im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 7,7 Milliarden Euro zurück. Der Betriebsgewinn schrumpfte sogar um 17 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro.

TENNISBALL-GROSSE HAGELKÖRNER

Dass der Gewinn unter dem Strich trotzdem leicht stieg, ist unter anderem auf zwei Sondereffekte zurückzuführen. Zum einen konnte die Münchener Rück steuerlich Verlustvorträge nutzen, die vor vielen Jahren im US-Geschäft entstanden waren. Zum anderen profitierte der Konzern von der Auflösung von Rückstellungen. An der Börse, wo viele mit einem leichten Gewinnrückgang gerechnet hatten, kamen die Zahlen gut an. Münchener-Rück-Papiere gewannen in der Spitze 1,2 Prozent auf 154,95 Euro, während der Leitindex Dax rund ein Prozent verlor.

Die Gesamtbelastung aus Großschäden lag 2013 mit 1,7 Milliarden Euro noch einmal leicht unter dem bereits relativ schadensarmen Jahr 2012. Am teuersten zu stehen kamen die Münchener Rück dabei Unwetter in Deutschland. Die Überschwemmungen im Heimatmarkt und in angrenzenden Staaten im Mai und Juni kosteten das Unternehmen 178 Millionen Euro. Für die Hagelstürme im Juli, bei denen tennisball-große Eisklumpen Häuserfassaden, Solaranlagen und Autos zerstörten, legte das bayerische Unternehmen 174 Millionen Euro hin.

SCHWER ZU KOPIEREN

Insgesamt ging die Zahl der Naturkatastrophen 2013 jedoch zurück. Rückversicherer müssen sich deshalb darauf einstellen, dass sie ihren Kunden - den Versicherungen - bessere Konditionen gewähren müssen. Zusätzlich Druck auf die Preise herrscht, weil Pensionsfonds mit tiefen Taschen in das Geschäft drängen. Bei den Neuverhandlungen von Schaden- und Unfallrückversicherungen, die zum 1. Januar ausliefen, sanken die Preise bei der Münchener Rück um 1,5 Prozent. "Das Marktumfeld bleibt sehr herausfordernd", erklärte das Unternehmen. "Der Wettbewerb ist zum Jahresende sogar noch spürbar härter geworden."

Der Preisrückgang bei der Münchener Rück fiel allerdings geringer aus als erwartet, wie die Analysten von Berenberg betonten. Die Münchener Rück zeige damit, dass sie Markttrends ein Stück weit trotzen könne. Der Konzern hat bei den jüngsten Verhandlungen nach eigenen Angaben bewusst auf Geschäfte von rund einer Milliarde Euro verzichtet, weil ihm die Renditen zu niedrig waren. Auch bei den nächsten Erneuerungsrunden im April und Juli, in denen der Konzern noch größeren Preisdruck erwartet, will Vorstand Torsten Jeworrek versuchen, sich "von der allgemeinen Marktentwicklung abzukoppeln."

Die großen Rückversicherer haben aus Sicht von James Vickers vom Rückversicherungsmakler Willis Re den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Pensions- und Hedgefonds langjährige Beziehungen mit ihren Kunden haben. Zudem kennen sie sich besonders im Geschäft mit komplexen Rückversicherungen einfach besser aus, wie Vickers erklärte. "Sie machen die Dinge, die andere Akteure am Kapitalmarkt nur schwer kopieren können."

Reuters

Einschätzung der Redaktion Dem flauen Zinsumfeld kann sich kein Versicherer entziehen. Die Münchener Rück bildet da keine Ausnahme. Weil vor allem Staatsanleihen derzeit kaum etwas abwerfen, ist das Kapitalanlageergebnis des zweitgrößten Rückversicherers der Welt gleich um acht Prozent auf 7,7 Milliarden Euro geschrumpft. Dennoch haben die Münchner mit 3,3 Milliarden Euro netto mehr verdient als erwartet. Neben einem unerwartet geringen Steueraufwand kommen dem Konzern hier auch die geringer als befürchteten Belastungen aus Großschäden zugute. Es stimmt: 2014 kann das wieder ganz anders aussehen. Gegenwind kommt zudem von der Prämienseite. Wenn Orkane oder Hochwasser nicht Jahrhundertausmaße annehmen, pochen die Kunden auf sinkende Beiträge. Dem kann sich niemand entziehen, auch die Munich Re nicht.

Für Anleger bleibt der Konzern dennoch attraktiv. Immerhin peilt das Management um Vorstandschef Nikolaus von Bomhard für 2013 eine Dividende von 7,25 Euro je Aktie an. Das entspricht einer Dividendenrendite von 4,7 Prozent. Auch charttechnisch ist derzeit alles im grünen Bereich. Zwar lauert bei 162 Euro ein starker Widerstand, der im gegenwärtigen Marktumfeld zunächst wohl kaum zu knacken sein wird. Aber nach unten ist die Aktie in der Zone zwischen 134 und 140 Euro gut abgesichert. Und die Dividende ist einfach zu verlockend. An schwachen Tagen kaufen.

Thomas Schmidtutz