Snabe war bereits als künftiger neuer Siemens -Chefkontrolleur gehandelt worden. Er gilt als versierter Digitalisierungsexperte und dürfte Konzernchef Joe Kaeser, der Siemens derzeit auch mit Zukäufen zunehmend auf das Software- und Digitalisierungsgeschäft ausrichtet, künftig noch enger unterstützen. Dem Siemens-Aufsichtsrat gehört Snabe bereits seit Oktober 2013 an. Ein Siemens-Sprecher lehnte einen Kommentar ab.
Aktionärsvertreter und Investoren hatten seit Jahren Klarheit über die Nachfolge Crommes gefordert und dürften es nun begrüßen, dass es eine Entscheidung gibt. Der Ex-Manager amtiert seit 2007 und hatte seinerzeit Peter Löscher an die Führungsspitze des Elektrokonzerns geholt, der im Sommer 2013 nach mehreren Gewinnwarnungen und einem Führungschaos seinen Hut nahm. Cromme habe sich nach langem Zögern bereiterklärt, den Anlegern seinen Nachfolger zu nennen, hieß es im "Manager Magazin". Zeitweise waren auch die Aufsichtsratsvorsitzenden von BMW und Bayer, Norbert Reithofer und Werner Wenning, für das Amt im Gespräch gewesen, doch beide hatten abgewunken.
Snabe hatte den Walldorfer Software-Riesen 2010 bis 2014 zusammen mit dem amtierenden Chef Bill McDermott geführt und sich dann aus familiären Gründen von dem Chefposten zurückgezogen, zuvor war er Forschungs- und Entwicklungsvorstand bei SAP. Der Däne bringt exzellentes Software-Know-How mit, doch gibt es laut "Manager Magazin" auch kritische Stimmen wegen eines möglichen Interessenkonflikts, weil Snabe auch SAP-Aufsichtsrat ist. Der Software-Konzern engagiert sich nämlich zunehmend im Bereich vernetzte Produktion, in dem Siemens als führend gilt, und werde damit zum Konkurrenten der Münchner.
Formal könne Snabe zwar noch nicht zum designierten Nachfolger bestimmt werden, hieß es weiter. Das Nominierungskomitee des Aufsichtsrates sei sich aber einig, dass es den Räten die Wahl Snabes zum Vorsitzenden empfehlen wolle./csc/DP/fbr