Wer zu spät kommt, den bestraft
die Börse - mit hohen
Einstiegskursen und einer
gestiegenen Korrekturgefahr.
Denn die Märkte brannten in den ersten
fünf Wochen des neuen Börsenjahres
2015 ein wahres Kursfeuerwerk ab. Der
DAX erklomm ein Allzeithoch
nach dem anderen, er nahm
sogar die Marke von 11 000
Punkten ins Visier. Aktuell
betragen die
Kursgewinne seit Jahresanfang über acht
Prozent. Eine noch bessere Performance
mit Kursgewinnen im zweistelligen Prozentbereich
schafften etwa der CAC 40 in
Paris oder der FTSE MIB in Mailand.
Auf Seite 2: Positive Rahmenbedingungen
Positive Rahmenbedingungen
Dabei sendet das makroökonomische
und politische Umfeld derzeit noch widersprüchliche
Signale: In den USA verfestigt
sich der Aufschwung. Auch die deutsche
Exportindustrie läuft auf Hochtouren. Als treibende Kraft gerade für zyklische Industriegüter
erweisen sich der fallende Euro
und die sinkenden Rohölpreise. Dagegen
hängt auf geopolitischer Seite noch der ungelöste
Konflikt des Westens mit Russland
wegen der Ukraine wie ein Damoklesschwert
über den Märkten. Für noch mehr
Verunsicherung sorgen die sich hinziehenden
Verhandlungen um eine Lösung der
griechischen Staatsschuldenproblematik.
Je nachdem, wie diese Lösung aussieht,
könnte sie zu großen Verwerfungen an den
Märkten führen. Kurzfristig, da sind sich
Finanzexperten einig, steigt die Wahrscheinlichkeit,
dass die Märkte bald in eine
Korrekturphase übergehen.
Droht damit ein abruptes Ende der Börsenrally?
Hendrik Leber, Geschäftsführer
der Fondsboutique Acatis Investment,
sieht hauptsächlich aus zwei Gründen auch
künftig eine optimale Konstellation für
weiter steigende Kurse: "Die makroökonomischen
Rahmenbedingungen in den USA
und in Europa liefern Traumkonditionen
für einen Börsenboom." Zudem haben die
dauerhaft niedrigen Zinsen das gesamte
Koordinatensystem in der Bewertung von
Aktien verschoben. "Da die Zinsen noch
für lange Zeit niedrig bleiben, können die
Aktienkurse länger nach oben laufen als in
der Vergangenheit", schätzt Leber.
Auf Seite 3: Das Positive an Nachzüglern
Das Positive an Nachzüglern
Unabhängig davon, wie heftig eine mögliche
Konsolidierung ausfällt: Wie viel
Spielraum nach oben die aktuelle Bewertung
noch lässt, darüber entscheiden auch
die Geschäftszahlen und der Ausblick, den
die Unternehmen in den kommenden Wochen
liefern. Das größte Aufholpotenzial
haben Firmen, deren Aktien noch nicht
richtig ins Laufen gekommen sind.
Die Gründe dafür sind unterschiedlicher
Natur. Abgestraft von den Investoren wurden
etwa Unternehmen, die 2014 bei der
Vorlage ihrer Quartalszahlen nicht die Erwartungen
erfüllten und ihre Prognosen
nach unten korrigieren mussten. Wer hier
den Zeitpunkt für eine Trendwende frühzeitig
erkennt, kann die gesamte Welle der
Aufwärtsbewegung reiten.
Je kleiner das Unternehmen, desto größer
ist die Chance, mit einer solchen noch
unentdeckten Perle frühzeitig Gewinne zu
erzielen. "Aktien, die mehrfach aufgrund
schlechter Nachrichten abgestraft wurden, verliert der Markt häufig aus den Augen",
erläutert Marco Herrmann, Geschäftsführer
der Fiduka Vermögensverwaltung.
"Verbessert sich dann die Situation des Unternehmens,
merken das erst einmal nur
wenige." Ein solches Szenario trete überwiegend
bei Nebenwerten ein, die nur von
wenigen Analysten beobachtet werden.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt
Björn Glück, Portfoliomanager bei der auf
Nebenwerte spezialisierten Fondsboutique
Lupus Alpha: "Kleinere Firmen verschwinden
häufiger vom Radar der Investoren.
Um auf dem gedrückten Kursniveau Positionen
aufzubauen, muss die Aussicht auf
eine überdurchschnittliche Rendite bei Nebenwerten
höher sein als bei Bluechips.
Nur so lässt sich das Risiko der niedrigeren
Liquidität kompensieren."
Auf Seite 4: Wichtige Auswahlkriterien
Wichtige Auswahlkriterien
Klar ist: Je früher der Anleger eine solche
Trendwende erkennt und in die Aktie
einsteigt, desto einträglicher das Investment.
Verzögert sich die Trendwende oder
bleibt sie sogar aus, kommt die Aktie dagegen
nicht vom Fleck. Nächstes Problem: Es
gibt kaum noch günstig bewertete
Qualitätstitel.
"Die Schätze von Substanzperlen
mit einer soliden Bilanz sind bereits
gehoben", erklärt Value-Experte Leber.
"Wir suchen nach Marken und Unternehmen,
die zuletzt stark gefallen sind." Eine
erste Orientierung geben bestimmte Kennziffern
im Hinblick auf Bewertung und Bilanz.
Dazu zählen klassische Kriterien wie
ein niedriges Kurs-Gewinn-, Kurs-Buchwert-
oder Kurs-Cashflow-Verhältnis.
Finanzexperte Glück sieht einen hohen
Cashflow als ideale Basis, um in der aktuellen
Marktphase das organische Wachstum
durch Übernahmen zu ergänzen. Darüber
hinaus lässt sich ein steigender Free
Cashflow für Investitionen und höhere Dividendenausschüttungen
nutzen. Und für
potenzielle Übernahmekandidaten gilt: je
niedriger das Verhältnis aus Firmenwert zum operativen Gewinn (Ebit), desto attraktiver
der Kaufpreis.
Auf dieser Basis hat BÖRSE ONLINE acht
Unternehmen aus den unterschiedlichsten
Branchen identifiziert, die ein besonders
großes Aufholpotenzial bieten. Ihnen ist
gemein, dass sich eine Trendwende im
operativen Geschäft abzeichnet. Zudem
bieten die Papiere aus charttechnischer
Sicht derzeit eine besonders gute Einstiegsgelegenheit.
Sie sind als spekulative Beimischung
für Anleger gedacht, die Geduld
mitbringen - und sich dann am Ende umso
mehr freuen, wenn die Aktie von der breiten
Masse entdeckt wird und ihr Kurs anspringt.
Auf Seite 5-12: Acht potentielle Trendwenden im Überblick
Astaldi: Stabiles Fundament für steigende Kurse
Eine niedrige Bewertung, eine hohe
Dividendenrendite
und ein lukratives
Geschäftsmodell - trotzdem wartet der
italienische Baukonzern Astaldi noch
darauf, dass ihn Anleger entdecken. Die
Aktie wurde 2014 wegen des negativen
Cashflows abgestraft - ein Resultat der hohen Anschubfinanzierungen für neue
Aufträge. Dagegen ist die Börse noch
nicht auf das Potenzial aufmerksam geworden,
das in der Neuausrichtung von
Astaldi steckt. Künftig wird die Inbetriebnahme
von Brücken und Flughäfen für
höhere Einnahmen sorgen als die Konstruktion
von Straßen, Kraftwerken oder
öffentlichen Gebäuden.
Größtes Prestigeprojekt
ist derzeit der Bau der dritten
Brücke über den Bosporus. Der Auftragsbestand
belief sich zuletzt auf 11,4 Milliarden
Euro bei Bauprojekten sowie auf 11,6
Milliarden Euro bei Konzessionen. In der
Summe entspricht das mehr als dem Vierfachen
des für 2014 erwarteten Umsatzes.
Charttechnische Situation: Aktuell erholt
sich die Aktie fast V-förmig und durchbrach
dabei bereits den etwa ein halbes
Jahr andauernden steilen Abwärtstrend.
Als Nächstes bekommt es der in Deutschland
recht umsatzschwache Wert mit dem
Widerstandsbereich bei 6,30/6,40 Euro
zu tun. Dort wäre nicht nur die Hälfte der
Juli-Dezember-Abwärtswelle wieder
gutgemacht. Auch die 200-Tage-Linie
verläuft auf diesem Niveau. Gelingt der Ausbruch,
hat der Titel Luft bis 6,80/7,20
Euro. Das dortige horizontale Niveau wird
von einer weiteren Fibonacci-Barriere
verstärkt. Eine gute Unterstützung ist
dagegen
um 4,80/5,10 Euro zu finden,
wo sich die 38-Tage-Linie, der gebrochene
Abwärtstrend sowie ein waagerechter
Bereich befinden. Direkt darunter
sollten Anleger ihren Stopp platzieren.
Canon: Büroartikel setzen neue Glanzlichter
Für den Elektronikkonzern Canon haben
sich die Perspektiven aufgehellt. Die steigenden
Erlöse mit neuen Farbkopierern
und der schwächere Yen sorgten dafür, dass die operative Marge im Jahr 2014
von 13,3 auf 14 Prozent stieg. Vergleichsweise
stabil hielt sich das Kamerageschäft,
und das trotz des Smartphoneund
Tablet-Booms. Dank neuer Modelle
und eines wirkungsvollen Sparkurses
blieb die operative Marge auch in diesem
Segment mit 14,5 Prozent stabil. Wegen
der anhaltenden Yen-Schwäche können
japanische Konzerne ihre Produkte im
Ausland günstiger anbieten. Daher will
Canon bis 2016 den Anteil der Fertigung
in Japan von 40 auf über 50 Prozent erhöhen.
Das Cashpolster von 6,3 Milliarden
Euro lässt Spielraum für weitere Zukäufe,
die Eigenkapitalquote liegt bei soliden
74 Prozent.
Die Konsensschätzungen der
Analysten prognostizieren für die nächsten
drei Jahre ein durchschnittliches
Gewinnwachstum von 20 Prozent. Für
die Aktionäre gibt es als Extra obendrauf
eine knackige Dividendenrendite.
Charttechnische Situation: Vor allem
mittelfristig hat die Aktie ein sehr schönes
Chartbild. Die aktuell zu beobachtende
leichte Konsolidierung ermöglicht den
Einstieg im Bereich des 38-Tage-Durchschnitts. Dieser steigt ebenso an wie die
200-Tage-Linie, die zusammen mit dem
elfmonatigen Aufwärtstrend um 24 bis
25 Euro für eine gute Unterstützung
sorgt. Auf der Oberseite sollte es die
Aktie demnächst mit einem Abwärtstrend
zu tun bekommen, der durch die Jahreshochs
von 2011 und 2012 definiert wird
und um 30,50 Euro verläuft. Gelingt dort
der Ausbruch, ist Platz bis zu dem bei gut
34 Euro verlaufenden, knapp acht Jahre
alten Basis-Abwärtstrend.
Koenig & Bauer: Schwarze Zahlen nach harten Zeiten
Koenig & Bauer hat nach dem Einbruch
im Zeitungs- und Anzeigengeschäft eine
harte Sanierungsphase hinter sich. Die
Produktionskapazitäten wurden heruntergefahren,
die Personalkosten drastisch
gekürzt. Zugleich hat sich der Druckmaschinenbauer
neue Zielmärkte erschlossen. Stellte der Rollen- und Bogendruck
vor zehn Jahren noch zwei Drittel des
Umsatzes, sind es jetzt noch ganze 15 Prozent.
Im Gegenzug stieg der Anteil des
Kartonagen- und Blechdrucks auf 60 Prozent.
80 Prozent des künftigen Wachstums
sollen aus Asien kommen. Dazu soll
das Servicegeschäft mit neuen Angeboten
zu einem eigenständigen Geschäftsfeld
ausgebaut werden.
Für das am
30. September endende Geschäftsjahr
2014/15 stellt Koenig & Bauer vor Steuern
eine schwarze Null in Aussicht und erwartet
einen Umsatzanstieg von 792 Millionen
Euro auf mehr als eine Milliarde Euro.
Gelingt für 2015/16 der erhoffte Gewinnsprung,
sollte das die entsprechende
Hebelwirkung auf den Kurs entfalten.
Charttechnische Situation: Die Aktie ist
vor drei Wochen angesprungen und hat
dabei gleich mehrere wichtige Barrieren
aus dem Weg geräumt. So wurde nicht
nur die 200-Tage-Linie zurückerobert,
sondern auch ein knapp zwei Jahre währender
Abwärtstrend beendet. Zusammen
mit den Gleitenden Durchschnitten der
letzten 38 und 55 Börsentage ergibt sich ein
solides Unterstützungsbündel um
10,60 bis 11,10 Euro, das als Orientierung
für den Stoppkurs dient. Wird der Widerstand
zwischen etwa 14 und 15 Euro überwunden,
sollte der Bereich um 16,00 bis
16,50 Euro erreicht werden können. Hier
hat sich im Sommer 2013 ein Widerstand
etabliert. Zudem verläuft dort derzeit ein
seit 2007 gültiger Abwärtstrend.
Lanxess: Mehr Spielraum für steigende Margen
Unter dem neuen Vorstandschef Matthias
Zachert hat Lanxess eine Restrukturierung
eingeleitet. Weil die Kunden früher
als erwartet ihre Lagerbestände reduziert hatten, zog die Nachfrage im Dezember
eher an als vermutet. Nach vorläufigen
Zahlen schaffte es der Chemiekonzern im
Geschäftsjahr 2014, den operativen Gewinn
vor Sondereinflüssen von 735 Millionen
Euro auf etwa 808 Millionen Euro zu
steigern. Die bereits angekündigten
Einmalaufwendungen wurden im vierten
Quartal gebucht. Das detaillierte Zahlenwerk
wird das DAX-Unternehmen am
19. März präsentieren.
Zwar drückt der
anhaltende
Preisverfall bei den Grundstoffen
Öl und Butadien weiter auf die
Margen. Im Gegenzug schwächen sich mit
dem starken US-Dollar aber die negativen
Wechselkurseffekte ab. Auch die niedrigen
Rohstoffkosten spielen dem Konzern
in die Hände. Startet Lanxess bereits 2015
mit seinen Premiumprodukten etwa für
Reifenhersteller auf der Gewinnseite
durch - umso besser.
Charttechnische Situation: Die DAX-Aktie
hat nach einer Rally von 35 auf 45 Euro
den Rebound an die 200-Tage-Linie vollzogen.
Das Überwinden des Gleitenden
Durchschnitts sollte nur eine Frage der
Zeit sein, zumal ein zehn Monate währender Abwärtstrend sowie das erste bedeutende
Fibonacci-Retracement der Februar-
2013-/Januar-2015-Abwärtswelle bereits
überwunden wurden. Aus Fibonacci-
Sicht ist damit Luft bis zunächst etwa
48,50 und später auch 53 Euro. Der
Stoppkurs sollte bei 38 Euro und damit
direkt unter den Gleitenden Durchschnitten
der letzten 38 und 55 Börsentage
platziert werden. Würden diese wieder
durchbrochen, wäre das charttechnische
Bild nachhaltig eingetrübt.
OMV: Reichlich Flüssiges für die Aktionäre
Öl- und Gaskonzerne operieren in einem
schwierigen Marktumfeld. Weil die Unternehmen
Cashflow benötigen, wird immer
mehr gefördert, je tiefer die Preise fallen.
Konzerne mit eigenem Raffinerie- und
Tankstellengeschäft sind etwas weniger
vom Rohölpreis abhängig.
Für spekulative Naturen mit einem langen Atem bietet
OMV eine gute Einstiegschance. Dabei
hatte der Bluechip aus Österreich zuletzt
reichlich Negatives zu verkraften. Wegen
hoher Abschreibungen auf das türkische
Tankstellengeschäft und die rumänische
Tochter Petrom musste OMV in der Bilanz
für das vierte Quartal 2014 Sonderbelastungen
von 700 Millionen Euro verbuchen.
Zudem kam die Ölproduktion in
Libyen
nahezu zum Erliegen. OMV will
jetzt die Raffinerien in Rumänien modernisieren.
Zugleich soll das kriselnde Gasgeschäft
mit dem Tankstellen- und Raffineriegeschäft
verschmolzen werden. Wer
auf einen wieder anziehenden Rohölpreis
setzt, baut jetzt erste Positionen auf - und
versüßt sich das Warten bis zum Gewinnsprung
mit der schönen Dividende.
Charttechnische Situation: Die Aktie
sollte einen nachhaltigen Boden ausgebildet
haben. Dafür spricht der Ausbruch
über den siebenmonatigen Abwärtstrend
und dazu die Tatsache, dass der 38-Tage-
Durchschnitt erstmals seit Juli 2014 wieder
steigt. Zusammen mit einem zweimonatigen
Aufwärtstrend ergibt sich um 21,50/22 Euro eine gute Unterstützung.
Beim Stopp orientieren wir uns aber an
den Januar-Tiefs. Auch dann ist das Risiko
höchst überschaubar. Ein Widerstand ist
um 25,50 bis 27 Euro auszumachen. Dort
hatte sich im vorigen Herbst eine horizontale
Zone etabliert. Diese hat inzwischen
auch der fallende 200-Tage-Durchschnitt
erreicht.
Salzgitter: Heiße Nummer für spekulative Anleger
Nach Jahren der Flaute hat sich die Auftragslage
in der deutschen Stahlindustrie
zuletzt etwas gebessert. Das gilt vor
allem für Flachstahl und Walzstahl. Den Ausschlag gab die anziehende Nachfrage
aus dem Ausland. Die niedrigen Preise bei
Eisenerz, Kohle und Kokskohle taten ein
Übriges. Für dieses Jahr bietet vor allem
der sinkende Euro Exportchancen - darauf
können Anleger mit dem Aufbau von
ersten Position setzen.
Salzgitter, der
weltweit führende Hersteller von Großrohren,
musste zuletzt den Wegfall eines
Milliardenauftrags verkraften. Die Einstellung
des Southstream-Pipeline-Projekts
mit Russland führt 2015 zu einem negativen
Ergebniseffekt, den im Jahresverlauf
neue Aufträge kompensieren sollen. Mit
einer Nettofinanzposition von 270 Millionen
Euro und einer Eigenkapitalquote von
37 Prozent zum 30. September 2014 hat
der Stahlkonzern wieder eine solide
Finanzbasis.
Zudem wird für 2014 erstmals
wieder ein positiver Free Cashflow erwartet.
Hinzu kommt: Das Restrukturierungsprogramm
greift allmählich.
Charttechnische Situation: Die im Januar
bis auf ein Neun-Jahres-Tief geprügelte
Aktie zeigt erste Umkehrsignale. Die mittelfristig
bedeutsamen Gleitenden Durchschnitte
der letzten 38 und 55 Börsentage wurden bereits zurückerobert und sorgen
um 23/24 Euro zusammen mit dem einmonatigen
Erholungstrend für die erste
Unterstützung. Die nächste Bewährungsprobe
wartet im Bereich von 27 Euro bei
der 200-Tage-Linie. Gelingt erstmals seit
Frühjahr 2014 der nachhaltige Ausbruch,
ist Luft bis zum bei aktuell etwa 28,50
Euro verlaufenden neunmonatigen Abwärtstrend.
Aus Fibonacci-Sicht stellt das
Erholungshoch vom November 2014 um
29 Euro ein mögliches Ziel dar.
Steico: Nischenplayer mit grünem Anstrich
Für das auf Naturdämmstoffe aus Holzfasern
spezialisierte Unternehmen war 2014
ein Übergangsjahr. Der Preisdruck durch
Produktionsüberkapazitäten macht der
Branche weiter zu schaffen. Die Folge:
schrumpfende Margen trotz steigendem
Absatz. Steicos Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr dokumentieren diese
Entwicklung. Während sich der Umsatz
mit einem Zuwachs von 10,5 Prozent auf
etwa 174,7 Millionen Euro im Rahmen der
Erwartungen bewegte, legte der operative
Gewinn vor Sondereffekten lediglich
um 4,2 Prozent auf 22,3 Millionen Euro zu.
Ursprünglich war Steico auch hier von
zehn Prozent Zuwachs ausgegangen.
Zugleich hat Steico kräftig investiert, um
sich als System- und Lösungsanbieter für
ökologische Dämmstoffe zu positionieren.
So soll eine neue Produktionsanlage für
Furnierschichtholz Ende 2015 ihren Betrieb
aufnehmen. Wer darauf setzt, dass
Steico bei der Profitabilität zulegt, baut
jetzt erste Positionen auf.
Charttechnische Situation: Auf die Aktie
wartet als Herausforderung die 200-Tage-
Linie. Zwar scheiterte der erste Angriff.
Die Aussichten auf einen baldigen Ausbruch
stehen jedoch gut, zumal es Rückenwind
durch einen viermonatigen Aufwärtstrend
gibt, der zudem zusammen
mit den Gleitenden Durchschnitten der
vergangenen 38 und 55 Börsentage um
5,90/5,95 Euro auch für guten Halt sorgt. Wird der 200-Tage-Durchschnitt zurückerobert,
ist Luft bis etwa 7,40 Euro, wo
der durch die Hochs von 2007 und 2011
definierte Abwärtstrend verläuft. Beim
Stopp orientieren wir uns an dem zweieinhalbjährigen,
derzeit um 4,80 Euro verlaufenden
Aufwärtstrend. Zuvor liefert
das markante 2014er-Tief um fünf Euro
eine Absicherung.
Tom Tailor: Jetzt machen auch die Margen eine gute Figur
Für den Hamburger Modekonzern Tom
Tailor zahlen sich die Investitionen der
vergangenen zwei Jahre aus. Das gilt vor
allem für die zugekaufte Tochter Bonita. Deren Integration sorgte noch im Vorjahr
unterm Strich für einen Konzernverlust.
Tom Tailor hat die Marke mit ihrer Zielgruppe
der über 40-Jährigen mit neuen
Kollektionen aufgehübscht und den Vertrieb
gestrafft. Mit Erfolg, denn 2014 leistete
Bonita erstmals einen positiven Beitrag
zum Konzernergebnis.
Nach vorläufigen
Zahlen verbesserte sich der operative
Gewinn auf Ebitda-Basis gegenüber dem
Vorjahr um zehn Prozent auf 77,2 Millionen
Euro. Der Konzernumsatz legte um
drei Prozent auf 932 Millionen Euro zu.
Dabei stieg die Zahl der in Eigenregie
geführten
Läden um fast ein Viertel von
1382 auf 1746, die der von Franchisenehmern
geführten Shops von 197 auf 206.
Diese Konzentration auf mehr Umsatz
über eigene Verkaufsflächen wird sich in
den kommenden Jahren auf der Ertragsseite
auszahlen. Aktuell ist die Aktie zum
Discountpreis zu haben.
Charttechnische Situation: Auch wenn
wirkliche Kaufsignale fehlen, ist ein Einstieg
aktuell nicht uninteressant, weil der
Kurs ganz einfach ohnehin "unten" ist.
Wie schon 2010, 2011, 2012 und 2014 war auch im laufenden Jahr Ende Januar/Anfang
Februar ein Kursniveau zwischen
zehn und elf Euro erreicht. Es folgten jeweils
schöne mittelfristige Aufwärtsbewegungen.
Damit diese aktuell wirklich an
Fahrt gewinnen, müssten mit dem Widerstandsbereich
um 13/13,30 Euro die
200-Tage-Linie und der seit Jahresende
2013 gültige Abwärtstrend überwunden
werden. Dann ist auch die Marke von 15
Euro wieder im Visier, die seit dem Börsengang
2010 jedes Jahr erreicht wurde.