Gottfried Heller, Fiduka: SAP, BMW, Daimler und BASF bleiben aussichtsreich




Das Börsenjahr 2014 hat Investoren neue Rekordstände im Dax, Dow und Co. beschert. Wo erwarten Sie den Dax bzw. den Dow Jones Industrial Ende 2015?

In unserem Basisszenario ist für 2015 an den europäischen Aktienmärkten ein moderater Anstieg zu erwarten. Der prognostizierte Zuwachs der Unternehmensgewinne von mehr als 10% dürfte allerdings zu hoch sein. Wir gehen lediglich von einem Gewinnwachstum von ca. 6% - 8% aus.

Theoretisch dürften die Aktienkurse im Einklang mit dem Gewinnwachstum der Unternehmen zulegen (zzgl. Dividenden). Angesichts fehlender Anlagealternativen und der Notenbank-Geldschwemme ist es aber durchaus möglich, dass die Märkte nach oben überschießen.

Den Dax sehen wir Ende 2015 bei 11.000 Punkten, 11.500 sind bei einem "full-scale QE" durchaus drin.

Bei amerikanischen Aktien sehen wir Gegenwind bei der Unternehmensentwicklung aufgrund des schwachen Ölpreises und dem stärkeren US-Dollar; entsprechend sind wir weniger bullish und sehen den Dow Jones in 12 Monaten bei 18.500 Punkten.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger Sicht bestimmen?

Neben der Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen werden politische bzw. geopolitische Themen eine große Rolle spielen. Wir haben Wahlen in verschiedenen Ländern wie Portugal, Spanien, UK und wahrscheinlich auch Griechenland. Genug Stoff für höhere Volatilitäten an den Märkten. Ukraine/Russland bleiben Gefahrenherde. Fundamental am wichtigsten sind aber der US-Dollar, das Öl und die Zinsen. Alle drei sind für Europa positiv.

Welcher der wichtigsten Börsen weltweit trauen Sie 2015 die beste Entwicklung zu?

Im Dax haben wir den gleichen Investment Case wie für Europa, allerdings mit einer um zehn Prozent günstigeren Bewertung.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2015?

Fehlende Anlagealternativen aufgrund der extrem niedrigen Zinsen, die sogar noch weiter fallen könnten. Dazu kommt die weltweit weiterhin anhaltende expansive Geldpolitik.

Welche Dax-Aktie(n) sollte(n) sich Anleger jetzt ins Depot legen?

SAP, Daimler, BMW und auch BASF auf dem gedrückten Niveau

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2015 zugreifen?

Ein breit aufgestelltes Depot mit soliden internationalen Werten mit einer attraktiven (und nachhaltigen) Dividendenrendite und bei Schwellenländern, vor allem Asien.

Was sind Ihre Toppicks für 2015?

Deutsche und europäische Aktien.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2015 liegen?

Gold kommt eine Joker-Rolle zu. Der Kampf der Währungshüter gegen Deflationsgefahren bietet auf lange Sicht Chancen. Schwierig zu sagen, ob der Goldpreis bereits 2015 wieder deutlich anziehen wird.

Auf Seite 2: Prof. Max Otte



Prof. Max Otte: Aktien sind derzeit alternativlos



Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger bestimmen?

Die weltpolitische Lage dominiert alles. Die Frage ist, ob sich der Krieg um wirtschaftliche Dominanz in der Welt weiter zuspitzt oder wieder etwas entspannt. Gelingt es, die vielen Konflikte, an denen der Westen nicht unschuldig ist, unter Kontrolle zu bringen oder nicht?

Welcher der wichtigsten Börsen weltweit trauen Sie 2015 die beste Entwicklung zu?

Wir investieren immer dort, wo es besonders billig ist. Europa, insbesondere Südeuropa, ist immer noch billig, auch Österreich, Frankreich und Japan. Auch China, Brasilien und Russland sind billig - nicht aber Indien. Die USA und die Schweiz sind teuer, Deutschland ist mittel bewertet.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2015?

In einer Zuspitzung der politischen Konflikte.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2015?

Aktien sind alternativlos und werden zunehmen auch von Privatanlegern wieder entdeckt.

Welche Dax-Aktie(n) sollte(n) sich Anleger jetzt ins Depot legen?

Der Dax ist eigentlich ziemlich fair bewertet. Zur Vermögenssicherung einen Dax-Fonds, bei Stockpicks würde ich außerhalb des Dax und Deutschlands suchen.

Was ist Ihr Toppick für 2015?

Barrick Gold. Der größte Goldförderer der Welt notiert auf einem Niveau von Anfang der 90er Jahre. Die Minen sind weitgehend in politisch stabilen Regionen. Wenn die Stimmung für Gold dreht, sind 100 Prozent Kursplus drin.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2015 liegen?

Ich mache keine kurz- und mittelfristigen Prognosen, aber einige Feinunzen Gold gehören in jedes Privatvermögen. Beim jetzigen Kurs kommt bei Gold mindestens eine reale Wertsicherung heraus, vielleicht auch mehr. Preise über 2000 Dollar sind mittelfristig möglich.

Auf Seite 3: Philipp Vorndran, Kapitalmarktsratege, Flossbach von Storch AG



Philipp Vorndran, Kapitalmarktsratege, Flossbach von Storch AG: Das größte Risiko? Gute Aktien zu früh zu verkaufen



Das Börsenjahr 2014 hat Investoren neue Rekordstände im Dax, Dow und Co. beschert. Wo erwarten Sie den Dax bzw. den Dow Jones Industrial Ende 2015?

Leider haben wir keine Glaskugel, der Versuch, eine Punktprognose abzugeben, ist daher wenig erfolgversprechend. Wir gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft künftig moderat wachsen wird, und das Zinsniveau in den Industriestaaten vergleichsweise niedrig bleibt. In einem solchen Umfeld dürften die Bewertungen erstklassiger Aktien weiter zulegen - wie weit, lässt sich allerdings nur schwer vorhersehen.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger bestimmen?


Die entscheidende Einflussgröße ist und bleibt die Geldpolitik der Notenbanken - global betrachtet wird sie noch sehr lange sehr locker bleiben, insbesondere in Japan oder Europa. Und selbst wenn die US-Notenbank Fed ihren Leitzins anheben sollte, muss dies noch keine nachhaltige Trendwende einläuten. Es wäre vermutlich als Versuch zu werten, die Rückkehr zur Normalität zu testen. Im Übrigen müssen Leitzinserhöhungen nicht zwangsläufig auch die Renditen langlaufender Anleihen nach oben treiben. Wahrscheinlicher wäre bei strukturell sinkenden Wachstumsraten eine Abflachung der Zinsstrukturkurve, wie das Beispiel Neuseeland zeigt, wo die Zentralbank die Leitzinsen in diesem Jahr in vier Schritten von 2,5 auf 3,5 Prozent erhöht hat, und gleichzeitig die Renditen mittel- und langlaufender Staatsanleihen gefallen sind.

Welcher der wichtigsten Börsen weltweit trauen Sie 2015 die beste Entwicklung zu?

Das hängt von vielen sehr unterschiedlichen Faktoren ab. Womöglich gewinnt die Börse, deren Währung am kräftigsten abwertet. Japan hat es vorgemacht. Der Abwertungswettlauf der verschiedenen Währungsräume dürfte sich in den kommenden Jahren jedenfalls beschleunigen. Wir legen nicht in Indizes, Länder oder Regionen an, sondern in erstklassigen Unternehmen, die gibt es überall auf der Welt.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2015?

Das größte Risiko der kommenden Monate und Jahre wird sein, gute Aktien zu früh zu verkaufen.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2015?

EZB und Bank of Japan.

Welche Dax-Aktie(n) sollte(n) sich Anleger jetzt ins Depot legen?

Anleger sollten nicht den Fehler begehen, sich allzu sehr auf Deutschland zu fokussieren. Nicht das Herkunftsland eines Unternehmens ist entscheidend, sondern dessen Qualität.

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2015 zugreifen?

Generell sollten Anleger ihr Vermögen breit streuen: Ein signifikanter Anteil erstklassiger Aktien ist dabei essentiell, Titel wie Nestlé, Microsoft, Novartis; dazu länger laufende Anleihen, um das Depot zu stabilisieren. Hier bieten sich derzeit Bonds aus dem US-Dollarraum an. Deren Renditen liegen deutlich über denen vergleichbarerer europäischer Anleihen und lassen sich - falls gewünscht - auch nahezu kostenlos in Euro zurückhedgen. Zudem gehört 5 bis 10% physisches Gold in das Portfolio - als Versicherung gegen die uns bekannten und unbekannten Risiken.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2015 liegen?

Gold leidet derzeit unter dem starken Dollar und der Attraktivität des Aktienmarktes. Stand heute sehen wir keinen konkreten Treiber, warum der Preis des Edelmetalls kurzfristig spürbar zulegen sollte. Auf längere Sicht dürften die Notierungen aber deutlich über dem heutigen Niveau liegen

Auf Seite 4: Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer Deutsche Asset & Wealth Management



Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer Deutsche Asset & Wealth Management: Investitionen in den Ölsektor könnten ab Mitte des Jahres wieder interessant werden



Das Börsenjahr 2014 hat Investoren neue Rekordstände im Dax, Dow und Co. beschert. Wo erwarten Sie den Dax bzw. dem S&P 500 Ende 2015?

Beim Dax sehen wir 10.400 Punkte beim S&P 500 2.130. Für beide Indizes rechnen wir allerdings auch mit größeren Schwankungen, von denen man sich nicht nervös machen lassen sollte. Sie lassen sich vielmehr zum Einstieg nutzen.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger Sicht bestimmen?

Die wesentlichen Themen für die Börsen 2015 sind unseres Erachtens:

Divergierendes Wirtschaftswachstum und daraus resultierende divergierende Zentralbankpolitik. Die Konjunktur in den USA und Großbritannien wird so gut laufen, dass in diesen Ländern wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte die Zinswende eingeläutet werden dürfte. In Europa und Japan hingegen werden die Zentralbanken ihre lockere Geldpolitik fortsetzen und sogar noch ausweiten. Staatsanleihekäufe der EZB könnten wir bereits im ersten Halbjahr 2015 sehen. Weltweit wird die niedrige Inflation weiter eine starke Rolle spielen.

Dollarstärke und Euroschwäche werden Thema bleiben. Sie helfen einerseits den deutschen Exporteuren und machen andererseits für deutsche Anleger Investitionen in Fremdwährungen attraktiver. Der niedrige Ölpreis wird die Märkte weiterhin bewegen. Europa und Asien dürften die Hauptprofiteure der Preisentwicklung sein, während 2015 für einige US-Schieferölproduzenten und ihre Finanzierer herausfordernd werden könnte.

In Europa werden zudem die Reformfortschritte der Peripherieländer und anstehende nationale Wahlen genau beobachtet werden.

Welcher der wichtigsten Börsen weltweit trauen Sie 2015 die beste Entwicklung zu?

Aus europäischer Sicht, also inklusive der Währungskomponente, sind wir gleichermaßen positiv auf die Aktienmärkte in der Eurozone, den USA, Japan und dem restlichen Asien.

Die USA profitieren weiter von der selbsttragenden Konjunkturerholung und dem steigenden Verbrauchervertrauen, das durch den niedrigen Ölpreis noch zusätzlich gespeist wird. Gebremst werden könnte der Kursanstieg des S&P 500 dadurch, dass die Firmen bereits auf historisch hohen Gewinnmargen wirtschaften und sich auch die Bewertungskennzahlen am oberen Rand des historischen Bandes befinden.

Europa profitiert von dem schwächelnden Euro, der expansiven Geldpolitik und den Erholungstendenzen in der Peripherie. Die Firmen haben zudem noch Margenpotenzial. Japans Aktien profitieren ebenfalls von der lockeren Geldpolitik und dem damit einhergehenden schwachen Yen, sowie von den Plänen des staatlichen Pensionsfonds, einen Teil der Anlagen von Anleihen in Aktien umzuschichten.

Im restlichen Asien profitiert man von konjunkturellen Impulsen und der Stärkung des inner-asiatischen Handels durch die Gründung eines einheitlichen Wirtschaftsraums (ASEAN economic community).

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2015?

Wirtschaftliche und politische Verwerfungen in jenen ölexportierenden Ländern, denen der schwache Ölpreis aufgrund einer fragilen Haushaltslage besonders zu schaffen macht, die Ausweitung des russisch-ukrainischen Konfliktes, eine Eintrübung der Konjunktur etwa in Europas Peripherie oder China, eine weitere Entfremdung der europäischen Wählerschaft von den Volksparteien sowie eine Ausweitung der territorialen Gebietseroberungen seitens des Islamischen Staates.

Bei welchen sonstigen Produktensollten Anleger mit Blick auf 2015 zugreifen?

Unabhängig von der Vermögensklasse raten wir 2015 dazu, das Depot sehr aktiv zu verwalten, da wir mit einer steigenden Volatilität an den Märkten rechnen. Neben den von uns favorisierten Aktien sehen wir auch noch Chancen in gewissen Anleiheklassen. Staatsanleihen der Peripherie, High-Yield-Anleihen oder internationale Unternehmensanleihen etwa. Auch hier sind Selektion und Rotation 2015 entscheidend für den Anlageerfolg. Beim Öl könnten wir noch einige sehr volatile Monate sehen, doch man sollte es ab Mitte des Jahres sehr genau beobachten. Bei Immobilien mögen wir deutsche 2B-Lagen im gewerblichen Bereich.

Was ist Ihr Toppick für 2015?

2015 steht bei uns im Zeichen der Diversifikation und Rotation. Mit der Festlegung auf eine einzelne Investitionsidee wird man sich 2015 schwertun. Vielmehr sollte das Portfolio breit über verschiedene Geographien und Vermögensklassen gestreut sein. Mit starken Dividendentiteln allerdings macht man sicherlich nichts falsch.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2015 liegen?

Unsere Schätzung liegt bei 1.250 Dollar die Unze. Der Goldpreis dürfte sich weiterhin in einem engen Korridor bewegen. Zwar sorgen die geopolitischen Unsicherheiten und mögliche Zentralbankkäufe für stützende Impulse. Auf der anderen Seite drückt aber der starke US-Dollar, der normalerweise schwächere Rohstoffpreise nach sich zieht, und die allgemein gestiegene Risikobereitschaft, die auf der guten US-Konjunktur fußt, auf den Goldpreis. 2015 sollten die zwei gegenläufig wirkenden Kräfte, steigende Konjunkturzuversicht hier aber ebenso steigende Volatilität auf den Kapitalmärkten dort, zu den wesentlichen Einflussfaktoren für den Goldpreis zählen.

Auf Seite 5: Andreas Hürkamp, Aktienstratege, Commerzbank



Andreas Hürkamp, Aktienstratege, Commerzbank: Der Dax wird 2015 positiv überraschen



Das Börsenjahr 2014 hat Investoren neue Rekordstände im Dax, Dow und Co. beschert. Wo erwarten Sie den Dax bzw. den Dow Jones Industrial Ende 2015?

Der DAX wird 2015 positiv überraschen. Nach dem Seitwärtstrend im Jahr 2014 startet der DAX 2015 einen neuen Aufwärtstrend und notiert Ende 2015 bei 10.800 Punkten.

Die US-Aktienmärkte werden 2015 negativ überraschen. Wir erwarten, dass sich der Dow Jones 2015 größtenteils in einem volatilen Seitwärtstrend bewegen wird. Der Dow Jones wird Ende 2015 nur leicht höher bei 18.600 notieren.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger bestimmen?

Der schwache Euro, Anleihekäufe der EZB, ein steigender Ifo-Index und 13% höhere DAX-Dividenden sind wichtige, positive Trends für den DAX. Dagegen werden in den USA negative Trends wie der starke US-Dollar, die ersten Leitzinserhöhungen der US-Notenbank und der fallende ISM-Index im Blickfeld rücken.

Welcher der wichtigsten Börsen weltweit trauen Sie 2015 die beste Entwicklung zu?

Der schwache Euro ist der entscheidende Grund, warum sich der Ifo-Index 2015 wieder erholen wird. Aufgrund steigender Frühindikatoren in Deutschland wird der DAX 2015 von internationalen Investoren wiederentdeckt werden - dieses Comeback des DAX wird 2015 zu einer überraschend starken Outperformance führen.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2015?

Eine unerwartet starke Abschwächung der Wirtschaft in China - wir erwarten ein Wachstum von 6,5% für 2015 - halten wir für den größten Risikofaktor. An zweiter Stelle kommt das Risiko einer weiteren Eskalation der Krise in der Ukraine. Und an dritter Stelle unerwartet negative Auswirkungen der Turbulenzen am Ölmarkt - einzelne rohstofflastige Emerging Markets und Schieferölproduzenten in den USA könnten in eine ernste Krise rutschen.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2015?

Die Entwicklung an den Devisenmärkten ist der größte Treiber für die Aktienmärkte 2015. Deutschland hat in den vergangenen zwölf Monaten 94 Mrd. € Richtung die USA exportiert - ein Wachstum von 8% dank der Euroabwertung. Die Exporte Richtung Großbritannien und China liegen derzeit jeweils 11% über dem Vorjahresniveau. Das starke Wachstum der deutschen Exporte wird 2015 eine der größten positiven Überraschungen.

Welche Aktie(n) sollte(n) sich Anleger jetzt ins Depot legen?

Anleger sollten auf DAX-Aktien setzen, die (1) 2015 eine höhere Dividende zahlen und (2) eine Dividendenrendite von mehr als drei Prozent bieten. Die DAX-Dividendensumme wird wahrscheinlich um 13 Prozent steigen, da das starke Exportwachstum zu einem DAX-Gewinnanstieg von 6 Prozent führen wird. Zudem wird die durchschnittliche Ausschüttungsquote der DAX-Unternehmen von 37% auf 39% steigen. Allianz, Münchener Rück, Daimler, Volkswagen, Deutsche Post sind daher unsere Favoriten im Dax.

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2015 zugreifen?

Der S&P 500 wird sich 2015 wahrscheinlich zwischen 1.900 und 2.200 Punkten seitwärts bewegen. Wir würden im Bereich von 1.900 Punkten Positionen am US-Aktienmarkt ausbauen, da wir für 2016 einen neuen Aufwärtstrend für US-Aktien erwarten, sobald sich die Investoren an steigende Leitzinsen in den USA gewöhnt haben.

Was ist Ihr Toppick für 2015?

Die Allianz-Aktie mit einer aktuell immer noch hohen Dividendenrendite von über fünf Prozent. Die Unruhe bei Pimco sollte sich 2015 legen, so dass Investoren bei diesem attraktiven Dividendentitel zugreifen werden.

Auf Seite 6: Carsten Klude, Aktienstratege, M.M.Warburg & CO



Carsten Klude, Aktienstratege, M.M.Warburg & Co: Joker Ölpreisrückgang



Das Börsenjahr 2014 hat Investoren neue Rekordstände im Dax, Dow und Co. beschert. Wo erwarten Sie den Dax bzw. den Dow Jones Industrial Ende 2015?

Wir sehen den DAX bei 10.900 Punkten, den Dow Jones bei 19.100 Punkten.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger bestimmen?

Die gute Nachricht zuerst: Auch 2015 wird die Weltwirtschaft wachsen. Zwar spricht vieles dafür, dass das globale Wachstum mit rund 3% erneut unterdurchschnittlich ausfallen wird, doch könnte sich der Ölpreisrückgang als der "Joker" entpuppen, der vielen Volkswirtschaften im nächsten Jahr unverhofften konjunkturellen Rückenwind verleiht. Trotz vieler Unsicherheiten dürfte sich die grundsätzlich positive Aktienmarktentwicklung der letzten Jahre fortsetzen, denn Börsenhaussen sterben normalerweise in einer Rezession, aber nicht am (hohen) Alter.

Deutsche Aktien dürften 2015 nach einem eher verhaltenen 2014 wieder eine bessere Wertentwicklung zeigen. So gehen von den Frühindikatoren erste Signale aus, dass die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland im nächsten Jahr wieder zunimmt. Auch wenn wir die prozentual zweistelligen Gewinnprognosen für die Jahre 2015 und 2016 für zu optimistisch halten (für das Erreichen oder Nichterreichen spielen vor allem die Gewinne der Deutschen Bank eine entscheidende Rolle und diese ließen sich bislang nicht zuverlässig prognostizieren), profitieren die deutschen Unternehmen kostenseitig von gesunkenen Rohstoffpreisen (vor allem Öl), dem günstigeren Euro-Wechselkurs und den geringen Finanzierungskosten. Da die Bewertung deutscher Aktien nicht übermäßig teuer ist, sollte der Dax im nächsten Jahr bis auf 10.900 Punkte ansteigen.

Aktien profitieren auch von den weiterhin niedrigen Zinsen, die wohl noch sehr lange sehr niedrig bleiben werden. Auch für Unternehmen macht es immer weniger Sinn Gewinne einzubehalten, wenn man keine konkreten Investitionspläne hat. Von daher dürfte die Ausschüttungsquote ansteigen, so dass 2015 ein gutes Dividendenjahr werden wird. Dividenden sind somit die besseren Zinsen. Festverzinsliche Wertpapiere bleiben dagegen auch 2015 von der Rendite her wenig attraktiv, es sei denn, man ist bereit höhere Risiken für Schwellenländeranleihen oder High-Yield-Unternehmensanleihen einzugehen. Da die EZB Anfang 2015 beginnen wird, Staatsanleihen aufzukaufen, können deren Renditen zunächst sogar noch weiter sinken. Daran dürfte auch die (vorischtige) Zinswende seitens der US-Notenbank nichts ändern: europäische Staatsanleihen werden sich von der US-Geldpolitik abkoppeln. Von daher spricht auch vieles dafür, dass die Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro, aber auch ggü. dem Yen weitergeht.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2015?

Verschärfung geopolitischer Krisen (Russland-Ukraine-Konflikt, IS-Terror), Wahlen in der Eurozone, die zu einem Zulauf von Parteien mit separatistischen Tendenzen und dann zu einem Aufleben der Staatsschuldenkrise führen könnten.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2015?

Ölpreis, Wechselkurs, niedrige Zinsen.

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2015 zugreifen?

Gute Chancen bietet der europäische Bankensektor, der von den Maßnahmen der EZB profitieren dürfte. Zyklische Titel sind gegenüber defensiven und dividendenstarken Titeln sehr günstig bewertet. Zyklische Sektoren haben daher überdurchschnittliches Potenzial, wenn sich die wirtschaftliche Situation in Europa wieder stabilisiert und verbessert. Wir trauen US-amerikanischen Aktien 2015 weniger Potenzial zu als europäischen Titeln. Dennoch könnten US-Titeln dank eines stärkeren US-Dollar erneut eine bessere Wertentwicklung aufweisen als europäische Aktien.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2015 liegen?

Wir sehen den Goldpreis auf Jahressicht tiefer als heute, Richtung 1100 US$.

Auf Seite 7: Dr. Marco Bargel, Chefinvestmentstratege Postbank



Dr. Marco Bargel, Chefinvestmentstratege Postbank: Im Dax sind 2015 11.500 Punkte drin



Das Börsenjahr 2014 hat Investoren neue Rekordstände im Dax, Dow und Co. beschert. Wo erwarten Sie den Dax Ende 2015?

Wir sehen den DAX bei 11.500 Punkten.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger bestimmen?

Konjunkturschwäche Eurozone, Geldpolitik in den USA und im Euroraum

Welcher der wichtigsten Börsen weltweit trauen Sie 2015 die beste Entwicklung zu?

Im Dax.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2015?

Als mögliche Risiken sehen wir eine mögliche Enttäuschung der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland/Euroland sowie eine Zinsanhebung der Fed.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2015?

Im Jahresverlauf an Dynamik gewinnende Konjunktur Deutschland/Euroland, niedrige Zinsen/Quantative Easing der EZB, Dividendenausschüttungen der DAX-Mitglieder in Deutschland auf neuem Rekordniveau.

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2015 liegen?

Wir erwarten beim Goldpreis eine Belastung durch den starken US-Dollar, gleichzeitig ebben die Krisensorgen weiter ab. Hinzu kommt eine niedrige Inflation. Vor diesem Hintergrund gehen wir von einem Preis je Feinunze Gold von 1150 Dollar aus.

Auf Seite 8: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank



Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse, Baader Bank:



Das Börsenjahr 2014 hat Investoren neue Rekordstände im Dax, Dow und Co. beschert. Wo erwarten Sie den Dax bzw. den Dow Jones Industrial Ende 2015?

Wir erwarten den DAX auf Jahressicht bei 10.800 Punkten, den Dow Jones bei 18.500.

Der Dax hat die Kraft der drei Herzen. Erstens bleibt die Weltwirtschaft stabil. Denn die USA haben ihren konjunkturellen Turnaround geschafft und Asien, insbesondere China wächst zwar nicht mehr so dynamisch, dafür aber über eine stabile Binnenkonjunktur nachhaltiger. In der Eurozone wird die Geldpolitik zur Konjunkturpolitik: Die günstigen Schuldzinsen werden für umfangreiche neue, schuldenfinanzierte staatliche Konjunkturprogramme genutzt. Zweitens verbessern sich die Margen der Unternehmen wegen des sich abschwächenden Euros und günstiger Energiepreise. Über insgesamt verbesserte Umsatz- und Gewinnperspektiven kommt damit der DAX immer mehr auch in den Genuss von fundamentalen und nicht nur einschlägigen geldpolitischen Argumenten. Davon werden insbesondere deutsche konjunktursensitive und exportorientierte Aktien profitieren. Drittens bleibt die europäische Geldpolitik nicht nur ultralocker, sondern wird über den sehr wahrscheinlichen Aufkauf von Staatsanleihen sogar noch offensiver und macht damit alternative Anlagen im Zinsbereich noch unattraktiver. Vor diesem Hintergrund werden auch dividendenstarke Aktien an Bedeutung für steigende Aktienmärkte insgesamt gewinnen.

2015 wird - bezogen auf DAX-Aktien - die höchste jemals gezahlte Dividendensumme ausbezahlt. Aktuell wartet der DAX mit knapp 3, der Euro Stoxx 50 mit 3,7 und einige Branchen sowie ein Euro-Dividendenindex mit bis über fünf Prozent Dividendenrendite auf. Nicht zuletzt erwirtschaften sich die Anleger damit ein ordentliches Risikopolster gegen Kursschwankungen. Überhaupt tritt der Dividendendividendeneffekt immer mehr an die Stelle des Zinseszinseffekts. Der Zinseszinseffekt kann nur dann eine positive Anlagewirkung entfalten, wenn der zugrunde gelegte Anlagezins eine entsprechende Höhe hat. Zur Verhinderung einer Euro-Krise 2.0 sind wirklich ansteigende Zinsen aber unmöglich. Die Attraktivität dieser Anlagestrategie kann man am Beispiel der Deutschen Telekom seit Börseneinführung, gerechnet mit und ohne Wiederanlage der Dividende in die T-Aktie, verdeutlichen. Ohne reinvestierte Ausschüttungen hätte im gesamten Anlagezeitraum ein Kursverlust von ungefähr 30 Prozent, per anno also 2,2 Prozent hingenommen werden müssen. Bei regelmäßiger Wiederanlage der Ausschüttungen in neuen Telekom-Aktien jedoch hätte sich bis heute insgesamt ein Wertzuwachs von ca. 42 Prozent, p.a. 2,1 Prozent, ergeben. Mit dieser Anlagestrategie erwirtschaftet man sich auch ein ordentliches Risikopolster gegen Kursschwankungen.

Eine große Zinswende in den USA, die die Aktienmärkte bedroht, ist eine Mär. Die US-Notenbank kann ihren Blick nicht nur auf die nationalen Wirtschaftsdaten richten. Sie macht eine Geldpolitik für die Welt, insbesondere die Schwellenländer. Bei zu massiven Zinserhöhungen nehmen die Emerging Markets Schaden, was über Nachfrageschwächen auch die USA negativ trifft. Die Erfahrungen des letzten Zinserhöhungszyklus, bei dem die Zinsen zwischen 2004 und 2006 dramatisch von einem auf 5,25 Prozent angehoben wurden und die Finanz- und Konjunkturwelt dramatisch geschädigt haben, will niemand noch einmal erleben. D.h. Amerika wird konjunkturell nicht wirklich abgebremst. Zumal die Finanzhistorie zeigt, dass die ersten Zinserhöhungen mit einem Aktienaufschwung einhergehen, weil sie der Beweis sind, dass die US-Konjunktur läuft.

Amerika wird weitere Fortschritte in seiner Wiederbelebung als Industrie- und Exportnation machen. US-Aktien bekommen weitere fundamentale Unterstützung.

Der DAX hat im Vergleich mehr Potenzial.

Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2015 aus heutiger bestimmen?

Deflationsbekämpfung wird zu einem noch wichtigeren Thema in der Eurozone werden. Dazu ist der EZB jedes Mittel recht. In der Eurozone wird das Thema Geldpolitik durch eine ultimative Liquiditätsverbesserung - QEE: Quantitative Easing Eurozone - die noch höheren Weihen bekommen. Mit dem Beginn des Aufkaufs von Staatsanleihen neben dem Aufkauf von ABS-Papieren ist zu rechnen. Denn die Deflationsbekämpfung, die ansonsten in der Eurozone zu japanischen Verhältnissen führen würde, wird eine noch dramatischere Rolle in der Geldpolitik der EZB haben. Die Zinsen bzw. Renditen von Zinsanlagen werden weiter niedrig bleiben, wenn nicht sogar noch weiter fallen.

Angst vor einer Euro-Krise 2.0: Die Neuwahlen in Griechenland mit dem mutmaßlichen Ergebnis einer Beteiligung der Euro-kritischen Partei Syriza könnte zu erneut steigenden Renditen in Griechenland - und über den Dominoeffekt - auch in anderen Ländern der Euro-Peripherie führen. Das Thema Schuldenschnitt, GREXIT, Staatspleite Griechenlands können für zwischenzeitliche Verunsicherung sorgen.

Staatsanleihenaufkäufe der EZB: EZB-Präsident Draghi hat die Finanzmärkte mit für einen Notenbanker ungewöhnlich deutlichen Worten auf den Aufkauf von Staatsanleihen der Euro-Länder vorbereitet. Die markante Herunterrevidierung von Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB ist hierfür typisch. Außerdem hat der EZB-Präsident schon einmal die Dauer von Anleihenaufkäufen auf mindestens zwei Jahre terminiert, wodurch die Bilanzsumme der EZB um eine Billion Euro oder mehr erhöht werden soll. Mit dem Ankauf von ABS-Papieren allein ist diese Liquiditätsausweitung nicht zu stemmen. Das geht nur unter Berücksichtigung von Staatsanleihenaufkäufen. Nicht zuletzt machte Draghi klar, dass für den Beschluss von QEE (Quantitative Easing Eurozone) keine einstimmige Entscheidung innerhalb der EZB nötig ist. Die Euro-Südstaaten, die für jede geldpolitische Unterstützung dankbar sind, dürften den Widerstand der deutschen Bundesbank letztlich überstimmen. Insgesamt spricht viel dafür, dass ein breites Staatsanleihenaufkaufprogramm auf der ersten oder zweiten EZB-Sitzung im nächsten Jahr beschlossen wird.

Argumentationshilfen für den Ankauf von Staatspapieren der Euro-Länder kommen von den niedrigen Energiepreisen, die Deflationsgefahren nähren. Mit einer beherzten Liquiditätsoffensive will die EZB diesen japanischen Verhältnissen begegnen, um die Eurozone zu reflationieren.

Grundsätzlich geht es der EZB darum, eine Euro-Staatsschuldenkrise 2.0 zu verhindern. Ansteigende Renditen, die durch das erneute Aufflackern von politischen Krisensymptomen z.B. in Griechenland auch in weiteren Euro-Ländern begünstigt werden, verteuern die Refinanzierung neuer Staatsschulden, die zur Stabilisierung der Konjunktur dringend erforderlich ist. Ebenso ist damit Renditeerhöhungen, die von Gewinnmitnahmen der öl- und gasfördernden Länder ausgehen können, Einhalt geboten. Denn die Petro-Dollar-Staatsfonds verfügen über massive Buchgewinne bei Staatsanleihen der Eurozone, die zum Zwecke der Aufrechterhaltung von sozialpolitischen Wohlstandstransfers geradezu zu Gewinnmitnahmen einladen.

Erfolgt der Staatsanleihenaufkauf nach dem Schlüssel der Beteiligung der einzelnen Länder an der EZB, profitieren deutsche Staatsanleihen hiervon in besonderem Maße. Die ohnehin niedrigen deutschen Renditen werden noch weiter fallen.

Geldpolitik wird zur Konjunkturpolitik. Grundsätzlich verliert das bislang platte Aktienargument "Mehr Liquidität = Höhere Aktienkurse" an Bedeutung. Diese freizügige und extrem zinsgünstige Geldpolitik wird immer mehr Mittel zum Zweck der Euro-Wirtschaftsstimulierung in Form schuldenfinanzierter Konjunkturprogramme. Damit bekommt der Aktienmarkt mehr und mehr auch fundamentales Fleisch am bislang nur geldpolitischen Knochen. Die Unternehmensumsätze- und -gewinne in der Eurozone werden sich erholen.

Der Währungsabwertungswettlauf insbesondere zwischen den Exportnationen Japan, China und der Eurozone wird an Dramatik zunehmen. Jeder will seine Währung abwerten, um der heimischen Exportindustrie entgegenzukommen. Die EZB wird alles daran setzen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen der Eurozone währungsseitig zu erhöhen, weil sie weiß, dass eine unternehmensfreundliche Reformpolitik aus wahlpopulistischen Gründen nicht betrieben wird. Da aber auch Japan - aus den gleichen Gründen - nicht klein beigeben wird, ist der Abwertungswettlauf eröffnet.

Eine große Leitzinswende in den USA wird es nicht geben und damit die Aktienmärkte nicht nachhaltig erschüttern. Sie kann aus Gründen der Stabilisierung der Weltwirtschaft nur homöopathisch betrieben werden. Ansonsten würde die größte Anlageblase der Welt - die Anleihenblase - platzen und unser billiggelddrogenabhängiges Welt-Finanzsystem aufs Spiel setzen. Denn Anleger weltweit hätten Angst vor Kursverlusten und gingen deshalb präventiv, zeitgleich und massiv aus dem Rentenmarkt. Haben beim Platzen der Immobilienblase 2008 die Dämme des westlichen Finanzsystems noch geradeso standgehalten, würden sie beim Bersten der Super-Blase Staatsanleihen nicht mehr bestehen können. Ebenso brächen die für die Weltwirtschaft so bedeutenden Schwellenländer ein, die von massiver Kapitalflucht heimgesucht würden. Das alles weiß auch Frau Yellen: Sie muss ihre zinspolitische Restriktion ab 2015 im Schonwaschgang vollziehen. Die große US-Zinswende halte ich für eine große Mär.

Überhaupt würde mit ansteigenden US-Leitzinsen auch der US-Dollar stark aufwerten. Da etwa 60 Prozent der weltweiten Staatsschulden und auch Unternehmensanleihen in Billionenvolumen auf US-Dollar lauten, würde die Bedienung dieser Schuldtitel immer schwieriger. Im Extremfall kommt es zu einer ausgewachsenen Schuldenkrise und Pleiten von Firmen.

Aufwertungen des US-Dollars waren in der Vergangenheit übrigens häufig mit Krisen in den Emerging Markets verbunden. Abzulesen ist das an der Entwicklung ihrer Aktienmärkte. Bei der starken Dollar-Befestigung zwischen 1995 und 2002 hatten die sogenannten Tigerstaaten - im Gegensatz zu den Aktienmärkten der westlichen Welt - wenig Freude. Die Währungsschwäche des US-Dollars von 2002 bis 2008 tat den Schwellenländern dagegen richtig gut. Der anschließende Zusammenbruch der Immobilienblase machte den Dollar dann wieder zum sicheren Hafen und den Aktienmärkten in Asien und Südamerika den Garaus.

Die Finanzmärkte werden sich an geringere Wachstumsraten der Emerging Markets gewöhnen müssen, da diese verstärkt Wert auf nachhaltiges, weniger dynamisches binnenkonjunkturelles Wachstum setzen. Insbesondere China kommt immer mehr in der Realität sich normalisierender Wachstumsraten an. Und das ist auch gut so. Ansonsten würde die chinesische Konjunkturblase mit massiven Kollateralschäden für die Weltwirtschaft platzen. China setzt mehr auf nachhaltigen, weniger dynamisch wachsenden Binnenkonsum, der schon in Deutschland nach dem II. Weltkrieg Garant für nachhaltiges Wirtschaftswachstum war.

Der Dividendendividendeneffekt tritt immer mehr an die Stelle des Zinseszinseffekts. Auch der Zinseszinseffekt, aufgrund dessen man früher nicht verhindern konnte, reich zu werden, hat seinen Rendite-Glamour verloren. Der Zinseszinseffekt kann nur dann eine positive Anlagewirkung entfalten, wenn der zugrunde gelegte Anlagezins eine entsprechende Höhe hat. Zur Verhinderung einer Euro-Krise 2.0 sind wirklich ansteigende Zinsen aber unmöglich. Die Anleger sollten es alternativ mit einer Dividendenstrategie versuchen. Dividenden stellen eine attraktive Ersatzbefriedigung zu Zinsen und Renditen dar: Aktuell wartet der DAX mit knapp 3, der Euro Stoxx 50 mit 3,7 und einige Branchen sowie ein Euro-Dividendenindex mit bis zu über fünf Prozent Dividendenrendite auf. Die Dividendendividendenstrategie ist eine hervorragende Ersatzbefriedigung zum Zinseszinseffekt.

Die Attraktivität einer alternativen Dividendendividendenstrategie kann man am Beispiel der Deutschen Telekom seit Börseneinführung, gerechnet mit und ohne Wiederanlage der Dividende in die T-Aktie, verdeutlichen. Ohne reinvestierte Ausschüttungen hätte im gesamten Anlagezeitraum ein Kursverlust von ungefähr 30 Prozent, per anno also 2,2 Prozent hingenommen werden müssen. Bei regelmäßiger Wiederanlage der Ausschüttungen in neuen Telekom-Aktien jedoch hätte sich bis heute insgesamt ein Wertzuwachs von ca. 42 Prozent, p.a. 2,1 Prozent, ergeben. Mit dieser Anlagestrategie erwirtschaftet man sich auch ein ordentliches Risikopolster gegen Kursschwankungen.

Volatilität nimmt zu: Bislang war die Kursschwankungsbreite an den Aktienmärkten eher gering. Im nächsten Jahr ist hier mit einer Ausweitung zu rechnen. Neuwahlen in Griechenland können vorübergehend zu Euro-Krisensymptomen mit ansteigenden Staatsanleihenrenditen führen, deren Negativeffekte die EZB aber immer wieder unterbinden wird. Daneben kann die einsetzende US-Leitzinswende für Irritationen sorgen. Auch sind zwischenzeitliche exogene Schocks wie z.B. geopolitische Krisenherde nicht auszuschließen.

Welcher der wichtigsten Börsen weltweit trauen Sie 2015 die beste Entwicklung zu?

EuroStoxx: In der Eurozone wird die Geldpolitik - nachdem sie die Schuldenkrise gelöst hat - Mittel zum konjunkturellen Zweck. Die günstigen Zinsen werden für umfangreiche neue, schuldenfinanzierte staatliche Konjunkturprogramme genutzt, die der Euro-Volkswirtschaft auf die Beine helfen. Mit dem Abebben der Euro-Staatsschuldenkrise wird jetzt auch die Euro-Konjunkturkrise angegangen. Damit kommen Aktien der Eurozone auch in den Genuss fundamentaler Argumente.

Nikkei 225: Die japanische Notenbank wird weiter eine extrem großzügige Geldpolitik betreiben, um die japanische Konjunktur, insbesondere auch die Exportindustrie über eine damit verbundene Yen-Abschwächung zu stabilisieren. Die Erlaubnis, dass der japanische Pensionsfonds - der größte der Welt - verstärkt japanische Aktien kaufen kann, hilft auch. Im Übrigen ist kein Aktienmarkt eines Industrielandes so weit von seinem Alltime-High entfernt wie der japanische. Kursstände von über 19.000 Punkten sind zu erwarten.

Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2015?

Massivere Zinserhöhungen der Fed: Aufgrund der sich dramatisch erholenden US-Konjunktur sieht sich die US-Notenbank gezwungen, ihre Leitzinsen deutlich stärker zu erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch gering.

Euro-Krise 2.0 über Griechenland: Die Neuwahlen in Griechenland mit dem mutmaßlichen Ergebnis einer Beteiligung der Euro-kritischen Partei Syriza könnten zu erneut steigenden Renditen in Griechenland - und über den Dominoeffekt - auch in anderen Ländern der Euro-Peripherie führen. Allerdings dürften bei einer tatsächlichen Regierungsbeteiligung von der Partei Syriza moderatere Töne zu vernehmen sein. So manche martialische Forderung wird sich schnell der politischen Realität anpassen. Ansonsten würde die Ächtung Griechenlands in Europa und an den Finanzmärkten die zweifelsohne heute schon schwierigen Lebensverhältnisse der Griechen noch weiter eintrüben. Und das käme dieser populistischen Partei sicher nicht zugute. Und auch die Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF wird Griechenland entgegenkommen. Ein weiterer Schuldenerlass ist zwar nicht umsetzbar, da dann auch andere schuldengeplagte Euro-Länder in diesen Genuss kommen wollen. Im Gegenzug für u.a. den Verzicht auf einen Schuldenschnitt oder dem Euro-Austritt wird man Griechenland mit Verlängerungen der Schuldenlaufzeit und abgemilderten Spar- und Reformforderungen entgegenkommen. Die Euro-Politik und die Troika werden alles unternehmen, damit Griechenland nicht zum ersten fallenden Stein in einer Dominokette wird, an deren Ende der Zerfall der Eurozone stünde.

Mindestens im Vorfeld der Wahlen bis zur Regierungsbildung ist mit erhöhter Volatilität der Anleihen- und Aktienmärkte aufgrund der Themen Schuldenkrise, Schuldenschnitt, GREXIT, Staatspleite Griechenlands oder sogar Dominoeffekt auf andere Länder und damit Wiederbelebung der Euro-Krise zu rechnen.

Notverkäufe der Petrodollar-Staatsfonds: Drohten den Öl- und Gasländern über schwache Energiepreise Unterdeckungen ihrer Staats- oder Unternehmensfinanzierungen oder wären ihre Wohlstandstransfers an die Bevölkerung gefährdet, müssten sie im Extremfall in der westlichen Finanzwelt Kasse machen. Das würden sie dort tun, wo sie über die größten Buchgewinne verfügen: Bei Aktien und Euro-Staatsanleihen.

Zunächst ist als Risiko der Russland-Konflikt zu sehen, der bei einer Eskalation vor allem die typischen deutschen Industrie- und Exportunternehmen treffen würde. Daneben kann die US-Leitzinswende für Irritationen sorgen. Ich glaube jedoch, dass eine große Zinswende in den USA nur eine Mär ist. Die US-Notenbank kann ihren Blick nicht nur auf die nationalen Wirtschaftsdaten richten. Sie macht eine Geldpolitik für die Welt, insbesondere die Schwellenländer. Bei zu massiven Zinserhöhungen nehmen die Emerging Markets Schaden, der über Nachfrageschwächen auch die USA negativ treffen würde. Die Erfahrungen des letzten Zinserhöhungszyklus, bei dem die Zinsen zwischen 2004 und 2006 dramatisch von einem auf 5,25 Prozent angehoben wurden und die Finanz- und Konjunkturwelt dramatisch geschädigt haben, will niemand noch einmal erleben.

Eine Belastung könnte auch der weitere Umbau der Volkswirtschaften der Schwellenländer weg von der Immobilien- und Exportindustrie hin zu einem weniger dynamischen Binnenkonsum sein. M.E. ist das gut so. Ansonsten würde die chinesische Konjunkturblase mit massiven Kollateralschäden für die Weltwirtschaft irgendwann platzen. Wenn China mehr auf wachsenden Binnenkonsum setzt, ist das ein Garant für nachhaltigeres Wirtschaftswachstum, von dem auch die deutsche Exportindustrie stabil profitieren wird.

Als weiteres Risiko ist zu sehen, dass Deutschland zu wenig für sein Wirtschaftswachstum tut. Statt sich mit einer schwarzen Null im Bundeshaushalt 2015 ein Denkmal setzen zu wollen, muss es perspektivisch darum gehen, die alte, teilweise marode infrastrukturelle Basis in Deutschland großflächig auf Weltniveau zu heben. Es geht um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gegenüber unseren wirklichen Konkurrenten in China, Südkorea oder den USA. Das geplante deutsche Investitionsprogramm über 10 Mrd. Euro zwischen 2016 und 2018 greift vor diesem Hintergrund viel zu kurz. Wir brauchen Infrastrukturinvestitionen für Brücken, Straßen, Netze, für die konsequente Energiewende aber ebenso für Forschung, Entwicklung und Bildung im hohen dreistelligen Milliardenbereich.

Im Augenblick lassen sich neue Staatsschulden zu den günstigsten Zinsen aller Zeiten aufnehmen. Aktuell ist sogar die offizielle Inflation höher als die an der Umlaufrendite gemessene durchschnittliche Verzinsung deutscher Staatsanleihen. Der Bundesfinanzminister erhält das Geld real also für mindestens umsonst. Bedingung für diese Staatsverschuldung muss natürlich sein, dass die Maastricht-Neuverschuldungskriterien eingehalten und die öffentlichen Mittel nicht für Staatskonsum ausgegeben werden.

Das volkswirtschaftlich kleinkarierte Kaputtsparen nimmt der deutschen Volkswirtschaft über Multiplikatoreffekte wie Arbeitsplätze, Einkommenszuwächse und Konsum viel Wachstumspotenzial, das es aber erst ermöglicht, über auch steigende Steuereinnahmen eine nachhaltig solide Haushaltsführung - und nicht nur vorübergehend - zu betreiben.

Übrigens könnte man an Infrastrukturprojekten auch private Investoren - wie dies bereits in anderen Ländern der Fall ist - beteiligen. Was ist denn als Anlageprojekt plausibler als die finanzielle Beteiligung an z.B. Autobahnen oder Brücken, die der Anleger selbst befährt? So ließe sich sogar die Maut attraktiver gestalten.

Exogene Schocks wie islamistischer Terror, Ebola oder geopolitische Eskalationen sind immer einzukalkulieren.

Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2015?

Die Geldpolitik bleibt üppig. Die Weltwirtschaft wird zur Not mit staatlichen Konjunkturmaßnahmen fit gespritzt. Die Energiepreise bleiben günstig. Der Euro wertet zum Vorteil der Exportwirtschaft ab. Dividendenaktien werden auch von großen Kapitalsammelbecken wie Versicherungen als Alternative zu Staatspapieren immer attraktiver.

Welche Dax-Aktie(n) sollte(n) sich Anleger jetzt ins Depot legen?

Ich kann leider nur Branchen nennen. Die typischen konjunkturreagiblen Branchen Automobile, Maschinenbau, Elektro, Chemie profitieren von der stabilen Konjunktur in den USA und China, der künstlichen Konjunkturbeschleunigung in der Eurozone über schuldenfinanzierte Staatsausgaben und einem schwächeren Euro. Das hat mit Stabilität zwar nichts mehr zu tun. Es kommt aber den Umsätzen und Gewinnen deutscher Exportfirmen zugute.

Daneben sollte man die dividendenstarken Aktien nicht vergessen. 2015 ist mit der größten Ausschüttungssumme aller DAX-Konzerne zu rechnen. (ansonsten siehe oben unter Börsenthemen 2015)

Bei welchen sonstigen Produkten sollten Anleger mit Blick auf 2015 zugreifen?

MDax: Über die stabile Weltkonjunktur und die schuldengetriebene Wirtschaftsförderung in der Eurozone sowie dem schwachen Euro wird sich die konjunkturelle Stimmung in Deutschland aufhellen. Niederschlag findet diese Einschätzung in einer relativen Stärke des MDAX - der deutsche Aktienindex mit schwerpunktmäßig konjunktursensitiven Mittelstandswerten - gegenüber dem Leitindex DAX.

Überhaupt, grundsätzlich haben konjunkturförderliche Phasen niedriger Leitzinsen einen positiven Effekt auf die Wertentwicklung konjunkturzyklischer Aktien. An eine Zinswende in der Eurozone ist überhaupt nicht zu denken. Eher werden Streuobstwiesen unkrautfrei. Insofern ist im nächsten Jahr mit einer Outperformance von zyklischen Aktien auszugehen.

Was ist Ihr Toppick für 2015?

Mein Top-Pick ist eine anlagestrategische Empfehlung. Dem Aktienrisiko kann man mit regelmäßigen Ansparplänen in Fonds und ETFs intelligent begegnen. Denn sie haben die Kraft der zwei Herzen. Geht es mit den Aktienkursen nach oben, sind die Anleger vermögender. Geht es nach unten, erhält man für seinen Geldbeitrag mehr Aktienanteile. So kann man längerfristig nicht verhindern, reich zu werden. Wichtig ist, diese Anlagedisziplin durchzuhalten. Hierbei sollte die Dividendenstrategie eine besondere Rolle

Neben der Entwicklung an den Aktienmärkten schauen viele Anleger besonders auf den Goldpreis. Wo dürfte der Preis für die Feinunze Gold Ende 2015 liegen?

Bei 1350 Dollar.

Trotz der weiteren Liquiditätsschwemme, der nachgebenden Bonität von Staatshaushalten und des insgesamt schwachen globalen Zinsszenarios wird der Goldpreis zwar nicht wesentlich steigen können. Das liegt vor allem an der konzertierten Aktion der Notenbanken, genau dies zu verhindern. Die Rettung der Finanz- und Konjunkturwelt basiert auf Geld. Also kann man keine andere Ersatzwährung wie Gold hoffähig machen. Denn dann wäre die geldpolitische Rettung gefährdet.

Dennoch bleibt es dabei: Bei Gold zählt der langfristige Besitz, nicht die kurzfristige Rendite. Für unsere ach so schöne, heile Finanzwelt, bei der die Notenbanken Schulden finanzieren, werden wir früher oder später einen hohen Preis zahlen. Dann wird man dankbar sein, Gold zu besitzen.

Sonderbar ist es, wenn die Notenbanken zu den von ihnen selbst subventionierten Preisen physisch Gold erwerben. Sie werden wissen warum.