Die Kandidaten im Überblick:
MATTHIAS MÜLLER
Der 62-jährige Chef der VW-Tochter Porsche war während der Führungskrise im Frühjahr schon als Kandidat für eine Übergangszeit gehandelt worden. Er könnte den Konzern führen, bis ein jüngerer Manager wie Diess den Vorstandsposten übernähme. Müller ist seit bald vier Jahrzehnten im VW-Konzern: Er lernte bei Audi in Ingolstadt Werkzeugmacher und kehrte nach dem Informatikstudium dorthin zurück.
Als Winterkorn 2007 als Chef von Audi an die VW-Spitze wechselte, ging Müller als Produktstratege mit ihm nach Wolfsburg. Nach der gescheiterten Übernahme von Volkswagen durch Porsche, die schließlich mit der Unterordnung von Porsche als VW-Marke endete, übernahm er 2010 auf Geheiß von Piech die Führung der Sportwagenschmiede und trieb den Absatz auf neue Rekordhöhen.
Vergangene Woche noch erklärte Müller im Interview mit Reuters, in einer neuen Konzernstruktur gerne die Leitung der Sportwagengruppe übernehmen zu wollen. Er bezeichnet sich selbst gern als Konzernzögling. Daher würde das VW-Vorstandsmitglied seine Stuttgarter Wahlheimat wohl aufgeben, sollte der Aufsichtsrat ihn rufen.
HERBERT DIESS
Der 56 Jahre alte Münchner wechselte am 1. Juli von BMW zu Volkswagen und übernahm von Winterkorn die Führung der schwächelnden Hauptmarke VW. Er kam Insidern zufolge auf Betreiben von Piech nach Wolfsburg. Der VW-Miteigentümer hatte im Frühjahr versucht, Winterkorn zu kippen und war als Aufsichtsratschef zurückgetreten, nachdem sich die anderen maßgeblichen Eigner und der Betriebsrat hinter Winterkorn gestellt hatten.
Mit Diess an der Spitze könnte VW einen konsequenten Neuanfang demonstrieren. Ein Nachteil ist allerdings, dass Diess die Mechanismen und Netzwerke in dem Riesenkonzern mit zwölf Marken und rund 600.000 Beschäftigten noch nicht lange kennt.
Auch gibt es unter den Arbeitnehmern Vorbehalte gegen den Manager, der den Ruf eines knallharten Kostendrückers hat, der Sparprogramme kompromisslos gegen Kritik der Belegschaft durchsetzt. Bei BMW rückte der promovierte Maschinenbau-Ingenieur nach rund zehn Jahren 2007 in den Vorstand als Einkaufschef auf, um mit Milliardeneinsparungen die Rendite hochzutreiben. Zeitweise galt der promovierte Maschinenbau-Ingenieur als möglicher Nachfolger von Konzernchef Norbert Reithofer, doch das wurde Produktionschef Harald Krüger.
RUPERT STADLER
Als Kronprinz gilt auch schon lange der 52-jährige Audi-Chef Rupert Stadler. Sein Aufstieg im Konzern begann 1997 als Büroleiter des damaligen VW-Chefs Piech. Bei Audi übernahm er 2003 zunächst das Finanzressort und rückte 2007 an die Spitze der Premiumtochter, die zusammen mit Porsche den Löwenanteil zum Konzerngewinn beiträgt.
Unter seiner Führung hat Audi als zweitgrößter Premiumhersteller weltweit aber damit zu kämpfen, vom Platzhirsch BMW in den Schatten gestellt zu werden.
Zuletzt wurde Stadler als Nachfolger von VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch gehandelt, der neuer Aufsichtsratschef von VW werden soll. Dass Stadler Winterkorn beerben könnte, bezweifeln Experten allerdings mit dem Hinweis auf die VW-Tradition, wonach ein Ingenieur an der Spitze des Konzerns stehen muss. Stadler ist Betriebswirt.
Reuters