Bereits ein einfacher Performance-Vergleich schafft Klarheit. Seit Jahresbeginn steht die Commerzbank-Aktie nahezu unverändert und entwickelte sich etwas schlechter als der DAX. Hingegen rangieren die Titel der Deutschen Bank auch wegen der durchgeführten Kapitalerhöhung mit minus 23 Prozent weit abgeschlagen. Der heimische Branchenprimus notiert um rund 76 Prozent unter seinem in 2007 erreichten Rekordhoch, bei der Commerzbank sind es nach den unzähligen Kapitalmaßnahmen sogar 95 Prozent. Im Vergleich dazu ist die Aktie der Aareal Bank ein Überflieger. In diesem Jahr kletterte der Kurs um 20 Prozent, dass im Sommer markierte Rekordhoch bei 36,55 Euro kann jederzeit fallen.
Fundamental ist der deutliche Performanceunterschied gerechtfertigt. Auch wenn die Wiesbadener mit der Finanzierung von Büro-, Einzelhandels-, Hotel-, Logistik- und Wohnimmobilien in Europa, Nordamerika und Asien ein vergleichsweise als langweilig bezeichnetes Geschäftsmodell bieten, der Erfolg gibt dem Management Recht. So spielt das wohl noch länger anhaltende Niedrigzinsumfeld der Aareal Bank in die Karten wie auch die Krise bei den heimischen Konkurrenten. Im Gegensatz zu anderen Branchenkollegen ist der MDAX-Konzern nicht auf die Gewinnung von Markteilen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung fokussiert, sondern strebt besonders eine Verbesserung der Eigenkapitalrendite bei angemessenem Risiko an. Dank einer starken regionalen Diversifikation des Kreditportfolios ist zugleich eine hohe Flexibilität im Neugeschäft gewährleistet. Auf Deutschland und Nordamerika entfielen im vergangenen Jahr rund 16 Prozent des Kreditvolumens, weitere Schwerpunkte liegen in West- und Südeuropa. Etwas kritisch zu sehen ist das Engagement in Russland von rund 0,6 Mrd. Euro.
Mit den jüngsten Zahlen zum dritten Quartal lieferte das Management erneut eine starke Bilanz ab und erhöhte wieder einmal die Prognose. Im abgelaufenen Semester kletterte der operative Gewinn um ein Drittel auf 66 Mio. Euro, unter dem Strich blieben nach 28 Mio. Euro im Vorjahr nun 41 Mio. Euro hängen. Besonders die Ende März erfolgte Übernahme der Corealcredit wirkt sich nun positiv aus. Den Frankfurter Spezialisten zur Finanzierung von Gewerbeimmobilien in Deutschland kaufte die Aareal Bank mit einem deutlichen Abschlag auf den Buchwert. Für das Gesamtjahr wurde die Messlatte nun erneut nach oben genommen. Vorstandschef Wolf Schumacher peilt ein Betriebsergebnis von 420 bis 430 Mio. Euro an - deutlich mehr als die bisher vom Markt erwarteten 406 Mio. Euro. Auch wenn der Wettbewerbsdruck zunimmt, ist die "Aaareal Bank weiter auf Erfolgskurs", ließ Schumacher durchblicken.
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Elf Prozent Dividendenrendite
Wegen der günstigen Refinanzierungsbedingungen entwickelt sich auch das Neugeschäft sehr erfreulich. In diesem Jahr sollen zehn Mrd. Euro an Immobiliendarlehen vergeben werden, bisher lag das Ziel bei acht bis neun Mrd. Euro. Bereits in den ersten neun Monaten wurden 7,6 Mrd. Euro erreicht, was einem Anstieg von 15 Prozent entspricht. Nach Einschätzung von Andreas Pläsier von M.M. Warburg erscheint aber selbst die Schwelle von zehn Mrd. Euro als zu konservativ. In 2012 und 2013 entfielen auf das vierte Quartal 52 und 36 Prozent des gesamten Neugeschäftsvolumens. Der Experte ist davon überzeugt, dass Aareal das obere Ende der Prognose-Spanne übertreffen wird.
Positiv ist vor allem auch die letzte Rückzahlung der erhaltenen Staatsbeihilfe über 0,3 Mrd. Euro zu sehen. Dies reduziert nicht nur die Kapitalkosten, sondern versetzt die Wiesbadener auch in die Lage, künftig höhere Dividenden zu zahlen. Inzwischen sitzt der Konzern auf einem guten Kapitalpolster und könnte bei der Vorlage des vorläufigen Jahresergebnisses am 25. Februar 2015 Details zu einer möglichen satten Sonderdividende verkünden. M.M. Warburg rechnet nach 0,75 Euro für 2013 und ein Euro für das laufende Jahr mit 3,65 Euro für 2015 und 3,90 Euro für 2016. Auf Basis des aktuellen Kurses würde die Dividendenrendite von derzeit rund 2,8 Prozent auf zehn bis elf Prozent steigen.
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Kein Stress mit dem Stresstest
Auch in den übrigen Disziplinen ist die Aktie attraktiv. Der Buchwert liegt knapp über dem aktuellen Kurs und beträgt gut 36 Euro. Auch das 2015er-KGV von 11,5 lässt noch weiter Luft nach oben. Grünes Licht kam zuletzt von der EZB. Im Vergleich zu anderen Bankwerten meisterten die Wiesbadener den Stresstest mit Bravour. Im Basisszenario kam das Unternehmen auf eine Kernkapitalquote von 16,5 Prozent - deutlich mehr als gefordert (acht Prozent). Selbst im Krisenszenario ist die Bank mit einer Quote von 11,8 Prozent bestens gerüstet, hier war eine Mindestschwelle von 5,5 Prozent vorgegeben. Zur Einordnung: Bei der Commerzbank lag der Wert bei acht Prozent, für die Deutsche Bank wurden 8,8 Prozent ermittelt.
Mit der Aktie der Aareal Bank erhalten Anleger einen soliden Finanzwert, der über ein stabiles und bewährtes Geschäftsmodell verfügt und in der Vergangenheit mit einem zuverlässigen Gewinnwachstum überzeugte. Versüßt wird die Investmentstory durch die Aussicht auf eine prozentual zweistellige Dividendenrendite. Natürlich ist aber auch die Aareal-Aktie nicht frei von Risiken. Sollte sich die Rezession in Italien verschärfen oder die europäische Schuldenkrise verstärkt zurückmelden, dürfte auch der Kurs leiden. Zudem hat der Vorstand mit der Serie von Prognose-Erhöhungen in der Vergangenheit die Erwartungen nun sehr hoch gelegt. Hier besteht somit auch Enttäuschungspotenzial, falls beim 2015er-Ausblick im Februar nicht die erhofften Signale geliefert werden. Unter dem Strich dominieren aber eindeutig die Kaufargumente. Aus technischer Sicht fehlt nur noch ein frisches Rekordhoch auf Wochenbasis. Damit wäre zugleich die seit Sommer bestehende Konsolidierung abgeschlossen und würde weiteres Aufwärtspotenzial entfachen. Börse Online taxiert das Kursziel auf 42 Euro.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".
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