Mit Blick auf die Umsatzverteilung steuert das Segment Software und IT-Dienstleistungen bei den Wiesbadenern nur einen sehr kleinen Teil bei. Der Fokus liegt auf der Finanzierung von Büro-, Einzelhandels-, Hotel-, Logistik- und Wohnimmobilien in Europa, Nordamerika und Asien. Entscheidender Faktor in diesem Bereich sind natürlich die Zinsen. Während Sparer unter dem durch die Notenbankpolitik initiierten Niedrigzinsumfeld leiden, nutzen Bauherren das verlockende Umfeld. Sehr zur Freude der Aareal Bank, die in den vergangenen Jahren von der Krise bei den heimischen Konkurrenten wie der Commerzbank-Tochter Eurohypo oder der Hypo Real Estate profitierte und zuletzt durch geschickte Zukäufe ihre Präsenz im Markt ausbaute.
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EZB-Stresstest bereitet keine Sorgen
Bestes Beispiel ist die Ende März gekaufte Corealcredit Bank. Nach einer Neuausrichtung haben sich die Frankfurter auf die Finanzierung von Gewerbeimmobilien in Deutschland fokussiert und schreiben seit 2007 schwarze Zahlen. Mit dem Deal stärkt die Aareal Bank nicht nur ihre Position in der gewerblichen Immobilienfinanzierung, sondern schafft von Anfang Wert für die Aktionäre. Das Geldinstitut wurde mit einem deutlichen Abschlag auf den Buchwert gekauft und im laufenden Jahr konsolidiert. Kombiniert mit den dauerhaft niedrigen Zinsen bietet die Übernahme einen Hebel für die Aareal-Aktie, deren Buchwert bei rund 32 Euro liegt. Mit Einbeziehung der Corealcredit Bank steigt nun der Buchwert. Dank der Übernahme dürfte sich der Vorsteuergewinn 2014 und 2015 um 15 bis 20 Mio. Euro p.a. erhöhen, der Barwert des kumulierten Gewinns je Aktie dürfte in den kommenden drei Jahren mehr als drei Euro betragen.
Den jüngsten Beleg für die Stärke der Bank lieferten die Zahlen zum Auftaktquartal. Wegen einer Zuschreibung von 150 Mio. Euro auf den Firmenwert der Corecoralcredit schoss der Gewinn vor Steuern und Anteilen Dritter auf 215 Mio. Euro. Aber auch ohne diesen Einmaleffekt steigerte die Gruppe ihr Betriebsergebnis mit 65 Mio. Euro sowohl gegenüber dem Vorjahresquartal von 47 Mio. Euro als auch gegenüber dem starken Schlussquartal 2013 mit 58 Mio. Euro. Besonders das Zinsergebnis bereitet Bank-Chef Wolf Schumacher viel Freude. In den ersten drei Monaten kletterte der Zinsüberschuss um 19 Prozent auf 144 Mio. Euro. Insbesondere das gestiegene Volumen des Kreditportfolios wirkte sich positiv auf den Zinsüberschuss aus.
Nach dem erfreulichen Auftakt rechnet das Management für das Gesamtjahr mit einem Anstieg des Zinsüberschusses auf 610 bis 640 Mio. Euro nach 527 Mio. Euro im Vorjahr. Das Betriebsergebnis dürfte in der Range zwischen 370 bis 390 Mio. Euro liegen, bereinigt um die Effekte der Corecoralcredit -Akquisition werden 220 bis 240 Mio. Euro erwartet. Die Eigenkapitalrendite dürfte bei neun Prozent liegen, mittelfristig werden zwölf Prozent angepeilt.
Auch der anstehende Bankenstresstest dürfte Vorstandschef Schumacher anders als so manchen Kollegen keine schlaflosen Nächte bereiten. Ende des ersten Semesters lag die Kernkapitalquote bei 15,9 Prozent, die harte Kernkapitalquote errechnet auf Basis der strengen Basel III-Vorschriften liegt bei 11,9 Prozent. Ein beruhigendes Polster im Vergleich zum Sektordurchschnitt der Stoxx 50 Banken von 10,3 Prozent. Zudem wurde die Aareal Bank nicht als globale systemrelevante Bank eingestuft, was sich vorteilhaft auf die Anforderungen an den Kapitalpuffer auswirkt.
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Üppige Sonderdividende
Für die Aareal Bank eröffnet sich die Möglichkeit, die Quote in den kommenden Jahren in Richtung zehn bis elf Prozent zu senken, was wiederum berechtigte Hoffnungen auf eine Sonderdividende aufkeimen lässt. "Wenn wir langfristig überschüssiges Kapital haben sollten, werden wir dieses an den Aktionär zurückgeben", ließ Finanzvorstand Hermann Josef Merkens bereits im März durchblicken. Nach 0,75 Euro für 2013 rechnet Börse Online für 2014 mit einer regulären Dividende von einem Euro und 1,50 Euro im kommenden Jahr. Analysten spekulieren bereits auf eine Sonderdividende von vier bis 4,50 Euro je Aktie in naher Zukunft. Die Dividendenrendite könnte dann locker prozentual zweistellig ausfallen. In diesem Jahr ist aber noch nicht mit einer Entscheidung zu rechnen, bis Ende 2016 sollte aber Klarheit herrschen. Zunächst steht noch die Rückzahlung der restlichen Stillen Einlage des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung über 300 Mio. Euro auf der Agenda.
Die starke Kapitalausstattung der Bank und die damit verbundenen hohen Dividendenfantasien sind der wesentliche Kurstreiber. Ein Teil dieser Katalysatoren ist sicherlich im Kurs bereits eingepreist, dass KGV ist mit 11,9 leicht erhöht. Dank der Aussicht auf weiter niedrige Zinsen und somit gute Geschäfte sollte der Immobilienfinanzierer auch künftig gute Geschäfte erzielen. In der Vergangenheit hat das verlässliche Management mehrfach einen guten Riecher bewiesen und schaffte den Spagat aus guten Wachstumschancen bei gleichzeitig kontrolliertem Risiko. Wer dennoch lieber etwas vorsichtiger agieren möchte, wartet einen nachhaltigen Sprung über die Barriere aus 2006 und 2007 um 35 Euro ab. Spätestens mit frischen Rekordhochs dürfte der nächste Aufwärtsimpuls einsetzen.