Schnäppchenjäger haben beim Online-Bummel gute Karten: Im Netz gibt es zahlreiche Portale, mit denen sie Preise vergleichen können. Und die lassen sich ganz einfach benutzen: Man macht Angaben zu dem gewünschten Artikel, die Suchmaschine vergleicht dann die Preise der Offerten im Internet und wirft die günstigsten Angebote aus.
Wie schön wäre es, denkt sich da der Anleger, gäbe es bei Aktien doch etwas Ähnliches. Also so eine Art Suchmaschine, mit der er innerhalb eines festgelegten Aktienuniversums, beispielsweise eines Index, nach den günstigsten Aktien suchen kann. Da müsste er einfach "DAX" eingeben, und schon würden die Aktien aus dem deutschen Leitindex schön sortiert nach ihrer Bewertung angezeigt werden.
So etwas gibt es tatsächlich. Im Internet finden sich einige Datenbanken, bei denen sich Aktien nach ihrer Bewertung filtern lassen, in der Regel anhand ihres Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV). Das KGV ist so etwas wie die "Leitwährung" bei der Aktienbewertung und setzt den Gewinn eines Unternehmens in Bezug zum Aktienkurs. Ein KGV von zehn zeigt, dass die erwarteten Gewinne in den nächsten zehn Jahren den Preis für die Aktien "wieder eingespielt" hätten. Je niedriger das KGV, umso günstiger ist also die Aktie. Ganz einfach.
KGV allein reicht nicht
Aber ist das wirklich so simpel? Genügt ein niedriges KGV, um günstige Aktien ausfindig zu machen? Mitnichten. Zwar hat diese Kennzahl bei Anlegern nicht umsonst einen hohen Stellenwert, sind doch die Gewinne, die ein Unternehmen in Zukunft erwirtschaftet, das entscheidende Kriterium für das Potenzial einer Aktie. Steigen die Gewinne, legt meist auch der Aktienkurs zu.
Leider aber ist auf das KGV nicht all zu viel Verlass: Zum einen lassen sich die zukünftigen Gewinne eines Unternehmens nur schätzen und schnell kann es da zu Änderungen kommen. Das gilt vor allem für zyklische Unternehmen, die stark von der Konjunktur abhängen. Schwächelt die Wirtschaft, verkaufen etwa Automobilhersteller weniger Autos, weil die Konsumenten weniger Geld in der Tasche haben. Das drückt auf die Gewinne der Hersteller.
Zum anderen ist der Gewinn keine klar definierte Größe, sondern lässt sich - etwa durch Abschreibungen - beeinflussen. "In der Realität kann der Gewinn formbar wie Fensterkitt sein", sagt etwa US-Starinvestor Warren Buffett. Und schließlich ist ein hohes KGV per se kein Zeichen für eine zu hohe Bewertung - nämlich dann, wenn das Unternehmen und dessen Gewinne rasant wachsen. Dann werden hohe KGVs schnell Makulatur. Vor allem in der Technologiebranche gibt es viele solche Unternehmen.
Damit wird klar: Anleger müssen auch noch andere Kennzahlen mit einbeziehen, wenn sie bewerten wollen, wie günstig eine Aktie wirklich ist. Und weil das Ganze ein komplexer Vorgang ist, fliegt die einfache Preis-Suchmaschine aus dem Rennen, sie ist der Aufgabe nicht gewachsen. Stattdessen braucht es eine profunde und umfassende Recherche in prall gefüllten Datenbanken. Aber der massive Aufwand lohnt sich: Wirklich günstige Aktien bieten oft ein ziemlich hohes Aufwärtspotenzial.
Auf Seite 2: Globale Suche
Globale Suche
Wir haben uns deswegen auf die Suche nach den günstigsten Aktien gemacht - und das weltweit. Insgesamt hat die Redaktion rund 1500 Aktien gecheckt. Dazu griff sie auf folgende Indizes zurück: in Deutschland auf den DAX, MDAX, TecDAX und SDAX. Dazu gesellte sich für Europa der Stoxx 600, in dem auch Aktien von europäischen Ländern liegen, die nicht der Eurozone angehören. Für die USA nahmen wir die Aktien des S & P 500 unter die Lupe, für Japan die Werte des Nikkei 225.
In Deutschland kamen durch den SDAX auch Unternehmen mit einem Börsenwert unter einer Milliarde Euro infrage, wie sie im SDAX zu finden sind, ausländische Werte mussten dagegen mindestens eine Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro aufweisen. Grund: In Deutschland gibt es auch bei den kleineren SDAX-Werten einen ausreichenden Handel an den Börsen. Internationale Werte werden dagegen oft weniger in Deutschland gehandelt, eine ausreichende Liquidität ist nicht immer gewährleistet. Zudem muss mit höheren Spreads zwischen An- und Verkaufskurs gerechnet werden.
Diese riesige Menge an Aktien unterzogen wir dann einem umfangreichen Bewertungscheck. Dabei bekam das geschätzte KGV für das Jahr 2017 mit einer Gewichtung von 25 Prozent einen recht hohen Anteil am Gesamtergebnis. Eine gleich hohe Bedeutung erhielt auch der Cashflow, eine von Privatanlegern eher vernachlässigte Bewertungsgröße. Dabei ist sie sehr wichtig: Cashflow lässt sich mit "Zahlungsstrom" übersetzen und bezeichnet im Falle eines positiven Werts den Zufluss an liquiden Mitteln innerhalb einer Abrechnungsperiode und beantwortet damit die Frage, wie viel Geld (und nicht: wie viel Gewinn) erwirtschaftet wurde.
Und im Gegensatz zum Gewinn kann der Cashflow kaum durch Bilanztricks manipuliert werden. "Bilanzen und Gewinne sind Fiktionen, Cashflow dagegen ist Realität", bringt es Chris Chocola, US-Geschäftsmann und früherer Vertreter des Bundesstaats Indiana im US-Repräsentantenhaus, auf den Punkt.
Besonderes Augenmerk schenkten wir dabei dem freien Cashflow, der dem operativen Cashflow (Jahresergebnis bereinigt um alle Größen, die nicht zu echten Zahlungsströmen geführt haben) minus Investitionen plus Desinvestitionen entspricht. Mit den Mitteln aus dem freien Cashflow können Unternehmen Dividenden zahlen oder Aktien zurückkaufen. Der freie Cashflow verdeutlicht damit, wie viel Geld für die Aktionäre eines Unternehmens tatsächlich übrig bleibt. Als Bewertungskenngrößen flossen das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) mit zehn Prozent und das Kurs-freier-Cashflow-Verhältnis (KFCV) mit 15 Prozent in das Gesamtergebnis ein.
Daneben berücksichtigten wir mit einem Anteil von 20 Prozent das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Weist ein KBV einen Wert unter eins auf, bedeutet dies, dass der Börsenwert unter dem Buchwert des Unternehmens liegt. Weiterhin wurde mit einem Anteil von zehn Prozent das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) berücksichtigt. Ein Wert von eins bedeutet hier, dass pro Euro Umsatz an der Börse ein Euro bezahlt wird.
Schließlich berücksichtigte die Redaktion noch die Dividendenrendite (Anteil 20 Prozent). Für sich allein eignet sie sich kaum, um Rückschlüsse auf die Bewertung einer Aktie zu ziehen. Schließlich verfolgen die Unternehmen unterschiedliche Dividendenstrategien: Manche schütten eine möglichst hohe Quote des Gewinns aus, andere investieren lieber oder kaufen Aktien zurück. In der Gesamtschau mit den anderen Bewertungskennziffern aber kann die Dividendenrendite dennoch einen Hinweis auf die Bewertung geben. Liegt sie hoch, deutet das auf eine günstig bewertete Aktie hin. Zudem mögen Anleger derzeit Aktien mit hohen Dividendenrenditen.
Anhand dieses Bewertungsansatzes checkte Euro die genannten Aktienindizes auf der Suche nach den 100 günstigsten Aktien der Welt. Um das Ergebnis nicht zu verfälschen, wurden dabei je Region - also Deutschland, Europa, USA und Japan - die günstigsten 25 Werte herausgefiltert.
Grund für die regionale Unterscheidung: Das allgemeine Bewertungsniveau ist in den einzelnen Regionen unterschiedlich (siehe Chartleiste auf Seite 3). So sind etwa US-Aktien traditionell höher bewertet als europäische Papiere. Berücksichtigt man dies nicht, wären kaum US-Aktien unter den herausgefilterten Werten gewesen (siehe Tabellen auf Seite 4).
Auf Seite 3: KGV, KBV und Ausschüttungen
KGV, KBV und Ausschüttungen
Top Five
Danach erstellten wir für jede Region fünf Top-Empfehlungen. Das sind jeweils die am günstigsten bewerteten Aktien, die aber noch ein weiteres Kriterium gemeistert haben: Ihre Gesamtrendite pro Jahr durfte auf Sicht von zehn Jahren nicht negativ sein. Diese Rendite setzt sich aus Kursgewinnen plus gezahlten Dividenden zusammen. So war es etwa für deutsche Versorger, deren Aktien im Gefolge der Energiewende in den vergangenen Jahren massiv an Wert eingebüßt hatten, trotz einer sehr günstigen Bewertung nicht möglich, unter die Top-Empfehlungen zu kommen.
Die Top-Five-Aktien jeder Region stellen wir auf den kommenden Seiten im Detail vor. Anleger sollten dabei aber beachten, dass alle diese Empfehlungen spekulativ sind. Daher verstehen sie sich lediglich als Vorschläge für den spekulativen "Schnäppchenanteil" im Depot, aber nicht als Vorschlag zur Strukturierung des Gesamtdepots.
Auf Seite 4: Die 100 günstigsten Aktien der Welt
Die 100 günstigsten Aktien der Welt
Wir haben folgende Aktienindizes untersucht: DAX, MDAX, TecDAX und SDAX (Deutschland); Stoxx 600 (Europa); S & P 500 (USA); Nikkei 225 (Japan). Dabei legten wir Wert auf die fundamentalen Kennzahlen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2017, Kurs-Buch-Verhältnis (KBV), Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) und Kurs-Free-Cashflow-Verhältnis (KFCV).
Daneben floss noch die Dividendenrendite ein. Die Gesamtrendite pro Jahr in den letzten zehn Jahren, die sich aus der Kursentwicklung der Aktie plus Dividenden zusammensetzt, wurde bei der Auswahl der Top-Aktien ebenso wie die Branche noch berücksichtigt. Sortierung alphabetisch und nach Region
Stichtag: 19.01.2017; 1 sortiert alphabetisch und nach Region; 2 erwartetes KGV für 2017; 3 erwartetes KBV für 2017; k. A.= keine Daten bei Bloomberg verfügbar; war mehr als eine Kenngröße nicht verfügbar, wurde die jeweilige Aktie nicht berücksichtigt; alle Daten ohne Gewähr; Quelle: Bloomberg, €uro
Auf Seite 5 bis 10: Die günstigsten Aktien Deutschlands
Die günstigsten Aktien Deutschlands
Deutsche Aktien bieten Chancen für Schnäppchenjäger, weil sie im Vergleich günstig bewertet sind. Fünf Papiere haben derzeit ein besonders attraktives Einstiegsniveau.
Der deutsche Aktienmarkt ist im weltweiten Vergleich günstig bewertet. So liegt das für 2017 erwartete durchschnittliche KGV nach Daten des Wirtschaftsdienstes Bloomberg für den HDAX - den Sammelindex mit allen 110 Werten aus DAX, MDAX und TecDAX - bei 14,5, das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 1,7. So günstig ist kaum eine andere Börsenregion bewertet. Damit ist Deutschland ideal für Schnäppchenjäger.
Allerdings gibt es auch Gründe dafür, weshalb deutsche Aktien vergleichsweise niedrig bewertet sind. Zum einen ist die Bundesrepublik keine Ausnahme auf dem Alten Kontinent - auch andere europäische Aktien notieren auf einem ähnlichen Bewertungsniveau. Somit bewegt sich der deutsche Aktienmarkt im Europa-Takt. Zum anderen ist die deutsche Wirtschaft mit einem starken Standbein in zyklischen Branchen wie Automobil oder Chemie jedoch ziemlich anfällig für konjunkturelle Risiken. Entsprechend schwanken zyklische Aktien auch stärker als eher defensive Papiere wie Aktien von Nahrungsmittelherstellern. Wegen der höheren Schwankungen werden zyklische Werte von Investoren mit einem Risikoabschlag "bestraft".
Und schließlich gilt die deutsche Wirtschaft als exportlastig. "Die deutsche Volkswirtschaft hängt fundamental von internationalen Vernetzungen und Marktzugängen ab", sagt die neue Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Damit steht die deutsche Wirtschaft vor besonderen Herausforderungen angesichts der US-Abschottungspolitik sowie des anstehenden EU-Austritts der Briten.
Gute Aussichten
Bisher aber bleiben die deutschen Unternehmen bei den Ausfuhren optimistisch. Ihre Exporterwartungen stiegen im Dezember laut Daten des Münchner Ifo-Instituts an: "Die protektionistischen Töne des neuen US-Präsidenten lassen die Wirtschaft derzeit unbeeindruckt." Allerdings sank der Ifo-Index insgesamt etwas und zeigt damit an, dass die deutschen Unternehmen eine Eintrübung der Konjunktur erwarten.
Dabei wird es aber kaum zu stärkeren Verwerfungen kommen. Denn der Binnenmarkt hat sich in Deutschland zu einer wichtigen Konjunkturstütze entwickelt. Und der Binnenmarkt wird 2017 weiter brummen: Das vom Meinungsforschungsinstitut GfK veröffentlichte Konsumklima für Februar ist um 0,3 auf 10,2 Punkte gestiegen. "Dies spricht dafür, dass auch im laufenden Jahr der private Konsum die Hauptstütze des Aufschwungs in Deutschland bleibt und die Konjunktur damit widerstandsfähiger gegen die zu erwartenden außenwirtschaftlichen Störfeuer macht", sagt Stefan Kipar, Deutschland-Experte bei der BayernLB. Das sollte auch deutschen Aktien Rückenwind geben.
Auf Seite 6: Aareal Bank-Aktie
Aareal Bank-Aktie
Gerade erst hat die Aareal Bank einen Pfandbrief im Wert von einer halben Milliarde Euro platziert. Vor allem deutsche Investoren haben das Papier gezeichnet, insgesamt hätten die Wiesbadener auch 1,5 Milliarden Euro erlösen können.
Pfandbriefe gehören zum Kerngeschäft des Konzerns, der vor allem als internationaler Immobilienfinanzierer auftritt - von Büros über Hotels bis zu Wohnimmobilien. Durch dieses klar fokussierte Geschäftsmodell auf Gebäude kam die Aareal Bank relativ unbeschadet durch die Finanzkrise und kann auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld anders als andere Finanzinstitute ordentlich Geld verdienen. Zudem haben die Hessen mit der IT-Tochter Aareon einen Dienstleister für die Immobilienwirtschaft, der in den kommenden Jahren kräftig wachsen soll.
Die Aareal Bank ist sehr solide finanziert, die wichtige Kernkapitalquote lag Ende September 2016 bei komfortablen 17,6 Prozent. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank brachte es zum gleichen Zeitpunkt auf 12,6 Prozent. Die Aktien sind zwar absolut betrachtet günstig bewertet, weisen aber im Vergleich zur Bankenbranche einen Aufschlag auf. Dafür zahlt Aareal jedoch auch eine attraktive Dividende.
Auf Seite 7: Aurubis-Aktie
Aurubis-Aktie
Die Aktie von Aurubis (früher: Norddeutsche Affinerie) kennt seit einem Jahr nur einen Weg: nach oben. Grund sind die steigenden Rohstoffpreise - auch bei Kupfer, dem mit Abstand wichtigsten Produkt der Hamburger. Aurubis ist einer der weltgrößten Kupferproduzenten und beim Recycling von Kupfer sogar die Nummer 1. Die Aktie schwankt aber relativ stark, je nachdem, wie sich der Kupferpreis verhält. Kein Wunder, schaut man sich die Gewinnentwicklung an. So war im Geschäftsjahr 2015/16, das am 30. September abgelaufen ist und von niedrigen Kupferpreisen geprägt war, die operative Rendite (ROCE) von 18,7 Prozent drastisch auf 10,9 Prozent eingebrochen. Damit lag sie auch deutlich unter dem von Aurubis selbst angepeilten Zielwert von 15 Prozent.
Für das aktuelle Geschäftsjahr erwartet Vorstandschef Jürgen Schachler aber im Gefolge des deutlich gestiegenen Kupferpreises wieder bessere Zahlen. Zudem liebäugelt der Konzern schon länger mit Zukäufen, spekuliert wird dabei vor allem, dass es in Richtung Lateinamerika oder Asien geht. Genug Geld ist da: Der nahezu schuldenfreie Konzern wies im Dezember 2016 Barmittel in Höhe von 472 Millionen Euro aus.
Auf Seite 8: ElringKlinger-Aktie
ElringKlinger-Aktie
Geht es nach Analysten, dann ist mit der Aktie von ElringKlinger wenig zu holen. Von den 21 beim Wirtschaftsdienst Bloomberg gelisteten Analysten empfehlen neun, sie zu verkaufen, und acht raten zum Halten. Nur vier Analysten empfehlen, die Aktie des Automobilzulieferers zu kaufen.
In der Tat gibt es gerade wenig Grund zum Jubeln. Das Unternehmen mit Sitz in Dettingen an der Ems produziert für fast alle Automobilhersteller Zylinderkopf- und Spezialdichtungen. Diese Dichtungen braucht es vor allem bei den aufwendigen Verbrennungsmotoren. Der Trend, so sagen Marktforscher, gehe aber mittel- bis langfristig zu Elektromotoren. Auch ElringKlinger versucht, sich im Bereich E-Mobilität ein neues Standbein aufzubauen.
Zudem bleibt unklar, wie sich die Abschottungspolitik von Donald Trump auf die deutsche Autoindustrie auswirkt. Darüber hinaus leidet ElringKlinger auch noch an einem Luxusproblem: Die Schwaben bekommen so viele Aufträge, dass sie teure Sonderschichten fahren müssen, was auf die Gewinne drückt.
Dieser Cocktail hat die Aktie sehr billig gemacht. Sollte es nun zu einer positiven Überraschung kommen, bietet das Papier ein erhebliches Aufwärtspotenzial.
Auf Seite 9: Hannover Rück-Aktie
Hannover Rück-Aktie
Das Geschäftsmodell ist komplex: Rückversicherer müssen bei ihren Planungen stets das Unvorhersehbare miteinkalkulieren. Bei ihnen versichern sich die Versicherungsunternehmen ihrerseits gegen Großschäden, etwa Naturkatastrophen. Tritt so ein Schadensfall ein, kann das schnell sehr teuer werden. Umgekehrt gilt aber auch: Kommt es zu wenigen Schäden, verdienen Rückversicherer prächtig.
Die Hannover Rück ist nach Munich Re und Swiss Re der drittgrößte Rückversicherer weltweit und gehört mehrheitlich dem Versicherungsriesen Talanx, ebenfalls mit Sitz in Hannover. Vorstandschef Ulrich Wallin ist zuversichtlich, dass das Gewinnwachstum des Konzerns sich mittel- bis langfristig fortsetzen wird. Steigen die Gewinne über mehrere Jahre, sieht Wallin auch die Option, die reguläre Dividende anzuheben. Aber schon jetzt bietet der Konzern mit einer Dividendenrendite von 4,7 Prozent seinen Aktionären einiges. Und damit nicht genug: Wallin will auch daran festhalten, den Aktionären immer wieder Zuckerl zu genehmigen: "Solange die Gewinne stabil bleiben, werden wir Sonderdividenden zahlen, um den Anstieg des Eigenkapitals abzubremsen", sagte Wallin Ende Oktober auf einer Investorenkonferenz.
Auf Seite 10: Hornbach Holding-Aktie
Hornbach Holding-Aktie
Sagt man Hornbach, denkt fast jeder unweigerlich an die Baumarktkette. Zwar ist die Hornbach Baumarkt AG die mit Abstand größte Beteiligungsgesellschaft der Holding, die 76,4 Prozent der Baumarkt-aktien besitzt (die restlichen Papiere halten freie Aktionäre).
Unter dem Dach der Holding gesellt sich daneben aber auch noch die Hornbach Baustoff Union GmbH, die Baustoffe vor allem an gewerbliche Kunden vertreibt.
Die dritte Beteiligung der Holding ist die Hornbach Immobilien AG, ein Entwickler von Einzelhandelsimmobilien, der gleichzeitig einen Großteil des umfangreichen Immobilienvermögens der Hornbach-Gruppe hält. Diese beiden Beteiligungen gehören der Hornbach Holding zu 100 Prozent.
Weil momentan in Deutschland ein Bauboom herrscht, laufen auch die Geschäfte von Hornbach gut. So stieg beispielsweise der Umsatz der Holding in den ersten neun Monaten ihres Geschäftsjahrs (das im Februar endet) um 5,9 Prozent auf rund 3,2 Milliarden Euro. Dieser Trend dürfte anhalten. An der Börse werden sowohl Aktien der Holding als auch der Baumarkt AG gehandelt. Die Aktien der Holding sind aber gemessen an ihren fundamentalen Kennzahlen etwas günstiger bewertet.
Auf Seite 11 bis 16: Die günstigsten Aktien Europas
Die günstigsten Aktien Europas
Europas Aktienmärkte sind niedriger bewertet als Börsen in den USA und Japan. Besonders Finanzwerte sind günstig. Doch es gibt noch andere Qualitätsaktien.
Schaut man auf die günstigsten Aktien in Europa, fällt vor allem die Versicherungsbranche auf. Unter den 25 am niedrigsten bewerteten Aktien des Kontinents inklusive Großbritannien sind Versicherungen mit Abstand am stärksten vertreten (siehe Tabelle auf Seite 4). Das gilt sowohl für Erstversicherer wie AXA als auch für Rückversicherer wie Swiss Re.
Der Grund: Den Finanzunternehmen sind in den vergangenen Jahren die Gewinne weggebrochen. Zum einen unterliegen sie immer stärkeren regulatorischen Zwängen. Zum anderen sorgt das Minizins-Niveau dafür, dass sie ihre vereinnahmten Prämien kaum noch renditeträchtig anlegen können.
Durch die gesetzlichen Regelungen sind Versicherer nämlich dazu angehalten, einen Großteil ihres Geldes nicht am Aktienmarkt, sondern in Anleihen zu investieren. Deren Kurse aber sind in den vergangenen Jahren so gestiegen, dass sich damit kaum noch Rendite erzielen lässt. Die hohen Kurse sind sowohl dem niedrigen Zinsniveau, an dem sich auch die Renditen der Anleihen orientieren, als auch dem Anleihe-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) geschuldet. Die Notenbank kauft derzeit Monat für Monat für viele Milliarden Euro Bonds. Die EZB richtet ihre Geldpolitik vornehmlich an der Inflationsrate aus. Die Preise in Euroland sind aber in den letzten Jahren weit unter die EZB-Zielmarke von zwei Prozent gefallen.
Comeback der Inflation
Nun aber scheint dieser Trend zu drehen. Die Inflation in der Eurozone zieht rapide an. Im Januar lag sie bei 1,8 Prozent und damit schon fast auf Höhe der EZB-Zielmarke. Das liegt in erster Linie jedoch an den gestiegenen Energiepreisen, wie jeder Autofahrer an der Tankstelle merkt.
Das bedeutet aber nicht, dass die EZB gleich die Zinsen erhöhen wird oder aus ihrem Anleihe-Kaufprogramm aussteigt. "Der Horizont unserer Geldpolitik ist die mittlere Frist. Wir reagieren nicht auf kurzfristige Fluktuationen, besonders nicht auf solche, die von Energie- oder Rohstoffpreisen hervorgerufen wurden", betont EZB-Direktor Benoît Cœure.
Sollte sich der Trend aber verfestigen, wird die EZB reagieren müssen. Dann dürften die Aktien von Versicherern neben denen von Banken zu den großen Gewinnern gehören.
Aber nicht nur Versicherungsaktien sind in Europa günstig. Generell sind Europas Börsen derzeit im Vergleich mit den USA und Japan niedrig bewertet. Um die Schnäppchenaktien nicht nur auf Versicherer zu beschränken, haben wir in der Auswahl neben AXA und Swiss Re auch die günstigsten Aktien aus anderen Branchen berücksichtigt. So lässt sich das Investment breiter streuen, und eine einseitige Ausrichtung auf eine Branche wird vermieden.
Auf Seite 12: AXA-Aktie
AXA-Aktie
In der europäischen Versicherungslandschaft werden die Karten gerade neu gemischt: So steht etwa die Übernahme des italienischen Riesen Generali durch die ebenfalls in Italien ansässige Bank Intesa San Paolo wohl unmittelbar bevor. Auch die Allianz schaut sich eifrig nach Übernahmekandidaten um. Aber AXA, nach der Allianz der zweitgrößte Versicherungskonzern Europas, hält sich zurück. Das Credo des erst seit September 2016 als AXA-Chef amtierenden Thomas Buberl lautet, lieber gegen die wachsende Konkurrenz von Facebook oder Alphabet gerüstet zu sein, als für viel Geld einen Wettbewerber zu kaufen. "Heute antworten unsere Mitarbeiter am Telefon, morgen werden sie auf dem Facebook-Messenger antworten müssen", sagt der 44 Jahre alte deutsche AXA-Vorstandsvorsitzende.
Die AXA-Aktie ist wie die meisten Papiere von europäischen Versicherern derzeit sehr günstig bewertet. Angesichts der herrschenden Niedrigzinsen haben die Versicherer ähnlich wie die Banken Probleme, ihr Geld zu attraktiven Konditionen zu investieren. Im Vergleich zum deutschen Branchenprimus weisen die Franzosen aber nochmals einen Abschlag bei der Bewertung auf.
Auf Seite 13: Energias de Portugal-Aktie
Energias de Portugal-Aktie
Energias de Portugal (EDP) ist der größte Versorger Portugals. Rund die Hälfte seiner Erträge erzielt der Konzern auf der iberischen Halbinsel, der Rest verteilt sich auf Brasilien und die weltweit tätige Tochter EDP Renováveis.
Vor allem wegen seines Brasilien-Geschäfts rutschte der Konzern in die Krise, durch einen Giftcocktail aus Rezession in der größten lateinamerikanischen Wirtschaft und Trockenheit. EDP setzt in Brasilien stark auf Wasserkraft und leidet natürlich entsprechend, wenn es dort nicht regnet. Nun aber hat die brasilianische Wirtschaft wohl ihren konjunkturellen Tiefpunkt überwunden und die Stauseen sind auch wieder besser gefüllt.
Das zeigt sich in den Neunmonatszahlen des aktuellen Geschäftsjahres: Das operative Ergebnis (Ebitda) ging zwar um drei Prozent zurück, rechnet man aber Einmaleffekte heraus, gab es ein Plus gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum von zehn Prozent auf nun 2,8 Milliarden Euro. Zudem ist es EDP gelungen, die Verschuldung zurückzufahren. Die Ratingagentur Moody’s hat schon reagiert und bewertet die Bonität des Konzerns mit Sitz in Lissabon nun mit der Note "Baa3" - damit spielt EDP in der erstklassigen Investment-Grade-Liga.
Auf Seite 14: Renault-Aktie
Renault-Aktie
Prestige-Sieg für Renault: Der französische Autoriese hat 2016 insgesamt 3,18 Millionen Fahrzeuge verkauft. Die bisherige Nummer 1 in Frankreich, PSA (Marken: Citroën und Peugeot) kam auf 3,15 Millionen Autos. Allein in Europa legte Renault um 11,8 Prozent auf 1,81 Millionen Neuzulassungen zu und ist damit nach eigenen Angaben hinter VW der zweitgrößte Autoverkäufer auf dem Alten Kontinent.
Die Franzosen kooperieren seit 1999 mit dem japanischen Autobauer Nissan. Mit ihrer Kernmarke Renault sind sie vor allem in Kontinentaleuropa und in den Schwellenländern stark. In den USA sind sie so gut wie nicht vertreten. Entsprechend wären sie auch kaum betroffen, sollte Präsident Donald Trump Strafzölle gegen nicht in den USA produzierte Autos erheben. Und auch in Großbritannien ist Renault vergleichsweise schwach vertreten und so vom Brexit weniger stark betroffen als andere Autohersteller.
Allerdings könnte 2017 trotzdem ein schwieriges Jahr werden: Es gibt immer wieder Hinweise darauf, dass auch Renault bei den Abgaswerten geschummelt habe. Bislang weist der Konzern mit Sitz in Boulogne-Billancourt bei Paris diese Anschuldigungen aber zurück.
Auf Seite 15: Pearson-Aktie
Pearson-Aktie
Die britische Verlagsgruppe Pearson leidet unter einem sich verändernden Umfeld. Der Konzern ist mit seinen Büchern vor allem im Bildungsbereich stark aufgestellt. Aber wegen steigender digitaler Alternativen leidet die Sparte.
"Das Bildungswesen geht durch eine nie dagewesene Phase der Veränderungen und der Volatilität" sagt Pearson-Chef John Fallon. Gerade hat er bekannt gegeben, sich vom Verlagshaus Penguin Random House zu trennen. Damit treibt Fallon die Restrukturierung des Konzerns in Richtung digitaler Geschäftsmodelle wie etwa Lernsoftware weiter voran, schon früher hatte er die "Financial Times" und den "Economist" abgestoßen.
Die Börse hat die jüngsten Pearson-Pläne nicht gut aufgenommen; nach deren Bekanntgabe stürzte der Kurs um rund 30 Prozent ab, konnte sich dann aber wieder etwas erholen. Auf Sicht von zehn Jahren bringt die Aktie es in der Gesamtrendite, also Kursentwicklung plus gezahlter Dividenden, nun noch auf ein knappes Plus von 0,4 Prozent im Jahr. Das liegt vor allem an der hohen Dividende. Jedoch hat Fallon schon gesagt, dass die Zeiten stetig wachsender Dividenden erst einmal passé sind. Jetzt drohen wohl eher Kürzungen.
Auf Seite 16: Swiss Re-Aktie
Swiss Re-Aktie
Die Schweizerische Rückversicherungs- Gesellschaft (kurz: Schweizer Rück) macht innerhalb Europas keine Ausnahme: Wie die gesamte Branche leidet auch der Konzern mit Sitz in Zürich unter dem herrschenden Preisdruck, dem aktuellen Niedrigzinsumfeld sowie den verschiedenen regulatorischen Einschränkungen. Dazu gesellt sich die gestiegene politische Unsicherheit nach der US-Wahl und den bevorstehenden Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich.
Daher ist auch die Aktie der Swiss Re, wie sich die Gruppe außerhalb der Schweiz nennt, sehr günstig bewertet. So liegt das KGV gerade mal bei zehn und der Buchwert übersteigt gar den aktuellen Börsenwert. Das Züricher Unternehmen fährt eine aktionärsfreundliche Politik und beabsichtigt, langfristig die Dividende mit dem Gewinn steigen zu lassen oder zumindest stabil zu halten.
Schon jetzt bietet der Anteilschein eine ausgesprochen attraktive Dividendenrendite von fünf Prozent. Außerdem soll Kapital, das nicht fürs Geschäft benötigt wird, über Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückgezahlt werden. Das Unternehmen ist nach Munich Re der zweitgrößte Rückversicherer der Welt und rund um den Globus tätig.
Auf Seite 17 bis 22: Die günstigsten Aktien aus den USA
Die günstigsten Aktien aus den USA
Aktien aus den USA sind in den vergangenen Jahren besser gelaufen als jeder andere Markt. Trotzdem gibt es noch immer günstige Qualitätsaktien mit Aufholpotenzial
Geht es um den Aktienmarkt, müssen die USA nicht erst groß werden - wie es US-Präsident Trump unablässig fordert -, sie sind es längst. Bezogen auf die 23 wichtigsten Industrieländer der Welt stellen US-Titel rund 60 Prozent der Börsenkapitalisierung. Zum Vergleich: Japanische Titel tragen als Nummer 2 nur neun Prozent dazu bei.
Diese US-Dominanz hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt, da sich die dortigen Börsen deutlich besser entwickelt haben als die im Euroraum oder in Japan.
Das kommt nicht von ungefähr. Ein zentraler Grund für die gute Performance der US-Börsen ist die spezifische Struktur des US-Markts. In keinem anderen finden sich zum Beispiel so viele Tech-Werte aus der Digital- und Internetbranche, die deutlich stärker wachsen als Firmen der Old Economy. Auch margenstarke Biotech- und Pharmafirmen sind überproportional repräsentiert. "Rund 35 Prozent der Gewichtung des S & P 500 entfallen auf innovative und wachstumsstarke Branchen wie Software, Technologie und Gesundheit", sagt Michael Beyer-Enke, US-Fondsmanager bei der Deka. Das ist ein erheblich größerer Anteil als in den Top-Indizes anderer Industrienationen. Der in den letzten Jahren problematische Rohstoff- und Energiesektor ist dagegen mit unter zehn Prozent deutlich kleiner als etwa im britischen Leitindex FTSE 100.
Hohe Ausschüttungen
Zudem treibt die rege Übernahmeaktivität in den USA den Aktienmarkt an. Sieben der zehn größten Übernahmen der jüngeren Wirtschaftsgeschichte fanden in den Vereinigten Staaten statt. Und: Aktionärsinteressen wird - meist wegen des Drucks mächtiger Investmentgesellschaften im Hintergrund - ein hoher Stellenwert beigemessen. Entsprechend ausschüttungsfreudig zeigen sich viele US-Firmen.
Anders als die exportorientierten Volkswirtschaften Deutschlands und Japans zeichnen sich die USA durch große Importfreude aus. Kein Binnenmarkt der Welt ist größer. Das ist für eine Vielzahl der US-Unternehmen ein zentraler Aspekt, stammt das Gros ihres Geschäfts doch aus den USA selbst.
Diese Firmen könnten auch künftig von einer "USA First"-Politik Trumps profitieren. Das gilt insbesondere, wenn die neue US-Administration den Ankündigungen, die Unternehmensteuern zu senken, auch Taten folgen lässt. Einige Konzernlenker zeigten sich da zuletzt allerdings skeptisch. Profitieren könnten auch Finanz- und Versicherungstitel, falls die von der Regierung Trump erhoffte Lockerung der im Zuge der Finanzkrise verschärften Regulierungen tatsächlich kommt.
Trotz hoher Bewertung bieten US-Aktien noch Potenzial für Anleger, die genau hinsehen und solide und besonders günstige Titel wählen.
Auf Seite 18: Ford-Aktie
Ford-Aktie
Ford war 2016 die beliebteste Automarke der USA - das siebte Jahr in Folge. Auch bei Trucks war die Firma spitze. Und unter den Transportern räumt keiner weltweit mehr ab als das Ford-Schlachtschiff Transit.
Doch der Profit blieb deutlich hinter diesen Bestmarken zurück. Der Nettogewinn sackte 2016 um mehr als ein Drittel auf 4,2 Milliarden Euro ab. Hauptgrund dafür waren erhöhte Rückstellungen für Pensionen. Aber auch das operative Geschäft in Asien und Südamerika bescherte Verluste.
Selbst in den USA fiel die operative Marge, während Wettbewerber ihre Profitabilität verbessern konnten. Dagegen verdiente der US-Autobauer in Europa noch nie so gut wie vergangenes Jahr. Ein Grund war der im Vergleich zu den Vorjahren bessere Wechselkurs.
Auch die Aktionäre freuten sich über die mit über drei Milliarden Euro höchste Ausschüttung seit Jahren. Weiterer Pluspunkt war die verbesserte Cash-Position, auch wenn die Eigenkapitalquote mit 13 Prozent ausbaufähig bleibt. Sollten Steuervorteile für einheimische Produzenten, wie von Trump angekündigt, Wirklichkeit werden, dürfte Ford dank seiner starken US-Produktion profitieren - das ist auch der Grund, eine geplante Fabrik in Mexiko nicht zu bauen.
Auf Seite 19: GAP-Aktie
GAP-Aktie
Volle Lager sind gerade für Textilfirmen ein Graus. Denn wie Schnäppchenjäger wissen, kann die Ware nach der Saison oft nur noch verramscht werden. Auch wenn der US-Bekleidungskonzern GAP ein Spezialist für solche Outlet-Stores ist, in denen alte Kollektionen günstig abgegeben werden; die schwache Textilnachfrage macht der Firma seit Jahren zu schaffen.
Das zeigt sich neben hohen Lagerbeständen an seit 2014 schrumpfenden Umsätzen. Das ist besonders in den USA ein Problem, wo der Konzern 75 Prozent seiner Waren über die Marken Athleta, Banana Republic, GAP, InterMix und Old Navy absetzt. Die Firma aus San Francisco versucht, mit einer Shop-Konzentration und neuen Designs gegenzusteuern. So hat sich die Ladenfläche 2016 weltweit um drei Prozent verringert. Die Chefin der schwächelnden Halbedelmarke Banana Republic musste gehen.
Zuletzt zeigte der Trend wieder nach oben. Das Weihnachtsgeschäft war vor allem bei den Marken GAP und Old Navy spürbar besser als im Jahr zuvor. So soll der Gewinn je Aktie 2016 am oberen Ende der erwarteten Ergebnisspanne bei 1,80 Euro liegen. Auch wenn das 15 Prozent weniger als 2015 sind. Verfestigen sich die Erfolge, hat die Aktie Erholungspotenzial.
Auf Seite 20: Prudential Financial-Aktie
Prudential Financial-Aktie
Mit einem verwalteten Vermögen von einer Billion Euro zählt der US-Finanzdienstleister Prudential weltweit zu den größten Häusern seiner Art. Im Portfolio befinden sich Lebens- und Rentenversicherungen, sowie Fonds und andere Investmentprodukte.
Neben Privatpersonen zählt der Finanzspezialist öffentliche Einrichtungen sowie Firmen zu seinen Kunden, etwa für Pensionsfonds. Die Firma ist in Nordamerika, Europa, Lateinamerika und Asien präsent.
Wie für alle Unternehmen, die mit Versicherungsanlagen Rendite erzielen müssen, waren die letzten Jahre wegen der ultraniedrigen Zinsen nicht einfach. Doch Prudential kompensiert das durch gute Erträge im Anlagegeschäft, auch wenn der Gewinn bis September 2016 insgesamt niedriger ausfiel als im Jahr zuvor.
Die Aktionäre konnten sich dennoch über die höchste Quartalsdividende seit 2012 sowie milliardenschwere Aktienrückkäufe freuen. Gemessen am Buchwert, dem Anlagevolumen, der Dividendenrendite und der Abdeckung der Kapitalrisiken durch Eigenkapital ist Prudential ein günstiges werthaltiges Investment. Das Finanzhaus könnte 2017 dank der Zinswende auch im klassischen Versicherungsgeschäft wieder höhere Erträge erzielen.
Auf Seite 21: Valero Energy-Aktie
Valero Energy-Aktie
Valero Energy ist laut eigener Aussage das größte konzernunabhängige Erdölraffinerieunternehmen der Welt. Mit einer Kapazität von drei Millionen Barrel pro Tag kann die Firma etwa drei Prozent der globalen Förderung verarbeiten.
Zudem ist Valero bei der Produktion von Bio-Ethanol führend, das Benzin beigemischt wird. Wegen niedriger Ölpreise sind die Raffineriemargen aber kräftig unter Druck. 2016 hat sich der operative Gewinn aus dem klassischen Geschäft gegenüber dem Vorjahr fast halbiert. Produktion und Vermarktung von Ethanol waren deutlich profitabler.
Valero hat seine Aktionäre dennoch bei Laune gehalten und trotz Gewinnrückgangs die Dividende um 40 Prozent erhöht. Zusammen mit Aktienrückkauf-Programmen hat das texanische Unternehmen über 140 Prozent des Nettogewinns 2016 an die Anteilseigner ausgeschüttet. 2017 sollen es mindestens 75 Prozent sein.
Dennoch stiegen die flüssigen Mittel im Jahresverlauf um 650 Millionen Euro auf 4,5 Milliarden Euro, ohne dass die Verschuldung erheblich zugenommen hätte. Die Eigenkapitalquote lag deutlich über 40 Prozent.
Auch wenn der Ölpreis unter Druck bleibt, Valeros anlegerfreundliche Politik wird sich auch in Zukunft fortsetzen.
Auf Seite 22: Western Digital-Aktie
Western Digital-Aktie
Western Digital ist ein Speicherspezialist der ersten Stunde. Die US-Firma produziert Festplattenspeicher (HDD) für Notebooks, PCs und Elektrogeräte sowie mobile Speicherkarten. Bei HDD hat die Firma einen Weltmarktanteil von 40 Prozent. Diese Position hat WD durch kostspielige Übernahmen erreicht.
So wie 2012 der Kauf des US-Wettbewerbers HDST, der nur unter hohen Auflagen der Kartellbehörden gelang. So forderte die chinesische Wettbewerbsaufsicht, dass WD die Firma bis 2017 fortführen müsse. Damit fallen im laufenden Geschäftsjahr zwar noch einmal 370 Millionen Euro Kosten an.
Doch dem stehen doppelt so hohe Synergiegewinne gegenüber, betont WD. Belastend war auch der anleihenfinanzierte Erwerb des Speicherkartenspezialisten SanDisk 2016 - zumindest für die Bilanz.
Die Verschuldungsquote stieg von 40 auf 66 Prozent. Zudem sorgten starker Wettbewerb und geringere Nachfrage 2015/16 für sinkende Gewinne. Die Aussichten sind aber angesichts der bald abgeschlossenen Übernahmen und der damit erkauften Marktstellung gut.
Der Wettbewerbsdruck wird zwar anhalten, doch digitale Speicher werden in einer Welt kontinuierlich wachsender Datenvolumen große Bedeutung behalten.
Auf Seite 23 - 28: Die günstigsten Aktien Japans
Die günstigsten Aktien Japans
Japans Aktienmarkt ist viel anlegerfreundlicher als früher. Dank Währungsschwäche und steigenden Ausschüttungen haben günstig bewertete Aktien aus Exportbranchen Potenzial.
Shinzo Abe hat aufgeräumt. Zwar ist nicht alles, was Japans Premier in den vergangenen Jahren angefasst hat, um die Wirtschaft zu modernisieren, zu Gold geworden. Doch am Aktien-markt kann sich seine Bilanz sehen lassen. Hatten sich die Firmen an Tokios Börse zuvor wenig aus Shareholder-Value oder der Kommunikation mit Investoren gemacht, erfreuen sich Anleger dank neuer Gesetze nun bisher unbekannter Wertschätzung.
So schaffen es nur die Firmen in den neuen JPX-Nikkei 400, die höchste Bewertungen bei Kapitalrendite, Gewinn und Marktwert erzielen und zugleich in Sachen Firmenverantwortung und Transparenz spitze sind.
"Japanische Aktien profitieren von dem grundlegenden Wandel in der Unternehmensführung mit nachhaltigen Effekten für Kapitalrenditen und Ausschüttungen", sagt Lilian Haag, Managerin der Japan- Fonds der Deutschen Asset Management. Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe haben in Japan deutlich zugelegt.
Die durchschnittliche Dividende je Aktie, die die etwa 2000 Firmen zahlen, die im Topix-Index vertreten sind, ist laut Bloomberg seit 2012 um 50 Prozent gestiegen. Zugleich gelang es den Konzernen trotz nur moderat wachsender Umsätze, die Profitabilität deutlich zu erhöhen - nicht nur, aber auch wegen der Entlastung infolge fallender Ölpreise.
Daher häufen die Firmen immer mehr Liquidität an. Die Geldmittel liegen auf historischem Rekordniveau. Umgekehrt konnten die Topix-Firmen ihre Nettoverschuldung in den vergangenen fünf Jahren um mehr als die Hälfte drücken.
Die Entdeckung des Aktionärs. Mit der seit 2015 gesetzlich verpflichtenden anlegerfreundlichen Politik beginnt sich auch das Dickicht zu lichten, das viele der Mischkonzerne umgibt, die traditionell Japans Wirtschaft und den Aktienmarkt prägen. Dabei handelt es sich etwa um die zig Milliarden schweren Handels- und Beteiligungsgesellschaften, deren Geflecht an Geschäften historisch durch den Mangel an heimischen Rohstoffen bedingt ist. Bei Übernahmen und Zusammenschlüssen ist in Japan noch einiges zu erwarten.
Für 2017 sind die Aussichten für japanische Aktien positiv. Vor allem, da der Yen weiter abwerten und damit die Geschäfte der Exportnation beflügeln könnte. Während in den USA die Zinswende eingeleitet ist und auch die Europäische Zentralbank allmählich die Zügel der Geldpolitik strafft, will Japans Notenbank ihre Politik der offenen Geldschleusen nicht ändern. Schon heute sind die Negativzinsen nirgends auf der Welt extremer. Für japanische Aktien spricht zudem, dass die Wiederentdeckung des Aktionärs gerade erst anfängt. Anleger können sich weiter auf einen Geldregen aus Fernost freuen.
Auf Seite 24: Itochu-Aktie
Itochu-Aktie
Hinter Branchenprimus Mitsubishi Corp. ist die Tokioter Itochu-Gruppe mit rund 40 Milliarden Euro Jahresumsatz das zweitgrößte der typisch japanischen Handelshäuser ("sogo shosha"). Mehr als die Hälfte des Geschäfts entfällt auf die zuletzt margenschwachen Sektoren Energie, Chemie und Rohstoffe.
Daneben sind Textilien, Maschinenbau und Ernährung große Geschäftsfelder. Und Itochu handelt mit einer Vielzahl weiterer Produkte. So ist man seit Kurzem Miteigentümer eines Windparks vor der deutschen Nordseeküste. Gerade das Handelsgeschäft zeigte sich im am 31. März zu Ende gehenden Geschäftsjahr margenstärker.
Mit einem Gewinnsprung bei Lebensmitteln sowie Sondereffekten sorgt das dafür, dass der Konzern trotz niedrigerem Umsatz einen kräftigen Anstieg des Nettogewinns je Aktie um 45 Prozent erwarten kann. Der Cashbestand war zuletzt kräftig auf über fünf Milliarden Euro geklettert.
Zu schaffen machten Itochu - wie anderen Konzernen auch - zu teuer eingekaufte Bergwerksbeteiligungen, doch das scheint großteils verdaut.
Ein schwächerer Yen und die Stabilisierung der Rohstoffpreise geben der Aktie Potenzial, ebenso wie eine künftig mögliche Entflechtung der Geschäfte.
Auf Seite 25: JX Holdings-Aktie
JX Holdings-Aktie
Der japanische Markt für Benzin und Diesel ist einer der größten der Welt. Zugleich sinkt aber seit Jahren die Nachfrage. Daher macht der Ende Dezember durch die Aktionäre abgesegnete Zusammenschluss von Japans größtem Raffineriebetreiber und Kraftstoffanbieter JX Holdings mit der Nummer 4, TonenGeneral Sekiyu, Sinn. Der neue Energieriese wird Stationen schließen und durch Synergien die Margen verbessern.
Ebenfalls wichtig: der Sprung ins benachbarte Ausland. Noch macht JX kaum 20 Prozent seiner Umsätze im Export. Das soll sich ändern. So kooperiert JX bereits mit dem staatlichen Tankstellenbetreiber Vietnams. Das ist deshalb attraktiv, weil in den aufstrebenden asiatischen Staaten die Nachfrage nach Automobilen und Kraftstoffen noch jahrelang wachsen wird.
JX ist zudem auch in Metallproduktion und -handel (vor allem Kupfer) aktiv, profitiert überproportional im Fall steigender Rohstoffnotierungen und eines fallenden Yen.
Trotz der großen Bedeutung für Japan ist JX an der Börse deutlich niedriger bewertet als ähnlich große Wettbewerber aus den USA. Nachholpotenzial besteht also, und Aktionäre können sich zudem auf zumindest stabile Dividendenzahlungen verlassen.
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Marubeni-Aktie
Marubeni zählt wie Itochu zu den fünf größten Handelshäusern Japans. Die Firma plant, die Sektoren Ernährung und Agrarchemie sowie Transport und Infrastruktur auszubauen. Dabei zielt man auf wachsende Mittelschichten in Schwellenländern Asiens und Subsahara-Afrikas.
Der steigende Wohlstand treibt die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und modernen Dienstleistungen. Aus diesen Zukunftsmärkten soll bis 2020 über die Hälfte des Nettogewinns kommen. Zugleich will die Firma weg vom klassischen Energie- und Rohstoffgeschäft. Dieses soll künftig für weniger als zehn Prozent des Konzerngewinns stehen. Seine Strategie will Marubeni auch über Finanzbeteiligungen an öffentlichen Grundversorgungseinrichtungen von Schwellenländern umsetzen. Dazu zählen Investments mit fester Rendite in Wasser- und Abwassersysteme.
Von der neuen Fokussierung sollen auch die Aktionäre profitieren. So plant der Vorstand, die Ausschüttungsquote bis zum nächsten Jahrzehnt von 20 auf 25 Prozent zu erhöhen. Schon jetzt setzt die Firma konsequent auf innere Wertsteigerung.
Allein im noch laufenden Geschäftsjahr wuchsen die liquiden Mittel um 1,5 Milliarden Euro auf über sechs Milliarden Euro.
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Mitsubishi Chemical Holding-Aktie
Die Aktien von Mitsubishi Chemical zählen zwar zu den billigsten Qualitätstiteln Japans. Für die Produkte des Chemie-Gemischtwarenladens gilt das aber nicht.
So produziert eine Tochter Carbonfasern für Sportwagen-Ikone Lamborghini. Ein anderes Beispiel sind Komponenten für Lithium-Ionen-Batterien, die für die Elektromobilität unerlässlich sind.
Die Mitsubishi-Holding umfasst eine Handvoll teils selbst börsennotierter Gesellschaften, die eine Vielzahl von Chemieprodukten und Kunststoffen herstellen. Das reicht von Basis-Chemikalien bis zu Nahrungsmittelzusätzen und Pharmazeutika.
Zwar rechnet der Vorstand im zu Ende gehenden Geschäftsjahr wegen des starken Yen und der relativ schlechten globalen Chemiekonjunktur mit einem Umsatzrückgang in fast allen Segmenten.
Dennoch soll der Nettogewinn wegen geringerer Steuerzahlungen und der Veräußerung verlustreicher Geschäfte um mehr als 20 Prozent steigen. Nach der Prognose würde das Ergebnis je Aktie mit rund 68 Cent so gut ausfallen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im ersten Halbjahr war die Kapitalrendite bereits von 9,5 auf 11,1 Prozent gestiegen. Auch künftig soll die Kapitalrendite gestärkt und die Verschuldung abgebaut werden.
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Nissan Motor-Aktie
Rückrufe auf Rekordniveau: Das hat Autobauer Nissan 2016 getroffen. Vor allem der Absatz in Japan war (Stand Ende September) um 20 Prozent niedriger als 2015. Betroffen waren unter anderem Kleinwagen des Partners Mitsubishi, die unter dem Nissan-Logo verkauft werden.
Doppelt misslich, da Nissan seit Ende des Jahres zu einem Drittel an Mitsubishi beteiligt ist. Diese japanische Konsolidierung ist grundsätzlich sinnvoll, um Kosten zu senken. Zudem gibt es positive Nachrichten von Nissan: etwa steigende Absätze in China und anderen asiatischen Wachstumsmärkten.
Auch das Geschäft in den USA brummte. Der Trump-Faktor macht Prognosen hier aber schwierig.
Weiteres Plus: Die Firma ist bei Zukunftsthemen wie Elektroautos (speziell in China) und Internet vorn dabei. Nissan unterhält eine Kooperation mit Microsoft.
Auch wenn die Schulden niedriger sein könnten - die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind höher als das Eigenkapital -, unterm Strich ist die Firma aus Yokohama bilanziell gut aufgestellt und profitabel.
Im Verhältnis zum Gewinn gibt es kaum günstigere Autoaktien. Auch die Liquidität ist spürbar gestiegen. Angesichts einer möglichen Abwertung des Yen sind die Exportaussichten für 2017 gut.