Mit dem Rücktritt von Stefan Raab verliert ProSiebenSat.1 sein Zugpferd. Der RTL-Konkurrent muss nun seine quotenträchtigen und damit werberelevanten Raab-Sendeplätze anders füllen - mit einem neuen Moderator oder neuen Formaten. Das dürfte Geld kosten und möglicherweise Einbußen bei den Werbeeinnahmen bringen. Die Firma wollte sich am Donnerstag nicht dazu äußern, wie das geschehen soll. Erfolglos hatte ProSieben - bei dem Raab allein mehr als 16 Jahre lang Shows wie "TV total", "Schlag den Raab" oder die "Wok-WM" moderierte - zuvor noch versucht, den gelernten Metzger zu einer mehrjährigen Vertragsverlängerung zu bewegen.
"Das hat mich sehr geehrt. Dennoch habe ich meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung und mit Überzeugung getroffen", erklärte Raab am Mittwochabend. "Ich habe mich entschlossen, zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen." Gründe nannte der 48-jährige Kölner Moderator, Entertainer, Komponist und Produzent nicht. ProSiebenSat.1 zeigte sich enttäuscht. "Mit Stefan Raabs Entschluss, seine TV-Karriere zu beenden, geht eine TV-Ära zu Ende", erklärte Senderchef Wolfgang Link. "Sollte er jemals einen Rücktritt vom Rücktritt in Erwägung ziehen: Bei ProSieben stehen ihm alle Türen offen."
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AKTIE GERÄT UNTER DRUCK
Die Aktionäre reagierten verunsichert. Die im MDax notierte ProSiebenSat.1-Aktie fiel um bis zu 2,4 Prozent. Raab sei ein Garant für überdurchschnittliche Einschaltquoten in der werberelevanten Zielgruppe gewesen, erklärte DZ-Bank-Analyst Harald Heider. Es sei kaum auszumachen, was das Karriere-Ende des Aushängeschilds nun aus finanzieller Sicht für den Sender bedeute. Es dürfte aber schwierig werden, die Ergebnisbeiträge, die Raab lieferte, zu halten. Am 7. Juli lädt ProSiebenSat.1 zu seiner Pressekonferenz nach Hamburg ein, dann soll es auch erste Informationen zum neuen Fernsehjahr geben.
Raab hat sich nicht nur als Moderator einen Namen gemacht, sondern erfand auch zahlreiche Shows. So feierte 2010 einen großen Erfolg mit "Unser Star für Oslo", in der Lena Meyer-Landrut von den Zuschauern als Vertreterin für den Eurovision Song Contest (ESC) 2010 gewählt wurde und diesen gewann. Auch nach seinem Rückzug bleibt Raab aber Teil des TV-Geschäfts. Denn produziert werden seine Shows von der 1994 gegründeten Kölner Brainpool TV, an der er beteiligt ist und zu der seine Produktionsfirma Raab TV gehört. Für die Firma, die auch für RTL und Das Erste im Einsatz ist, stehen Comedy-Stars wie Christoph Maria Herbst ("Stromberg"), Bastian Pastewka oder Anke Engelke vor der Kamera. Brainpool war am Donnerstag nicht zu erreichen.
Reuters